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Die rot-grüne Mehrheit in Bad Camberg ist futsch

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Von: Petra Hackert

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Altes Rathaus Bad Camberg: In der Stadtpolitik werden die Karten neu gemischt.
Altes Rathaus Bad Camberg: In der Stadtpolitik werden die Karten neu gemischt. © Petra Hackert

Grüne legen zu, SPD verliert vier Mandate, CDU bleibt stabil stärkste Fraktion, FDP bekommt zwei Sitze

Bad Camberg -Die Grünen sind der klare Wahlsieger, die FDP zieht ein, die CDU bleibt stabil und, das ist eine bittere Pille für die Bad Camberger SPD: Sie verliert vier Mandate. Damit ist trotz des Zugewinns von zwei Sitzen der Grünen die rechnerische rot-grüne Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung futsch. Schwarz-gelb könnte es heißen, doch auch das wäre knapp mit nur einer Stimme Mehrheit. Denn die CDU bleibt mit weiterhin 17 Sitzen stärkste Fraktion, gefolgt von der SPD mit nun elf, den Grünen mit sieben und der FDP mit zwei Mandaten.

"Heute ist ein schöner Tag", kommentierte CDU-Fraktionschef Daniel Rühl gestern Nachmittag das Ergebnis. Für seine Fraktion und ihn persönlich, der mit 4717 Voten die meisten auf sich vereinen konnte, gefolgt von der bisherigen Bad Camberger Ortsvorsteherin Susanne Wenz-Erk (SPD) mit 4515 Stimmen.

"Wettbewerb der Ideen", so hatte es Rühls Vorgänger im Fraktionsvorsitz Michael Abendroth einmal genannt und damit gemeint, dass sich für gute Sachthemen Mehrheiten finden müssten. Das kann ein Vorteil sein, gerade mit Blick auf sehr knappe Mehrheitsverhältnisse. Personell sieht sich die CDU sehr gut aufgestellt, auch bei den Neuzugängen. Für gute Arbeit in anderen Bereichen bekannt sind unter anderem der Unternehmer Ulrich Menken, der frühere Stadtbrandinspektor Helmut Thies und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Georg Minde. "Wir haben eine gute Mischung aus Neuen und Bewährten, Leute, die über die Maßen engagiert sind und mit viel Herzblut dabei", sagt Rühl. Man hätte sich mehr Frauen gewünscht. Und: Coronabedingt habe der direkte Kontakt gefehlt, viel online und in Videokonferenzen laufen müssen. Trotzdem sei es der CDU gelungen, über den Sommer neue Mitglieder hinzuzugewinnen. Im Parlament sei es mit diesem Wahlergebnis gelungen, eine Blockbildung zu knacken. Man könne nun möglicherweise bestimmte Themen leichter durchsetzen.

FDP: Zünglein an der Waage?

Dazu könnte die Finanzpolitik zählen - ein Schwerpunkt, den sich auch FDP-Spitzenkandidat Marc Bullmann gesetzt hat. Der Rechtspfleger war vor zwei Jahrzehnten schon einmal im Würgeser Ortsbeirat aktiv - damals noch für die CDU. Möglicherweise auch durch seine Bundeswehrzeit beeinflusst und, wie er selbst sagt, von bundespolitischen Themen bewegt, habe er den Wechsel zur FDP vollzogen. "Das hat keine lokalen Gründe." Es gibt also schon eine gewisse Nähe, man kennt sich, und: "Wir sind jetzt in einer komfortablen Situation, in der alles möglich ist." Der Newcomer (die FDP war mit Kerstin Weyrich, die später zu den Grünen wechselte, vor Jahren schon einmal im Parlament vertreten) will auf die Themen Haushalt (Stichwort angespannte Finanzlage) und Digitalisierung setzen.

"Die Grünen haben gewonnen, aber das Gesamtergebnis. . . " Fraktionschef Dieter Oelke kann sich nicht freuen, denn er hat in der Zusammenarbeit mit der SPD gute Chancen für grüne Themen gesehen. Dazu gehören Umwelt- und Naturschutz. Spitzenkandidat Manfred Lindner, durch die Gruppierung "Blühendes Bad Camberg" weithin bekannt, sieht nicht alle Felle davonschwimmen. "Die CDU hat ein Wahlprogramm, da sind unsere Themen drin", sagt er und zählt Radwege, Feldwege, Energiewende auf. "Und heutzutage kann doch niemand mehr ernsthaft etwas gegen Photovoltaik haben." Als Parlamentsneuling wirbt er für mehr Gelassenheit und einen entspannteren Umgang. Es gebe in vielen Bereichen Überschneidungen. "Da muss man schauen, wo man sich trifft."

Jürgen Eufinger, Vorsitzender der SPD-Fraktion, ist enttäuscht. Dass die Grünen im Landestrend zulegen und es bei der SPD schlechter aussieht - damit habe man gerechnet. Klima- und Umweltschutz seien zurzeit die starken Themen. Aber gleich vier Sitze zu verlieren sei bitter. Außerdem sei die SPD teilweise nicht so gut aufgestellt gewesen. In der CDU-Hochburg Würges gibt es für die Sozialdemokraten mittlerweile ein strukturelles Problem. Politisch habe man in der Vergangenheit tatsächlich stärker mit den Grünen zusammengearbeitet. Doch neue Mehrheiten führten vielleicht - wenn es den einmal so genannten Wettbewerb der Ideen geben solle - zu guten Konstellationen. "Es bleibt spannend, und wir haben auch in der Vergangenheit wichtige Themen gestaltet und gemeinsam Verantwortung getragen."

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