"Guckladen" oder "KURios einkaufen"

Kreativkreis denkt darüber nach, wie die Stadt interessanter gestaltet werden kann
Bad Camberg -Der Bad Camberger Kreativkreis für Gewerbe und Marketing hat am Dienstagabend in der Bad Camberger Ratshalle getagt. Diskutiert wurde mit Wilfried Weisenberger darüber, wie die Kurstadt für ihre Bewohner, Tages- und Kurgäste durch verschiedene Aktionen im Rahmen des hessischen Landesprogramms "Zukunft Innenstadt" unter dem Motto "Bad Camberg - echt KURios" interessanter gemacht werden kann.
Weisenberger ist Geschäftsführer des Fürther Büros SK Standort & Kommune Beratungs GmbH und moderiert in Bad Camberg den Ideenentwicklungs-Prozess. Über das Programm kann die Stadt noch bis Ende 2023 für verschiedene Projekte Fördermittel erhalten. Wie Weisenberger berichtete, können Existenzgründer, die in ein leerstehendes Bad Camberger Geschäft gehen, mit einem Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Mietkosten für bis zu zwei Jahre rechnen. Der Moderator des Arbeitskreises teilte mit, dass es durchaus schon Interessenten für das eine oder andere leerstehende Geschäft gebe. So sind eine Künstlergalerie im Gespräch, ein Eine-Welt- und Kneipp-Laden und ein Café.
Böses Erwachen
vermeiden
Weisenberger betonte, dass man aber immer am Anfang einer Idee über die Hessen Agentur klären solle, ob etwas wirklich förderfähig sei, um kein böses Erwachen zu erleben. Es müsse sich beispielsweise wirklich um einen Neuanfang handeln.
Der Fachmann hält es auch für die bessere Variante, erst, wenn Interessenten da sind, zu reagieren, als als Stadt einfach auf gut Glück leerstehende Geschäfte in Bad Camberg anzumieten.
An einigen Beispielen aus der Strackgasse machte Weisenberger deutlich, dass es interessante Objekte in der Innenstadt gebe, die sich potenzielle Existenzgründer einmal anschauen sollten. Es gibt im Rahmen des Arbeitskreises bereits spannende Ideen, wie man Bad Camberger und Stadtgäste auf das Geschäftsangebot der Kurstadt neugierig machen könnte. Beispielsweise durch die Einrichtung eines sogenannten "Guckladens". Dabei würde die Schaufensterscheibe abgeklebt. Durch ein paar Gucklöcher können die Spaziergänger ins Innere des Ladens schauen und mit Licht spannend präsentierte Waren anschauen. Diese müssten, wie die Arbeitskreis-Teilnehmer sich aber einig waren, regelmäßig ausgetauscht werden, damit dieser "Guckladen" nicht an Reiz verliere.
Weisenberger sagte, das Problem bisher sei, dass es dafür noch keinen Betreiber gebe. Die Alternative wäre laut ihm, dass die Stadt selbst den Laden übernimmt. Eine weitere Idee unter dem Motto "KURios einkaufen" ist ein begehbarer Laden, in dem den Besuchern über QR-Codes auch außerhalb der normalen Geschäftszeiten Lust auf im Ort erhältliche Produkte gemacht werden könnte. Der frühere Bürgermeister Wolfgang Erk (SPD) sagte, man könnte auch Betrieben aus dem Gewerbegebiet dort die Möglichkeit geben, für sich zu werben. Einige Unternehmen hätten bereits Interesse bekundet. Was die Kurstadt auch beleben könnte, ist ein langer verkaufsoffener Donnerstag einmal im Monat.
Markt bis 19 Uhr
offen lassen
Wilfried Weisenberger stellte umgesetzte Ideen aus anderen Städten vor. Beispielsweise könnte man das Shoppen mit Aktionen in der örtlichen Gastronomie verbinden, damit die Besucher abends noch länger in Bad Camberg verweilen. Erk möchte auch mit den Marktbeschickern reden, dass sie an diesen Shopping-Abenden ihren Markt zumindest bis 19 Uhr offenhielten. Es kam zudem die Idee auf, Kühe und andere Tiere zu präsentieren, weil das gerade für Familien zu einem Publikumsmagnet werden könnte.
Es wurde auch vorgeschlagen, auf dem Marktplatz Musik zu machen. So könnten die Besucher nach dem Shoppen noch ein bisschen draußen stehen, etwas trinken und miteinander ins Gespräch kommen. Erk erinnerte daran, dass donnerstags die Kurgäste wechselten und man aus der Aktion auch einen "Willkommens-Donnerstag" für die Kurgäste machen könne. Zum Beispiel könne man diese direkt an ihrer Klinik zu einer Stadtführung abholen. Erk glaubt, dass Kurgäste prinzipiell bereit seien, Bad Camberger Angebote anzunehmen. Man müsse sie nur darauf hinweisen.
Bernd Schlösser, Vorsitzender des Vereins Bad Camberg barrierefrei, sagte, es müsse ein Außenbild der Stadt erzeugt werden, das Lust auf Bad Camberg mache. Ein anderer Bürger meinte, dass man sich als Zielgruppe aber nicht nur auf Kurgäste beschränken solle, weil im Sommer auch viele Tagestouristen nach Bad Camberg kämen. Wolfgang Erk meinte, dass im Sommer viele Fremde im Kurpark seien, wo man schauen müsse, was man ihnen bieten könne. Es könnte beispielsweise Selfie-Punkte geben, an denen sich Gäste vor einem Kneipp-Rahmen mit dem Kurpark oder dem Marktplatz im Hintergrund fotografieren könnten. Schlösser hat die Idee, die Leute mit Figuren der "Vier Stadtbekannten" sowie des Pfarrers Sebastian Kneipp im Stadtbild neugierig auf einen Bummel durch Bad Camberg zu machen. Jedoch sollen die Gäste nicht wie in Bremen Esel, Hund, Katze und Hahn durchs Taunusstädtchen begleiten, sondern Geiss, Atzel, Fuchs und Gickel. Ob und wie diese Figuren verwendet werden sollen, ist aber noch offen.
robin klöppel