Corona-Regeln sorgen für Ärger: Klinik droht Patienten mit Entlassung – wenn Angehörige sich falsch verhalten

Die Krankenhausleitung der Bad Camberger Hohenfeld-Klinik im Kreis Limburg-Weilburg verteidigt ihre Corona-Regeln. Besuche sind derzeit nur auf dem Außengelände möglich.
Bad Camberg – Maskenpflicht, 3G-Regel und Einlassbeschränkungen. Die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sind vielseitig. Auch die Krankenhäuser im Landkreis Limburg-Weilburg tun einiges dafür, dass Patienten und Mitarbeiter nur einem möglichst geringen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Die Verantwortlichen in der Bad Camberger Hohenfeld-Klinik haben beispielsweise bereits im April 2020 ein Schild im Eingangsbereich aufgestellt. Dort steht Folgendes geschrieben: "Aufgrund des Infektionsschutzgesetzes ist das Betreten der Einrichtung ausschließlich Patienten und Mitarbeitern erlaubt. Besucher und anderen Personen ist der Zutritt verboten! Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht und führen zur sofortigen Entlassung des Patienten, dessen Angehörige zuwider gehandelt haben."
Dieses Hinweisschild sorgt nun für Verwirrung und Ärger. Die evangelische Pfarrerin Jutta Koslowski besuchte vor einigen Wochen ihren Mann in der Rehaklinik. Als sie das Schild entdeckte, wunderte sich die in Gnadenthal lebende Frau sehr. Besonders die "Androhung einer sofortigen Entlassung bei Zuwiderhandlung eines Angehörigen" sei laut Koslowski so nicht hinnehmbar. "Meiner Überzeugung nach ist diese Androhung sitten- und rechtswidrig", sagt die Pfarrerin. Innerhalb eines Rechtsstaates könne es nicht sein, dass ein Patient für etwas haftbar gemacht werde, das jemand anderes getan habe.
Corona-Regeln von Bad Camberger Klinik in der Kritik: „Aus meiner Sicht völlig unakzeptabel“
Die sofortige Entlassung eines Patienten bei Zuwiderhandlung eines Angehörigen könne zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen, da sich die Bewohner der Klinik aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit dort aufhielten. Die Rehaklinik werde im Falle einer Entlassung dem Auftrag, eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, nicht gerecht. "Sollte dieses Schild nur zur Abschreckung dienen, ist auch das aus meiner Sicht völlig unakzeptabel", sagt Koslowski. "Denn es sollte nicht mit leeren Drohungen agiert werden, sondern mit glaubwürdigen und geeigneten Maßnahmen."
Die Gnadenthalerin kritisiert darüber hinaus auch das "totale Besuchsverbot" innerhalb der Hohenfeld-Klinik. Dies sei nicht verhältnismäßig. Eine totale Abschottung passe nicht zu der vorsichtigen Öffnungspolitik. Außerdem beeinflusse der Kontakt zu den Angehörigen den Heilungsverlauf der Patienten in einer positiven Art und Weise. Deshalb seien Besuche wichtig. "In anderen Krankenhäusern der Region ist erkennbar, dass der Kampf gegen die Pandemie auch ohne solche drastischen Maßnahmen weitergehen kann", sagt Koslowski.
Bad Camberger Klinik: „Selbstverständlich würden wir keinen Patienten entlassen“
Die Verantwortlichen der Klinik in Bad Camberg haben sich nun zu den Vorwürfen geäußert. "Selbstverständlich würden wir keinen Patienten entlassen, sofern dies medizinisch nicht zu verantworten wäre und ohne zuvor mit dem zuständigen Kostenträger Rücksprache gehalten zu haben", teilt die Leitung der Reha-Klinik mit. Es sei aber wichtig, den Patienten klar vor Augen zu führen, welche Konsequenzen unerlaubte Besuche und damit eine Gefährdung von Mitpatienten und Beschäftigten haben könnten.
Bislang habe es keine Verstöße gegen die Anordnungen gegeben, die auf dem Schild zu lesen sind. Die Patienten und Besucher seien sehr geduldig und umsichtig. Die Mehrheit sei sogar dankbar, dass man sich nur langsam an die Normalität herantaste, um das bisher Erreichte im Kampf gegen das Virus nicht zu gefährden, so die Klinik.
Hohenfled-Klinik rechtfertigt Regelung – Geltende Regeln „in eigener Verantwortung“ beschlossen
"Das Besuchsverbot gilt lediglich für die Innenräume. Auf dem Außengelände sind Besuche gestattet", heißt es in der Mitteilung des Krankenhauses. Alle Patienten seien gehfähig, so dass jeder seine Angehörigen empfangen könne. Besuche innerhalb des Gebäudes habe man bereits im Frühjahr 2020 untersagt. Seitdem gelte die Maßnahme. Diese Entscheidung werde aber regelmäßig überprüft.
Die Einrichtung in Bad Camberg stehe zwar in stetigem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, allerdings habe die Leitung die geltenden Regeln "in eigener Verantwortung" beschlossen. Sie seien nötig, da es weiterhin hohe Fallzahlen gebe und man den Mitarbeitern sowie Patienten "größtmögliche Sicherheit" bieten wolle. "Auch während des Sommers sind die Schutzmaßnahmen hochgehalten worden", berichtet die Klinikleitung. "In Vorbereitung auf den Herbst und Winter haben wir alle getroffenen Maßnahmen nun noch einmal auf den Prüfstand gestellt, um rechtzeitig reagieren zu können, sobald sich steigende Inzidenzen abzeichnen."
Limburger Klinik mit ähnlicher Regelung: „Nur noch geimpfte und genesene (…) bekommen Zugang“
Auch in anderen Kliniken im Landkreis Limburg-Weilburg gelten weiterhin Corona-Maßnahmen. So sind im St.-Vincenz-Krankenhaus in Limburg zwar Besuche innerhalb des Gebäudes erlaubt, jedoch müssen dabei einige Regeln beachtet werden. "Nur noch geimpfte und genesene Personen mit einem tagesaktuellen Nachweis über einen negativen Corona-Test bekommen Zugang", teilt die Krankenhausgesellschaft mit. Darüber hinaus dürfe nur eine Person pro Tag einen Patienten besuchen. Jeder, der das Krankenhaus betritt, muss sich außerdem registrieren und wird nach möglichen Symptomen befragt.
Es habe in der Vergangenheit Besucher gegeben, die wenig Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen aufbrachten. "Wir weisen sie dann auf die Einhaltung dieser Regeln hin und verweisen darauf, dass dies nicht nur dem Schutz vulnerabler Gruppen dient, sondern letztlich auch ihrem eigenen sowie eine sichere medizinische und pflegerische Versorgung gewährleistet", heißt es in einer Mitteilung der Klinik. Wenn sich jemand nicht einsichtig zeige oder sich komplett widersetze, mache das Krankenhaus von seinem Hausrecht Gebrauch.
Corona-Maßnahmen – Auch Weilmünsterer Klinik schränkt Besuchszeiten ein
Auch die Vitos-Klinik Weil-Lahn in Weilmünster hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung des Virus zu vermeiden. "Momentan sind die Besuchszeiten eingeschränkt und variieren je nach Station", sagt Sprecherin Susanne Rosa. Alle Besuche müssten angemeldet werden. Ein Patient dürfe aktuell nur von zwei Personen besucht werden. "Alle Besucher müssen vor dem Betreten der Klinik einen offiziellen, negativen Schnelltest vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf", sagt Rosa.
Die Einrichtung setze auf die Kooperation mit den Besuchern. "Wir werben um Verständnis für die Hygiene- und Schutzmaßnahmen, indem wir verdeutlichen, dass sie dem gemeinsamen Ziel dienen, die Pandemie möglichst bald zu überwinden", berichtet die Sprecherin. Es gebe nur sehr vereinzelten Widerspruch gegen die geltenden Regeln. "Durch Gespräche und Aufklärung konnten wir bislang Akzeptanz und ein Befolgen der Regeln erreichen. (Tobias Ketter)