Speed-Marathon auf der A3: Spitzenreiter rast mit 180 durch Tempo-120-Zone

Die Polizei blitzt in fünf Stunden 220 Fahrzeuge auf der A3 zwischen Idstein und Bad Camberg in Fahrtrichtung Köln.
Bad Camberg – Der Speed-Marathon der hessischen Polizei hat gestern an der A3 zwischen Idstein und Bad Camberg mit Verspätung begonnen – die Weltkriegsbombe auf der Autobahn bei Medenbach, die dann doch keine war, hat alles um eine gute Stunde verzögert. Das war wohl auch der Grund, weshalb der erste, den die Polizei um 11.20 Uhr von der A3 herauswinkte und mit Motorradeskorte zur Kontrollstelle an der Tank- und Rastanlage Bad Camberg leitete, so schnell war. Durch den Stau war er zu spät dran, beruflich unterwegs.
„Ich habe Gas gegeben, als es wieder ging und dabei nicht aufgepasst“, sagt der 30-jährige Audi-Fahrer. 55 Stundenkilometer zu viel auf dem Tacho. Das Messgerät der Polizei hielt Tempo 175 fest, wo 120 erlaubt sind. Abzüglich sechs Stundenkilometer Toleranz also 49 drüber. „Das macht 320 Euro Strafe, zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot“, erklärt Polizeihauptkommissar Manuel Breuer. Er hat gerade mit dem Autofahrer gesprochen.
Blitzer-Marathon der Polizei auf der A3: Die meisten ärgern sich über sich selbst
„Die meisten sehen ihren Fehler ein, sind eher ärgerlich auf sich selbst als auf die Polizei“, sagt Polizeihauptkommissar Christian Wiepen, Sprecher des Polizeipräsidiums Westhessen. Und warum die Kontrolle in der Tempo-120-Zone zwischen Idstein und Bad Camberg und nicht am berüchtigten Elzer Berg? Wiepen: „Dort wird ohnehin geblitzt, und wir wollen an Stellen darauf aufmerksam machen, wo die Leute es nicht so gewohnt sind.“
Die Strecke zwischen Idstein und Bad Camberg ist vielbefahren. Der Blitzer in Fahrtrichtung Köln wird anschließend Überschreitungen fast im Minutentakt melden, berichten die Polizisten, die in ihrem mobilen Büro – einem Polizei-Transporter mit drei Arbeitsplätzen – sitzen und die Statistik führen.
Blitzer-Marathon auf der A3 zwischen Idstein und Bad Camberg: Auch Tuning ist ein Grund für Kontrolle
Nicht jeder wird herausgewunken und zum Gespräch eskortiert. Erst einmal die, die mit einem Fahrverbot belegt werden. Die ersten Gespräche sind ruhig, kein aggressives Verhalten der Temposünder. Christian Wiepen erklärt: „Das gibt es auch, Leute, die aggressiv auftreten, auf ihre Rechtschutzversicherung pochen. Die erreichen wir so nicht.“ Das ist erst mal nicht der Fall. Und er erklärt, weshalb sich der Aufwand lohnt: „Das direkte Gespräch danach hat einen ganz anderen Effekt als ein Schreiben Wochen später.“
Drei schwarze Audi A 3 werden nacheinander herausgewunken, die Fahrer zum Gespräch eskortiert. Einen weiteren Audi, auch ein Dreier und schwarz, holt die Polizei ohne Eskorte heraus. Das Auto sieht anders aus. Es ist getunt. Manuel Breuer schaut es sich genauer an. Reifen, Felgen, Fahrwerk - hier wurde einiges verändert, und das muss zur Betriebserlaubnis passen. Das Pärchen im Auto erklärt. "Sie sagten, sie seien gerade auf dem Weg zum TÜV", berichtet der Polizist. Angesichts der nagelneuen Teile könnte das stimmen. Einige Tuning-Veränderungen müssen eingetragen werden, sonst erlischt die Betriebserlaubnis.
Speed-Marathon auf der A3: Viele „übersehen“ Geschwindigkeitsbegrenzung
Was in Deutschland in jedem Fall verboten ist, ist eine Veränderung des Lichts. „Nach vorne ist nur weißes Licht erlaubt“, erklärt Breuer. In diesem Fall sind die Nebelscheinwerfer mit einer gelben Folie beklebt. Das Pärchen aus dem Auto versucht, sie abzumachen. „Das ist ein Mangel, der sofort beseitigt werden kann“, sagt der Polizist. Nur klappt es nicht. Also: Sie werden sie später entfernen müssen. Derweil trifft der nächste Wagen ein: Eine Frau ist zu schnell gefahren. Ihr droht ebenfalls ein Fahrverbot.
Welche Antworten bekommt die Polizei in einem solchen Fall am häufigsten? „Das habe ich nicht gesehen“, gehört auch dazu. Ist aber keine gute Replik, meint Christian Wiepen. „Die meisten sagen gar nichts mehr.“ Tempo-Überschreitungen, die von der Polizei gemessen würden, seien manchmal erheblich, berichtet er aus seiner Erfahrung. „Bei 250 Stundenkilometern schalten die Geräte ab, und das haben wir auch schon erreicht.“ Viele der mit geringen Überschreitungen gemessenen Autofahrerinnen und Autofahrer führen ihre moderate Fahrweise auf die kürzlich erhöhten Bußgeldsätze für Geschwindigkeitsüberschreitungen zurück. Zudem werden die aktuellen Spritpreise als Grund dafür angegeben, sich beim Druck auf das Gaspedal deutlich zurückzunehmen.
220 Fahrzeuge beim Speed-Marathon geblitzt – Spitzenreiter muss 895 Euro zahlen
Beim aktuellen Blitzer-Marathon sind 13 Leute im Einsatz, um an der Raststätte Bad Camberg-Ost Aufklärungsarbeit zu leisten. Drei Streifenwagen und eine Motorradstreife eskortieren die Autos heraus. Die Bilanz nach fünf Stunden Kontrolle: Insgesamt wurden 220 Fahrzeuge geblitzt, 26 davon wurden angehalten. Der Spitzenreiter aus den Niederlanden ist mit 180 Stundenkilometern abgelichtet worden. Er musste noch an Ort und Stelle eine Sicherheitsleistung von 895 Euro bezahlen. (Petra Hackert)