Wie sieht das Bad Camberg von morgen aus?

Bürgerworkshop "Stadtraum und Mobilität" sucht mit Fachexperten nach Zukunftsmodellen
Bad Camberg -"Lebendige Zentren": Im Rahmen dieses Projekts entwickeln die Unternehmen IKS Mobilitätsplanung, Stadtplaner ammon+sturm und des Landschaftsarchitektenbüro foundation 5+ Gestaltungskonzepte und Mobilitätskonzepte für den öffentlichen Raum. Dabei ist den Fachplanern Andreas Schmitz (IKS), Frank Ammon (ammon+sturm) und Michael Herz (foundation 5+) jedoch besonders wichtig, dass die Bürger in den Planungsprozess mit einbezogen werden. In einem Bürgerworkshop stellten die Fachplaner ihre bisherigen Ideen vor und gaben damit erste Impulse. Im Anschluss ist jedoch die Meinung der Bürger gefragt: Passen die bisherigen Vorschläge zu unserer Kurstadt und zu den Nutzern?
"Sie haben die Ortskenntnis und kennen die Menschen, die hier wohnen deutlich besser als wir, deshalb ist uns ihre Meinung besonders wichtig. Sie sind die Experten von Bad Camberg", betont Andreas Schmitz. Welche Erwartungen und Anforderungen haben die Bürger an ihre Stadt? Bärbel Stillger (Stadtbauamt) formuliert die Zielsetzung des Zusammentreffens: "Der Workshop soll Impulse geben. Wir starten vollkommen Ergebnis offen und sind wirklich gespannt, wie sich das Endergebnis entwickelt!". Die Mobilität in Bad Camberg ist seit langer Zeit ein Punkt auf der Agenda.
Mini-Kreisel an der Frankfurter Straße?
Wer in der Kernstadt oder den umliegenden Ortschaften wohnt, der weiß: Besonders die Kreuzung von Frankfurter Straße, Limburger Straße und Bahnhofsstraße ist ein Knotenpunkt. Besonders zu den Stoßzeiten ist die Kreuzung vollkommen überlastet, wodurch der Lärmpegel und die Abgabe von Abgasen deutlich ansteigen. Für Abhilfe soll hierbei zwar die Umgehung sorgen, jedoch ist der tatsächliche Entlastungseffekt noch nicht ausreichend prognostiziert. Andreas Schmitz hat eine weitere Idee, wie man die Verkehrssituation an diesem Knotenpunkt entschärfen könnte: Anhand von anderen Städten, wie Homberg Efze, erklärt er das Prinzip eines Mini-Kreisels, der drei Fußgängerüberwege an allen drei Straßenarmen ermöglicht. "So würden wir die langen Wartezeiten für Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, deutlich verringern", erklärt er.
Problematisch sind zudem die Gehwege, die deutlich zu schmal sind und demnach keine Barrierefreiheit bieten. Dies ist an diversen Straßen wie beispielsweise der Jahnstraße, der Bahnhofsstraße oder der Frankfurter Straße der Fall. Rollstuhlfahrer, Nutzer von Rollatoren oder Familien mit Kinderwägen können die Gehwege nur schwer nutzen. Dadurch haben diese Menschen Probleme, am öffentlichen Leben eigenständig teilzunehmen. Zudem ist keine Wegevernetzung zwischen den "Pfortenwiesen" und der Altstadt wahrnehmbar. Bei den Gestaltungskonzepten geht es um diverse Potenziale, die die Kurstadt aufweist, aber derzeit nicht ausreichend nutzt. Die Stadtmauer am Bayrischen Hof soll saniert werden. Dabei stellt der Frankfurter Architekt und Stadtplaner, Frank Ammon, eine stufenartige Mauer vor. Die Bürger wünschen sich, dass die Flächen am Bayrischen Hof als attraktiver grüner Verbindungsweg umgestaltet wird. Ein Café, eine Touristeninformation oder einen Biergarten könnten sich die Camberger ebenfalls gut vorstellen.
Die Mauer zum Grünen Platz abstufen
Zudem sollen mehr Pflanzen und insbesondere Bäume das Stadtbild prägen. Frank Ammon zeigt, wie dies beispielsweise an der Frankfurter Straße zwischen dem grünen Platz und der Strackgasse aussehen könnte. "Leider ist der Grüne Platz allerdings kein Platz, sondern eine reine Parkfläche", bedauert er. Deshalb kommt der Vorschlag, die Mauer am Grünen Platz abzustufen, für Sitzgelegenheiten zu sorgen und den grünen Platz bis zu den angrenzenden Wohnhäusern auszuweiten.
Großes Potenzial: die Pfortenwiesen
"Die Pfortenwiesen haben ein großes Potenzial: Wir haben eine große Fläche, die genutzt werden könnte", findet Michael Herz. "Auch abseits der Feste, die hier bereits stattfinden, sollten die Pfortenwiesen für die Bürger attraktiv und nutzbar sein", stellt er fest. Die Bürger haben in Kleingruppen erarbeitet, dass sie sich die Pfortenwiesen in Zukunft generationengerecht vorstellen, sie solle multifunktional sein. Das Gebiet soll sowohl zu Erholungszwecken dienen, aber auch zu Sport- und Spielaktivitäten einladen. Der Emsbachbereich soll aufgewertet werden, indem Sitzstufen am Wasser ermöglicht werden. Die für Bad Camberg bekannte Kneipp-Thematik könnte ebenfalls aufgegriffen werden. Dabei wünschen sich die Bürger eine parkähnliche Gestaltung.
Viele weitere Ideen sind von den Bürgern erarbeitet worden. Insgesamt waren die Beteiligten begeistert von dem Format und freuten sich über ihr Mitbestimmungsrecht. Kritisiert wurde die geringe Teilnahme von politischen Vertretern und Mandatsträgern. Die Bürgerbeteiligung könne nur dann fruchtbar sein, wenn Entscheidungsträger zuhörten. Im nächsten Schritt verarbeiten die drei Fachplaner die Ideen der Bürger und tragen die daraus resultierenden Ergebnisse den politischen Gremien und dem Bürgerforum vor. Im Anschluss sind weitere Bürgerbeteiligungsformate in Planung.