Beselich: Das Leben ist für "Ponyland" kein Ponyhof

Inhaberin Yvonne Dorn in Schupbach bietet Patenschaften an, um die Kosten zu decken.
Beselich -Das Leben in Corona-Zeiten ist für viele Betriebe "kein Ponyhof". Das musste die letzten Wochen selbst Yvonne Dorn als Inhaberin des Schupbacher "Regenbogen Ponyland" erfahren. Die 35-Jährige hat 23 Ponys und zwei Pferde zu versorgen, ob Kundschaft kommen darf oder nicht. Alleine die reinen Futterkosten für Kraft- und Mineralfutter belaufen sich laut der Schupbacherin auf 2000 Euro im Monat. "Mein Mann Thomas kann das mal ein paar Monate von seinem Verdienst mit abdecken, aber irgendwann geht das nicht mehr", berichtet sie.
Darum kam Yvonne Dorn auf die Idee, Patenschaften für ihre Ponys anzubieten. Wer mag, gibt ihr pro Monat einen Betrag nach Wahl, damit sie ihre Ponys weiter durchbringen kann. Natürlich hat die Inhaberin des "Regenbogen Ponyland" die vom Land Hessen angekündigte Soforthilfe für ihre laufenden Kosten beantragt. Wie sie berichtet, habe sie, obwohl sie nachgeforderte Unterlagen umgehend nachgereicht habe, bis heute keinen Bescheid, ob sie das dringend benötigte Geld bekomme.
In kleinen Gruppen darf sie seit zwei Wochen der Kundschaft zumindest wieder Reitstunden und Ausritte anbieten. Aber auch wenn der Betrieb für sie insgesamt die letzten Jahre ordentlich gelaufen sei, verdiene man sich mit einem solchen Ponyhof "keine goldene Nase". Die gelernte Erzieherin betreibt den Ponyhof nicht in erster Linie aufgrund der Verdienstmöglichkeiten, sondern weil Pferde ihre Leidenschaft sind und sie zudem ihren behinderten Sohn Finn zu betreuen hat. Dadurch könnte sie gar keine Ganztagsstelle außerhalb des eigenen häuslichen Umfeldes annehmen. Mit dem Ponyhof hinter ihrem Wohnhaus lässt sich für sie beides wunderbar vereinbaren.
Den Hof der Eltern
übernommen
Yvonne Dorn ist auf dem Bauernhof ihrer Eltern aufgewachsen und hatte schon als Kind mit Betty das erste Pony, das biblische 35 Jahre alt wurde. Für Vater Axel Dorn hat sich in Schupbach irgendwann die Landwirtschaft als Haupterwerb nicht mehr gelohnt, so dass er sich auswärts eine Arbeit gesucht hat. Tochter Yvonne erkannte ihre Chance und übernahm vor 13 Jahren den Hof. Sie ließ 2010 die alte Scheune umbauen, um hier Übernachtungskinder für Reiterferien jeweils eine Woche beherbergen zu können. Die einwöchigen Reiterferien werden super angenommen, berichtet Dorn.
Gerade Großstadtkinder würden es lieben, einmal ein paar Tage auf dem Land zu verbringen und zu reiten, sagt sie. Sie habe Kunden von Frankfurt bis Köln, die häufig immer wieder kämen. Doch diese Haupteinnahmequelle ist durch Corona 2020 erst einmal versiegt. Die Osterferien, in denen sie sonst volles Haus gehabt hätte, konnten nicht stattfinden. Auch für die Sommerferien sieht es nach aktuellem Stand schlecht aus, meint sie. "Im Sommer muss man aber eigentlich in einem solchen Betrieb soviel verdienen, dass man gut über den Winter kommen kann", erzählt Yvonne Dorn. Der Betrieb gehe zwar prinzipiell weiter, aber bei Kälte oder gar Schnee kämen viel weniger Kinder auf den Hof.
Arbeit und Kosten
bestehen weiterhin
Dadurch, dass keine Kunden auf dem Hof sind, wird die Arbeit aber nicht deutlich weniger. Die Chefin des "Regenbogen Ponyland" berichtet, dass sie ja die Pferde weiter bewegen müsse, da sie sonst aus dem Training kämen. Den Ponys werde es auch sonst schnell langweilig, wenn sie überhaupt keine Beschäftigung mehr hätten. Da sie sich viel bewegen, könnten sie auch nicht von Gras alleine existieren, sondern brauchten die regelmäßige Zufütterung von Kraft- und Mineralfutter. Ältere Tiere, die ihr Gnadenbrot erhielten und nicht mehr gut kauen könnten, bräuchten sogar weicheres und damit teureres Futter.
Außerdem müssten die Pferde auch mal zum Hufschmied, zum Chiropraktiker, Zahnarzt oder werden auch mal krank. Yvonne Dorn hat noch Glück im Unglück, dass das frühere Ferienkind Ronja aus Wetzlar ihr angeboten hat, solange die Schule pausiert, sie bei der Hofarbeit kostenlos gegen eine Wohnmöglichkeit zu unterstützen. Es kann aber sein, dass diese ab kommende Woche wieder in die Schule gehen muss. Aber der Betrieb muss weitergehen. Vater und Ehemann helfen schon nebenbei, soweit sie zeitlich können.
Die Kinder aus Schupbach und Umgebung, die regelmäßig auf den Hof kommen, sind glücklich, dass es nach zwei Monaten endlich, zumindest im beschränkten Umfang, weitergehen kann. Die neunjährige Emely sagt:"Gerade bei Stress in der Schule ist Reiten eine Supersache für mich, um runterzukommen und zu entspannen". Dorn ist traurig darüber, dass die letzten beiden Wochen, in denen die Kundschaft wieder im beschränktem Maße auf ihren Hof reiten darf, nicht dieselbe Kundenfrequenz aufweise wie vorher. "Manche haben erst einmal nicht mehr das Geld fürs Reiten durch eigenen Verdienstausfall, andere haben immer noch Angst vor Corona", erzählt sie. Wer ihr mit einer Pony-Patenschaft helfen möchte, erreicht sie unter (0 64 84) 12 53 oder www.regenbogen-ponyland.de