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Diez: Mehr Zeit zu Hause weckt Wunsch nach einem Tier

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Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ida Frankenberger wird von Bruno stürmisch begrüßt.
Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ida Frankenberger wird von Bruno stürmisch begrüßt. © Tierheim Diez

Die Vermittlung von Hunden lief im Corona-Jahr besser als zuvor

Diez -Die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass viele Menschen vereinsamen. Da hört sich die Anschaffung eines Hundes oder einer Katze nach einer guten Idee an. Im Gegensatz gibt es auch Haustierbesitzer, die sich aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel finanzielle, nicht mehr um ihr Haustier kümmern können. Gab es jetzt deswegen vielleicht einen Ansturm auf die Tierheime? Das trifft zumindest auf das Diezer Tierheim zu.

"Wir sind gut durch Corona durch gekommen", sagt Ute Ringleb, Erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Diez und Umgebung, Gründer und Betreiber des Tierheims Diez. Die Einrichtung habe in diesem Jahr viel mehr Hunde vermittelt als zuvor. Die Vermittlungsrate sei bislang gut gewesen. Viele Familien hätten aufgrund von Homeoffice und Homeschooling mehr Zeit, um sich um ein Haustier zu kümmern, so Ringleb. Aber wer jetzt glaubt, dass er sich aus Langeweile einen Hund anschaffen kann, dem erteilen die beiden Vorsitzenden, Ute Ringleb und Sabine Weinkath, eine Absage.

Kein spontaner Besuch möglich

Der erste Kontakt erfolgt übers Telefon. Zur Vermeidung von Menschenansammlungen ist der sonst übliche spontane Besuch im Tierheim in diesem Jahr untersagt. Wer ein Tier adoptieren möchte, muss zunächst einmal im Tierheim anrufen und ein erstes Vorgespräch führen. "Die Menschen rufen an und erzählen uns, was sie genau suchen und wir können dann prüfen, inwieweit wir den Wunsch erfüllen können", erzählt Ringleb. Bereits dann habe sich in einigen Fällen gezeigt, dass der Anrufer ungeeignet sei für die Haltung eines Hundes oder seine Wünsche vom Tierheim nicht erfüllt werden können. Viele Menschen hätten auch unrealistische Vorstellungen und würden sich der Verantwortung nicht bewusst sein, die ein Tier mit sich bringt, ergänzt die zweite Vorsitzende Sabine Weinkath.

So seien bereits vor der Corona-Pandemie viele Familien ins Tierheim gegangen, hätten einen süßen Welpen gesehen und wollten ihn dann unbedingt haben. Dabei hätten sie nicht bedacht, dass der Hund womöglich nicht geeignet sei für sie. "Es gibt anspruchsvolle Hunderassen wie Australian Shepard oder Border Collie, die nicht für jeden geeignet sind und mit denen auch nicht jeder klar kommt", betont Weinkath. "Das wird von vielen Menschen nicht berücksichtigt."

"Wir versuchen immer, die richtigen Tiere mit den richtigen Menschen zusammen zu bringen", fügt die Erste Vorsitzende hinzu. Nur weil jemand ein Tier unbedingt haben möchte, bekommt er es nicht auch automatisch. Bevor ein Hund oder eine Katze an eine Familie oder eine Person vermittelt werden, vergeht einige Zeit. Wobei Katzen nicht so anspruchsvoll seien wie Hunde, so die beiden Frauen. Die meisten seien Freigänger.

Nach einem erfolgreichen Telefonat erfolgt der Besuch im Tierheim. Dann wird der Adoptivfamilie der passende Hund oder die passende Katze vorgestellt. In mehreren Terminen sollen sich Familie und Tier besser kennenlernen, aneinander gewöhnen und miteinander zurecht kommen. Ganz wichtig sei auch der Besuch des Tieres zu Hause bei der Familie. "Das machen nicht alle Tierheime, aber für uns ist es besonders wichtig, dass der Hund sich in der neuen Umgebung wohl fühlt", erläutert Ringleb. Denn es sei nicht nur entscheidend, ob sich die Familie mit dem Hund wohlfühle, der Hund muss sich auch wohlfühlen.

"Diese gezielte Vermittlung der Tiere hat sich sehr bewährt. Vielleicht werden wir das im kommenden Jahr so weiter führen", sagt die Erste Vorsitzende. Denn so bleibe beiden Seiten viel Ärger und Frust erspart. Bislang musste das Tierheim den Besuchern stets erklären, warum sie den gewünschten Hund nicht mitnehmen können oder warum er nicht der Richtige für sie ist. Besonders verheerend sei das bei schwierigen Hunden, die bereits einiges in ihrem Leben mitgemacht hätten. Da würde es nicht lange dauern, bis die Menschen die Hunde zurück bringen, weil sie mit dem Tier nicht zurecht kommen.

Auf Spenden angewiesen

Die Erste Vorsitzende hofft nun, dass die vermittelten Hunde im kommenden Frühjahr nicht wieder den Weg ins Tierheim zurück finden. Aber sie ist zuversichtlich, dass die Tiere in guten Händen sind und dort auch bleiben werden. So erfreulich der Ansturm auf das Tierheim wegen Corona sei, so traurig sei die andere Seite der Medaille. Da gibt es den Fall einer Hundebesitzerin, die wegen der Corona-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und sich deswegen nicht mehr um ihren Hund kümmern konnte. Aus diesem Grund wollte sie das Tier im Tierheim abgeben. "Bevor wir ein Tier aus seiner gewohnten Umgebung holen, versuchen wir, dem Menschen auf andere Weise zu helfen. Im Fall der Frau übernehmen wir zum Beispiel die Futter- und Tierarztkosten", sagt Ute Ringleb.

Das Diezer Tierheim beherbergt aktuell neun Hunde zwischen ein und fünf Jahren, rund 20 Katzen sowie ein Zwergkaninchen. 18 ehrenamtliche Helfer arbeiten in der Einrichtung, die in diesem Jahr ganz besonders auf Mitgliederbeiträge und Spenden angewiesen ist. Da wegen der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen ausgefallen sind und das Tierheim sich auch nicht wie immer in der Öffentlichkeit präsentieren konnte, seien sie auf neue Mitglieder und Spenden ganz besonders angewiesen, so die Vorsitzenden.

Kater Tom bekommt von Franzi Pflüger seine Streicheleinheiten.
Kater Tom bekommt von Franzi Pflüger seine Streicheleinheiten. © Tierheim Diez

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