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Millionenschwerer Geisenbergtunnel eröffnet: „Ein Meilenstein der Verkehrspolitik“

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Von: Rolf Goeckel

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Mit dem Durchschneiden des symbolischen Bandes, an dem verschiedene Politiker, Baubeteiligte, Kinder und Tunnelpatin Gisela Diebold teilnahmen, wurde der Geisenbergtunnel am Samstag offiziell freigegeben
Mit dem Durchschneiden des symbolischen Bandes wurde der Geisenbergtunnel am Samstag (12.03.2022) offiziell freigegeben. © Egenolf, Andreas

17 Jahre lang wird der Geisenbergtunnel in Diez (Rhein-Lahn-Kreis) geplant und gebaut. Fast 40 Millionen Euro kostet das Bauprojekt – und es hat eine Patin.

Diez – Mit Festreden, dem Durchschneiden des symbolischen Bandes und einem anschließenden Tunnelspaziergang ist am Samstagmittag (12.03.2022) der Diezer Geisenbergtunnel eröffnet worden. Das 334 Meter lange unterirdische Bauwerk entlastet als Teil der B 417 die Diezer Innenstadt nahezu vollständig vom Durchgangsverkehr.

39,3 Millionen Euro hat die Tunnelröhre gekostet, dreieinhalb Jahre wurde gebaut, aber die ersten Planungen reichen Jahrzehnte zurück; daran erinnert am Samstag gleich mehrere Redner. Am späten Nachmittag rollten dann die ersten Autos durch den neuen Tunnel.

Schluss mit Umwegen: Geisenbergtunnel in Diez im Rhein-Lahn-Kreis ist endlich fertig

Die Tunneleröffnung war aber auch ein Fest für mehrere hundert Diezer Bürger. Viele von ihnen hatten während der Bauzeit erhebliche Einschränkungen in der Verkehrsführung ihrer Stadt hinnehmen müssen, weil die innerstädtische Durchgangsstraße wegen der Tunnelarbeiten über Monate gesperrt war. Die Autofahrer mussten weite Umwege innerhalb der Stadt in Kauf nehmen, was wiederum viele Anwohner belasteten.

„Es ist vollbracht“, freute sich Stadtbürgermeisterin Annette Wick (SPD). „Das ist ein Tag, den viele Diezer lange herbeigesehnt haben“, sagte sie und erinnerte an die jahrzehntelangen Diskussionen über das Bauprojekt – „das größte seit der Erbauung des Diezer Grafenschlosses“, so Wick. Besonders erfreulich sei, dass die Kosten trotz leichter Steigerungen „im Rahmen“ geblieben seien und der Bau sogar ein halbes Jahr früher als geplant fertiggestellt werden konnte.

Bauprojekt in Gefahr: Geisenbergtunnel in Diez wurde kurze Zeit auf Eis gelegt

Wick erinnerte aber auch an Rückschläge während der Planungsphase: Im Jahr 2016 wurde das Projekt aus dem sogenannten vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans herausgenommen und war damit vorläufig „auf Eis gelegt“. Erst nach massiver Intervention seitens der Politik erhielt der Tunnelbau wieder die höchste Priorität. Dass der dreieinhalbjährige Tunnelbau für viele Diezer mit Belastungen und Einschränkungen verbunden war, verschwieg die Stadtbürgermeisterin nicht. „Aber jetzt ist der Kampf gegen Staub und Lärm beendet“, freute sie sich. An die Autofahrer appellierte sie, den Tunnel auch eifrig zu nutzen, damit er seinen Zweck erfüllt.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Daniela Kluckert (FDP), die für den aus Termingründen verhinderten Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nach Diez gekommen war, sprach von „großer Ingenieurskunst“ und einer „technischen Meisterleistung“. Denn der Tunnel wurde teilweise durch massiven Fels gebohrt, teilweise aber auch in sogenannter „offener Bauweise“ mit anschließendem Verschluss durch einen Betondeckel errichtet.

Weniger Stau im Rhein-Lahn-Kreis: Spektakulärer Bau steigert die Lebensqualität in Diez

Geradezu spektakulär sei der Einbau von zwei Behelfsbrücken gewesen, die notwendig waren, weil an zwei Stellen der Tunnel die Lahntalbahn unterquert. Jeder Euro sei hier gut investiert, denn der Tunnel steigere die Lebensqualität in der Diezer Innenstadt, sorge für weniger Stress, weniger Stau, weniger Lärm und bessere Luft. Kanalstraße, Ernst-Scheuern-Platz und Schaumburger Straße werden künftig von rund 15 000 Fahrzeugen entlastet – täglich.

Die Bedeutung einer guten Verkehrsinfrastruktur betonte die Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP). Sie sei entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region, aber auch wichtig für die Lebensqualität. Der Diezer Tunnel sei ein „Meilenstein in der Verkehrspolitik des nördlichen Rheinland-Pfalz“, sagte Schmitt, die das gute Miteinander von Bund und Land, aber auch die breite Akzeptanz in der Stadt Diez unterstrich.

Kuchen für die Arbeiter: Tunnelpatin aus Diez hält Bauarbeiter bei Laune

Für Bauausführung und Planung verantwortlich war der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Diez, dessen Leiter Lutz Nink Bürger und prominente Gäste am Samstag begrüßte, unter ihnen auch „Tunnelpatin“ Gisela Diebold, die während der Bauphase unzählige Kuchen gebacken hatte, um die Arbeiter bei Laune zu halten. Nink nannte den Tunnel „das letzte Puzzleteil der innerstädtischen Verkehrslösung“.

Dieser Begriff bezeichnet eine Entlastung der früheren Hauptverkehrsachse Wilhelmstraße und Rosenstraße, die im Durchgangsverkehr zu ersticken drohten. Hochumstritten in der Diezer Stadtpolitik war die Verlagerung eines Großteils dieses Verkehrs auf Parallelstraßen mit Neubau einer Teilumgehung. Erst der Tunnelbau bringt nun auch für diese Straße die ersehnte Entlastung.

Über 17 Jahre Planung und Bau: Geisenbergtunnel in Diez im Rhein-Lahn-Kreis von langer Hand geplant

Nink erzählte, dass er sich schon als Schüler im Erdkundeunterricht mit der Diezer Verkehrsproblematik befasst habe. 2022 habe das Tunnelbauprojekt Eingang in den Bundesverkehrswegeplan gefunden, 14 Jahre später sei mit dem Bau begonnen worden – „eine gute Zeitspanne“, meinte der LBM-Chef. Von großer Bedeutung sei dabei die politische Einigkeit innerhalb der Stadt Diez gewesen, betonte Nink.

Für Tunnelpatin Gisela Diebold bleiben die Sprengungen unvergessen, aber ebenso das enorme Interesse der Bevölkerung an den Tunnelführungen. Besonders freute sie sich darüber, dass in den dreieinhalb Jahren Bauzeit niemand verletzt wurde. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, erhielt der Geisenbergtunnel geistlichen Segen von dem katholischen Pfarrer John Manickaraj und der evangelischen Pfarrerin Kerstin Lüderitz. (Rolf Goeckel)

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