Neuer Blitzer auf der A3 bei Limburg

Für eine neue Blitzeranlage am Elzer Berg werden 1,11 Millionen Euro investiert. Temposünder auf der A3 haben vor ihr aber noch etwas Ruhe.
Elz – Die neue Blitzeranlage auf dem Elzer Berg auf der A3 zwischen Görgeshausen und Limburg mit Gesamtkosten von 1,11 Millionen Euro ist montiert - mehr als nach 20 Monate nach dem Abbau der Vorgängeranlage. Sieben Stunden hat die Swarco Traffic Systems nachts gebraucht, um mit 30 Leuten die Stahlbrücke aufzustellen. Das heißt aber nicht, dass sofort wieder geblitzt wird. Denn die Schaffung einer Betontreppe sowie die Verkabelung der circa 19 Meter langen Blitzerbrücke bis zum Technikgebäude sind noch erforderlich.
Ebenfalls muss die Brücke noch geeicht und mit Strom versorgt werden, bis sie den Betrieb aufnehmen kann. "Ein genauer Termin steht auch ungefähr noch nicht fest", berichtete auf Anfrage der Nassauische Neue Presse der Sprecher der Polizei Westhessen, Christian Wiepen. Ziel sei es aber, dass die die Kontrollbrücke, an der keine Verkehrsschilder mehr montiert sind, bis spätestens Ende des Jahres in Betrieb sei.
Elzer Berg bei Limburg: Mobile Geschwindigkeits-Kontrollen auf der A3
Dass die Einschaltung der Anlage möglicherweise noch ein paar Monate dauert, heißt aber nicht, dass Raser sich zu früh freuen sollten, die dort das auf allen drei Spuren erlaubte Höchsttempo von 100 Stundenkilometern überschreiten. Denn es würden, so Wiepen, dort weiterhin regelmäßig mobile Kontrollen durchgeführt.
Am Elzer Berg seien auch schon Fahrzeuge geblitzt worden, die die messbare Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern noch übertroffen hätten. Wiepen sagt aber, dass teilweise Polizeifahrzeuge dort warten und ausländische Raser abfangen würden, die sonst im Gegensatz zu deutschen Fahrern einer Geldbuße und im schlimmsten Fall Punkten und einem Fahrverbot entgehen könnten.
Blitzerbrücke am Elzer Berg bei Limburg: "Es ist keine Brücke aus der Schublade"
Die bundesweit berühmt-berüchtigte Blitzeranlage am Elzer Berg war im September 2019 abgeschaltet worden. Die Anlage sei über die Jahre, wie Wiepen sagt, baufällig geworden und nicht mehr zu reparieren gewesen. Ursprünglich sollte die neue Brücke schon im vergangenen Jahr installiert werden, Doch ganz so einfach war es nicht. "Es ist keine Brücke aus der Schublade, die wir im Normalfall in zwei bis drei Monaten bauen", erklärt Swarco-Projektleiter Jörg Hartig. Mit ein Grund dafür: die Komplexität im Innern der Brücke.
Während in normalen Schilderbrücken in der Regel nur eine einstellige Zahl an Kabeln verbaut ist, besteht die Verkabelung der neuen Blitzerbrücke an dem A3-Gefällstück aus über 50 einzelnen Kabeln. Blitzer, Überwachungssysteme, Stromversorgung und weitere Bauteile müssen mit dem Technikraum, der nur wenige Meter entfernt vom Fahrbahnrand oberhalb der Böschung steht, einzeln verkabelt werden. "Hier gab es im Vorfeld einen sehr großen Abstimmungsbedarf. Insgesamt war das Projekt eine riesen Herausforderung", sagt Hartig.
Zwei Vollsperrungen für die Montage der neuen Blitzeranlage am Elzer Berg bei Limburg
So vergingen von der ersten Umsetzungsplanung der Brücke im August 2020, nachdem Swarco Traffic Systems den Auftrag von der hessischen Polizei erhalten hatte, bis zur endgültigen Montage rund zehn Monate. Dass sich die Detailarbeit gemeinsam mit den weiteren beteiligen Firmen gelohnt hat, zeigte sich bei der finalen Montage am Elzer Berg. Die gut 30 Frauen und Männer, die am nächtlichen Einsatz auf und über der A3 beteiligt waren, arbeiteten Hand in Hand.
Zunächst wurden die beiden seitlichen Stützen auf dem Betonfundament montiert. Währenddessen lief auf der zwischenzeitlich angelieferten neuen Kontrollbrücke die Montage von weiteren Anbauteilen, die erst nach der Anlieferung montiert werden konnten. Erst als diese Arbeiten abgeschlossen waren, konnte per Kran die neue, rund 10 Tonnen schwere Stahlbrücke vom Auflieger parallel zur Fahrbahn gehoben werden.
Dort ging es an die Verkabelung, ehe der Riegel, wie die Brückenkonstruktion über der Fahrbahn bezeichnet wird, quer zur Fahrbahn verschwenkt wurde, so dass die Brücke in ihrer Endposition montiert werden konnte. Insgesamt waren nur zwei Vollsperrungen, die jeweils weniger als 30 Minuten andauerten, in Fahrtrichtung Frankfurt notwendig, um die Montage durchzuführen.
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Blitzeranlage am Elzer Berg bei Limburg war 1973 die erste ihrer Art in Deutschland
Die hohe Zahl der Unfälle am Elzer Berg in den 1960er-Jahren, bei denen immer wieder auch Tote zu beklagen waren, veranlassten den Leiter der früheren Autobahnpolizei Idstein, Erich Wolf, sowie die beiden Limburger Krankenhausseelsorger, Pallottinerpater Fridolin Bleuel und den evangelischen Pfarrer Reinhard Brückner, dazu, dass sie sich für die Verkehrssicherheit an dem Gefällstück stark machten. Ihr unermüdlicher Einsatz sorgte dafür, dass zunächst im April 1972 vier Schilderbrücken mit dem Hinweis auf Geschwindigkeitsbegrenzungen montiert wurden und im November 1973 die stationären Radaranlagen am Elzer Berg, seinerzeit die ersten ihrer Art in Deutschland, in Betrieb gingen.
In der Folge verringerte sich die Zahl der tödlichen und schweren Unfälle deutlich. Im Dezember 1998 mussten die bis dato bestehenden Radarbrücken durch zwei neue Konstruktionen ersetzt werden, da Haarrisse die Standfestigkeit der bisherigen "Unfallverhütungsanlagen", wie sie in Amtsdeutsch hießen, gefährdeten. 950 000 Mark kosteten die beiden neuen Brücken seinerzeit, 790 000 Mark davon zahlte das Land Hessen, den Rest übernahm der Bund. Im September 2019 wurden auch diese beiden Anlagen demontiert, da Überprüfungen auch hier Probleme bei der Standfestigkeit diagnostiziert hatten.
Radarmessungen in Fahrtrichtung Frankfurt auf der A3: Zahl der Raser ist trotz Blitzeranlage extrem hoch
Wie Hendrik Kalvelage, Pressereferent beim zuständigen Regierungspräsidium (RP) Kassel mitteilt, sei nach dem Abbau der alten Anlage dort erst einmal ein Geschwindigkeitsmessanhänger positioniert gewesen. Wie hoch die Geschwindigkeitsüberschreitungen am Elzer Berg im Durchschnitt waren, kann das RP nicht sagen. "Die pauschale Auswertung der Verfahren gestaltet sich aufgrund wechselnder Tatortangaben und auch wechselndem Messbetrieb als äußerst schwierig", so Kalvelage. Hinzu komme, dass die meisten Verfahren aus 2019 und früher mittlerweile rechtskräftig geworden und die Daten längst vernichtet worden seien.
Was der Sprecher aber sagen kann, ist dass die Zahl der wöchentlich eingehenden Verfahren in der Vergangenheit bei 4000 bis 5000 Temposündern pro Woche lag. Kalvelage berichtet, dass die Zahl der Raser am Elzer Berg trotz der enormen Bekanntheit der Anlage weit über die heimische Region hinaus über die Jahre keineswegs nachgelassen habe. Dabei spiele sicherlich mit hinein, dass es sich bei diesem Streckenabschnitt nicht in erster Linie um eine Berufs-Pendlerstrecke handele, sondern eher um Durchgangsverkehr ortsunkundiger und auch ausländischer Kraftfahrer. So sei der Anteil niederländischer Fahrzeuge durchgehend hoch gewesen.
Blitzeranlage am Elzer Berg auf der A3 bringt Millioneneinnahmen für das Land Hessen
Die Radarmessungen am Elzer Berg in Fahrtrichtung Frankfurt bieten neben ihrem Beitrag zu Verkehrssicherheit dem Land Hessen auch regelmäßig Millioneneinnahmen.
So wurden beispielsweise im Jahr 2020, wo aufgrund des Abrisses der beiden Radarbrücken nur zeitweise mit einem Blitzeranhänger und mobilen Messungen immer wieder gemessen wurde, laut RP Kassel 3 036 860,77 Euro durch Tempoverstöße eingenommen. (rok/sfe)
Auch die Stadt Limburg ist den Rasern auf der Spur: Eine beliebte Abkürzung wird hier zur Falle.