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Potzblitz! Seit Jahren rasen Autos und Schwerlastverkehr durch Oberzeuzheim. Die Anwohner der B 54 sind zunehmend genervt.
Potzblitz! Seit Jahren rasen Autos und Schwerlastverkehr durch Oberzeuzheim. Die Anwohner der B 54 sind zunehmend genervt. © Anken Bohnhorst

Anwohner fordern seit Jahren Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung

Was verbindet die Begriffe Massageliege, klirrende Vitrine und gerissene Fliesen? So könnte eine Frage im Dorfquiz für Oberzeuzheim lauten. Die Antwort: die Bundesstraße 54, die sich durch den Ort zieht und die die Anwohner zunehmend nervt. Autos und Lkw brettern rund um die Uhr über die Durchgangsstraße. Dass an der Strecke Blitzer montiert sind, störe die Fahrer nicht, schildert Magdalena Hofer ihre Beobachtung: Die wechseln die Fahrbahnseite, um nicht erfasst zu werden - oder sie wissen ohnehin, dass die Messgeräte seit Jahren nicht mehr im Einsatz sind.

Die Raserei ist allerdings nur ein Teil des Problems. Die Ruhestörung werde auch durch die heftigen Erschütterungen des Schwerlastverkehrs verursacht. Anstatt nachts zur Ruhe zu kommen, wird man durchgeschüttelt wie auf einer Massageliege, sagt Aurelio Mover, der mit seiner Familie in einem Haus ziemlich genau in der Ortsmitte wohnt. Begleitet wird der Fahrzeugkrach von außen durch das Klirren der Gläser im Schrank. Und bei Hans Hofer im Haus gegenüber sind wegen dieser Fahrbahnerschütterungen sogar einige Fliesen im Badezimmer gesprungen. Er hat Bilder davon. Schön sei das nicht, sagt Hofer. Aber zu ändern offenbar auch nicht. Denn seit mehr als zehn Jahren bemüht er sich um verkehrs- und damit lärmberuhigende Maßnahmen im Ort, berichtet er. Mehrmals habe er den Bürgermeister angeschrieben. An das Regierungspräsidium hat er sich ebenfalls gewandt.

Die Reaktion war ernüchternd. Passiert ist bislang jedenfalls nicht viel, finden die Anwohner. Hofer fand heraus, dass die Induktionsschleife der Messgeräte kaputt ist und deren Reparatur angeblich 10 000 Euro kostet. Das sei natürlich viel Geld. Nur habe er ebenfalls herausgefunden, dass im Stadtteil Steinbach sowie in Niederhadamar neue Blitzer im Wert von 200 000 Euro aufgestellt worden seien, sagt er. Und da reibe man sich doch die Augen, weil nach seiner Einschätzung weder in Niederhadamar noch in Steinbach so viel Fahrzeuge unterwegs sind wie auf der Strecke durch Oberzeuzheim. Ganz genau waren es bei einer Verkehrszählung in der vergangenen Woche 733 Fahrzeuge innerhalb von 90 Minuten. Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 43 Kilometer pro Stunde, teilt Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) mit. Zugleich räumt er ein, dass "die Messanlagen vor einiger Zeit außer Betrieb genommen werden mussten, da die technischen Voraussetzungen für den Messbetrieb nicht mehr erfüllt wurden".

Tempo 30

wurde beantragt

Das Verkehrsproblem in Oberzeuzheim sei ihm gleichwohl bekannt. "Aufgrund der starken Verkehrsbelastung und der damit einhergehenden Lärmbelastung für die betroffene Wohnbevölkerung in Oberzeuzheim hat die Stadt Hadamar bereits die Temporeduzierung aus Lärmschutzgründen auf 30 Kilometer pro Stunde beim Landkreis Limburg-Weilburg beantragt", sagt Ruoff. Wegen "der unterschiedlichen Zuständigkeiten und Anordnungsbefugnisse im Straßenverkehrsrecht muss diese Geschwindigkeitsreduzierung vom Landkreis mit dem zuständigen Regierungspräsidium Gießen abgestimmt werden." Er hoffe auf zügige Abwicklung. Hans Hofer und die anderen Anwohner sagen, das müsse zu realisieren sein. Schließlich gelte in den Nachbargemeinden Elbtal und Dornburg-Langendernbach, die ebenfalls an der B 54 liegen, bereits ein nächtliches Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde.

Kennzeichen von Fahrzeugen notiert

Verbessert werden soll die Verkehrssituation außerdem bei der Fußgängerampel an den Einmündungen Kirchstraße und Bahnhofstraße, kündigt Ruoff an. Dass auch hier Gefahren lauern, bestätigt Magdalena Hofer. Seitenweise habe sie schon Kennzeichen von Fahrzeugen notiert, die bei Rot über die Ampel fahren. Direkt am Schulgelände. Passiert sei noch nichts. "Aber muss erst etwas passieren?", fragt sie. Geplant ist Ruoff zufolge, im ersten Quartal dieses Jahres zusätzliche Induktionsschleifen in der Bahnhof- und Kirchstraße zu installieren, um Linksabbiegern auf die B 54 die Fahrt zu erleichtern. "Die Ausführungen des erforderlichen Tiefbaues und Installation der Verkehrstechnik erfolgt witterungsabhängig in den nächsten Wochen", sagt der Bürgermeister, der noch eine weitere Ankündigung hat: "Für die Erstellung des Bundesverkehrswegeplanes 2030 wurde eine westliche Ortsumgehung für Oberzeuzheim als weiterer Bedarf aufgenommen. Der Aus- und Neubau wird dort nun umfassend geprüft." Den Anwohnern der jetzigen Durchgangsstraße könnte das dauerhafte Ruhe bescheren.

Anken Bohnhorst

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