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Hadamar: Ein Tischler mit viel Herzblut

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Johannes Mosler zieht eine Kittfase. Im Regal hinter ihm stehen historische Glasscheiben, die bis zu 250 Jahre alt sind.
Johannes Mosler zieht eine Kittfase. Im Regal hinter ihm stehen historische Glasscheiben, die bis zu 250 Jahre alt sind. © Kerstin Kaminsky

Johannes Mosler mit Denkmalpreis geehrt

Hadamar -Vor hundert Jahren baute man Fenster, die immer wieder repariert werden konnten. Das Holz dafür wuchs langsam in kalten Gegenden, wie sich an den dichten Jahresringen alter Fensterflügel erkennen lässt. "Selbst wenn das Holz von außen verrottet zu sein scheint, so hat altes Fensterholz trotzdem meist eine gute und feste Substanz", erklärt Johannes Mosler.

Der Oberzeuzheimer Tischler hat sich auf die Restaurierung historischer Fenster, Türen und Schlagläden spezialisiert. Für sein denkmalpflegerisches Engagement wurde er jetzt von der Handwerkskammer Wiesbaden mit einer Anerkennungsurkunde geehrt.

Viele Referenzen vorzuweisen

Schon viele historische Fenster aus Gebäuden unseres Landkreises hat Johannes Molser in seiner Werkstatt restauriert. Auf der Liste seiner Referenzen finden sich das Kreishaus in Limburg, der Komödienbau Weilburg, die ehemalige Hadamarer Synagoge, das frühere Amtsgericht Bad Camberg oder der denkmalgeschützte Bahnhof Wilsenroth, um nur einige zu nennen. Schlösser und Burgen in ganz Hessen gehören ebenfalls zu seinem Wirkungskreis.

Besonders wichtig ist dem Restaurator, dass die Fenster wieder so konserviert werden, wie es früher gemacht wurde: nämlich mit reinem Leinöl zum imprägnieren und hochwertiger Leinölfarbe im ersten, zweiten und dritten Anstrich.

Den Unterschied von Leinölfarbe zu herkömmlicher Farbe erklärt der Experte so: Kunstharzfarbe und Wasserlack bilden einen Film, der durch UV-Belastung und Sonneneinstrahlung irgendwann rissig wird. Deshalb gelange Feuchtigkeit hinter die Farbschicht und das Holz könne anfangen zu faulen.

Leinölfarbe hingegen sei eine Mixtur aus Pigmenten und Öl. Sie wird mit der Zeit lediglich matt und kann dann nachgeölt werden.

"Die Farbe selbst gibt Auskunft darüber, wann sie Öl braucht", sagt Mosler. Das sei aber nur alle acht bis zehn Jahre der Fall, weil sich das Leinöl durch Wind und Wetter abbaut. Dann reiche es, die Farbe durch Nachölen wieder aufzufrischen.

Es kommt auf

den Kitt an

Für die Lebensdauer eines Fensters sei auch der Kitt entscheidend. Im Gegensatz zu "heimtückischem" Silikon sei klassischer Fensterkitt - eine Mischung aus Leinöl und Kreide - ein ehrliches Produkt. Denn Fensterkitt zeige von selbst Handlungsbedarf an. Bei Silikon hingegen sind Undichtigkeiten nicht gleich erkennbar.

Der Restaurationsbetrieb von Johannes Mosler ist in vier Bereiche gegliedert. In der Holzwerkstatt werden Teile ausgetauscht, wie beispielsweise der immer am stärksten beanspruchte Wetterschenkel. In der Metallwerkstatt finden sich Beschläge, Riegel, Schnapper und Zierknöpfe aller Art.

Mosler sucht einen Nachfolger

Historische Scheiben, teils bis zu 250 Jahre alt, warten in der Glaserwerkstatt auf eine neue Verwendung. Nachdem die alten Fenster schließlich die Malerwerkstatt durchlaufen haben, können sie wieder eingebaut werden.

Obwohl es bundesweit nur noch zwei Prozent historische Fenster gibt, haben Johannes Mosler und sein Team mehr als genug zu tun. Trotzdem möchte der 64-Jährige den Restaurierungsbetrieb gern in jüngere Hände abgeben und sucht einen Nachfolger.

"Ich habe ja außerdem noch das Beratungsbüro und gebe Kurse und Seminare zur Instandsetzung und Pflege historischer Fenster und anderer Holzkonstruktionen im Außenbereich", sagt er. Das Wissen um nachhaltiges, ökologisches und denkmalgerechtes Vorgehen weiterzugeben, ist ihm eine Herzensangelegenheit. "Das werde ich wohl machen, bis ich umfalle", mutmaßt der gelernte Tischler lachend.

Die Leidenschaft für Rahmen, Kitt und Sprossen, so sagt Johannes Mosler, sei ihm übrigens bereits in die Wiege gelegt worden. Als Schreinermeister habe schon sein Urgroßvater Fenster gebaut.

Kerstin Kaminsky

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