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Hadamar: Sagt mir, wo die Pappeln sind

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Von: Anken Bohnhorst

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Um die Verkehrssicherheit in Niederzeuzheim nicht zu gefährden, wurden Pappeln gefällt.
Um die Verkehrssicherheit in Niederzeuzheim nicht zu gefährden, wurden Pappeln gefällt. © Anken Bohnhorst

Drei Pappeln am Borngraben in Niederzeuzheim wurden gefällt, weil sie kaputt waren - Aber warum mussten drei weitere Bäume weichen, fragt Bürgermeisterkandidat Frank Speth

Niederzeuzheim -Ein bisschen klingt der Brief von Frank Speth, Bürgermeisterkandidat aus Oberweyer, wie die Idee für einen dunklen Umweltkrimi: Es geht um Bäume, die gefällt wurden - vielleicht mehr als erlaubt und vielleicht ohne für Ersatz zu sorgen, was wiederum vielleicht "tausende Euro" Strafe nach sich ziehen könnte. Außerdem gab es vielleicht einen anonymen Anrufer bei der Unteren Naturschutzbehörde, die vielleicht erst dadurch auf den Fall aufmerksam wurde.

Es sind viele Vielleichts, Fragen und Vermutungen, mit denen sich der Kandidat Speth wenige Wochen vor der Bürgermeister- und Kommunalwahl an die Stadt Hadamar, den Nabu und den Ortsverein von Bündnis 90/Die Grünen sowie an diese Zeitung wendet.

Etwa 70 Jahre alter Baumbestand

"Mich interessiert, ob für die gesamte Fällung der sechs stattlichen Pappeln eine Genehmigung vorliegt, die hoffentlich nicht jetzt nachträglich auf sechs zu fällende Pappeln erweitert wird oder bereits erweitert worden ist, und ich möchte gerne wissen, wer diese Fällungen angeordnet und von wem diese durchgeführt worden ist", formuliert er. Die Bäume hätten gut in die Landschaft hineingepasst. Das stellt auch die Stadt Hadamar nicht in Frage. Deren Sprecher Peter Martin-Pietsch sagt, die Verkehrssicherheit in diesem Bereich habe die Baumfällarbeiten nötig gemacht. Das habe ein "externer Baumsachverständiger" bestätigt. Dabei ging es um "einen etwa 70 Jahre alten Baumbestand mit einer Höhe von 35 bis 40 Meter der sich direkt an der Zufahrtsstraße zum Baugebiet Gänsacker/Am Borngraben befand", sagt Martin-Pietsch. Bei zwei weiteren Bäumen sollten Totholz entfernt und die Kronen zurückgeschnitten werden. Dass auch diese Bäume schließlich gefällt wurden, erklärt der Sprecher der Stadt damit, dass "die Pflegearbeiten sehr kostenintensiv sind und altersbedingt eine Fällung in absehbarer Zeit angestanden hätte". Professionelle Forstarbeiter führten die Arbeiten durch, sagt er. Die Eigentümer jener Fläche, auf die die Pappeln stürzen sollten, seien informiert worden.

Ersatzbepflanzungen geplant

Allerdings fielen nicht alle Bäume nach Plan. Denn da die Baumkronen teilweise ineinander verwachsen waren, wurden auch benachbarte Pappeln beschädigt. Dazu sagt der Sprecher der Stadt: "Der Erhalt der durch die Fällungen beschädigten Pappeln wurde intensiv geprüft. Leider waren die Schäden so groß, dass im Zuge der Herstellung der Verkehrssicherungspflicht auch diese gefällt werden mussten. Hier handelte es sich um vier Grenzbäume am Salzbach." Wegen der Größe und Lage der Bäume seien diese Arbeiten bereits Ende Oktober vergangenen Jahres von einem Fachbetrieb mit entsprechendem Gerät ausgeführt worden. Der Bauhof und die Forstleute der Stadt seien hierfür nicht ausgerüstet. "Die entstandenen Kosten wurden auf die Grundstückseigentümer aufgeteilt."

Und jetzt? "Müssen Ersatzbepflanzungen erfolgen", fragt Frank Speth. Die sind längst geplant, sagt Peter Martin-Pietsch von der Stadt. "Im Frühjahr 2021 ist eine Ersatzbepflanzung vorgesehen. In Abstimmung mit dem Nabu sollen Säulenhainbuchen entlang der Zufahrtstraße gepflanzt werden." Denn bei den gefällten Bäumen handele es ohnehin nicht um heimische Schwarzpappeln, sondern um "Hybrid-Pappeln", sagt Anna Pietsch, Vorsitzende der Nabu-Gruppe Hadamar. "Diese Bäume sind nicht heimisch und gelten als invasiv, da sie sich mit unserer heimischen und extrem seltenen Schwarzpappel kreuzen. Diese kommt nur noch mit wenigen Exemplaren vor." Aus Naturschutzsicht sei es somit "begrüßenswert, wenn die Hybridpappelbestände dezimiert werden".

Nach Einschätzung der Nabu-Vorsitzenden wird das Weichholz der Schwarzpappel von Misteln befallen, die den Bäumen Kraft entziehen und für die Verkehrssicherheit riskant sind. So wie bei den Bäumen am Borngraben in Niederzeuzheim.

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