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Hadamar: Selbstbewusste Grüne und WfH

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Von: Anken Bohnhorst

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Künftig werden die Grünen mehr Einfluss auf Entscheidungen im Rathaus Hadamar nehmen können.
Künftig werden die Grünen mehr Einfluss auf Entscheidungen im Rathaus Hadamar nehmen können. © Tobias Ketter

Sachorientierte Zusammenarbeit statt Koalitionen

Hadamar -"Hadamar ist reif für grüne Politik", sagt Sabine Hirler, Vorsitzende des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen. An Selbstbewusstsein mangelt es der Partei, die sich in der Fürstenstadt erst vor knapp zwei Jahren formiert hat, nicht. Sie ist der Gewinner dieser Kommunalwahl. Aus dem Stand sprang die Ökopartei auf 15,5 Prozent und errang damit sechs Sitze. Das Grünen-Spitzenergebnis wird mit 29,4 Prozent für Oberweyer ausgewiesen, dem Heimatdorf von WfH-Bürgermeisterkandidatin Anja Obermann, die von den Grünen unterstützt worden war. Die Bürger hätten verstanden, dass endlich andere Wegmarken gesetzt werden müssten als bisher, sagt Hirler. Dass mit den Bündnis-Grünen jetzt eine fünfte Fraktion ins Parlament einzieht und die Gremien "extrem bunt" werden, begrüße sie sehr.

In welcher Formation die Partei in der Stadtverordnetenversammlung auflaufen werde, sei indes noch nicht geklärt, sagt die Ortsverbandsvorsitzende, die mit 2224 Stimmen die Spitzenreiterin der Grünen-Kandidaten ist. Ob Bernd Scholz, der im Herbst vergangenen Jahres die Partei verließ, vor der Wahl aber als parteiloser Kandidat zurückkehrte und wegen der Summe seiner Stimmen ein Anrecht auf den sechsten Fraktionssitz hat, werde noch geklärt, sagt Hirler. Keine Frage aber ist für sie, dass Bündnis 90/Die Grünen "für Gespräche mit allen Fraktionen offen" ist.

Der Lohn für ordentliche Arbeit

Einer der Gesprächspartner im nächsten Stadtparlament könnte die Bürgerinitiative WfH, Wir für Hadamar, sein. Das jedenfalls deutet deren Fraktionssprecher Hans Reichwein an. Ebenso wie die Bündnis-Grünen ist auch WfH ein Wahlgewinner, profitierte dabei aber auch von Obermanns Kandidaten-Bonus. Um knapp zwei Prozentpunkte von 16,4 auf 18,2 Prozent konnte die WfH ihr Ergebnis steigern und wird künftig mit sieben Fraktionsmitgliedern im Parlament vertreten sein. In der zurückliegenden Wahlperiode hatte die WfH sechs Sitze. Stimmen hinzu zu gewinnen, obwohl ein neuer Mitbewerber dabei sei, das ist Hans Reichwein zufolge der Lohn für ordentliche politische Arbeit, die von den Bürgern anerkannt worden sei.

So soll es weitergehen, sagt er. Schnittmengen mit den Neuen im Parlament sieht er durchaus. Zwar sei die WfH originär keine Ökopartei. Allerdings führe an klima- und umweltpolitischen Themen kein Weg mehr vorbei, und zum Teil gingen diese Themen "auch in unsere Richtung".

Susanne Langel, Fraktionsvorsitzende der FWG, beurteilt mögliche Kooperationen zurückhaltender. Die Freien Wähler, die in Nieder- und Oberzeuzheim mit 32,3 und 25,2 Prozent besonders gut abschnitten, müssen dennoch einen Rückgang von zwei Prozentpunkten auf 20,5 Prozent sowie den Verlust eines Sitzes hinnehmen. Der Wahlkampf der parlamentarischen Neueinsteiger sei bisweilen unappetitlich gewesen, sagt Langel. "Das ist ein schlechter Start für eine fruchtbare Zusammenarbeit." Dennoch: Es gehe um die Sache, um die Stadt und deren Bürger. Und die seien im Großen und Ganzen mit der Politik der FWG zufrieden gewesen. Deshalb "machen wir mit aller Energie weiter".

Das macht auch die SPD, die sechs Prozentpunkte und drei Sitze einbüßt und jetzt bei 14,3 Prozent und fünf Mandaten rangiert. Möglicherweise habe man sich zu bedeckt gehalten, meint Renate Kreis, Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten. Erfreulich immerhin sei, dass sich der junge Ortsvereinsvorsitzende Sven Glombitza von Listenplatz sechs auf vier vorgeschoben habe und somit neuer Stadtverordneter sein wird. Auch der parteilose Stadtverordnete Marius Lorkowski habe sich über die SPD-Liste beworben und gut platziert, betont Renate Kreis.

Deutlich verloren hat auch die CDU, die mit 31,5 (40,7) Prozent und zwölf (15) Sitzen allerdings noch immer stärkste Kraft im Parlament ist und das "mit klarem Abstand", wie Bernhard Pietsch, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung, klarstellt. Deutlich von den anderen vier Parteien absetzen konnten sich die Christdemokraten in der Kernstadt mit Niederhadamar und Faulbach (32,7 Prozent) sowie in Steinbach (37,2 Prozent), jenen Ortsbezirken, in denen auch Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) bei seiner Wiederwahl am meisten punkten konnte. Besonders mager fällt das Ergebnis für Niederzeuzheim aus. Hier stimmten nur knapp 18 Prozent für die Union, was möglicherweise auf den Unmut wegen der hohen Sanierungskosten der Obergasse zurückzuführen ist.

Bei der Frage zu möglichen Kooperationen hält sich CDU-Fraktionssprecher Bernhard Pietsch zurück: Es werde in den nächsten fünf Jahren "wechselnde Mehrheiten bei den Sachthemen geben".

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