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Meister Adebar kann kommen

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In luftiger Höhe: Der Bauhof der Gemeinde Hünfelden hat die Nistkörbe für die Störche auf den Masten befestigt.
In luftiger Höhe: Der Bauhof der Gemeinde Hünfelden hat die Nistkörbe für die Störche auf den Masten befestigt. © Rüdiger Fluck

Der Nabu und die Gemeinde Hünfelden haben in der Wörsbach-Aue zwei Nistplätze für Weißstörche aufgebaut

Hünfelden -Die Wiederausbreitung des Weißstorches ist vor allem in Ostdeutschland eine große Erfolgsgeschichte des Artenschutzes. Doch auch im heimischen Raum in der Wörsbach-Aue zwischen Dauborn und Werschau wurden in den vergangenen Jahren von den Mitgliedern des Nabu Hünfelden und dem Landwirt Volker Eckert von der Eisenberger Mühle des öfteren neben Nilgänsen und Graureihern vor allem Jungstörche gesichtet.

Gerade der Nabu fühlt sich schon lange dem Weißstorch verpflichtet - schließlich ist dieser Zugvogel das Wappentier des Verbandes. Viele Nabu-Ortsverbände sind in der Bundesarbeitsgemeinschaft Weißstorchenschutz zusammengeschlossen und versuchen, dem Weißstorch umfassenden Schutz zukommen zu lassen und durch den Bau von künstlichen Horsten Meister Adebar, wie der Storch in Märchen und Fabeln genannt wird, zum Nisten und zum Brüten zu veranlassen. Unterstützt von ihrem Vorhaben "Ansiedlung von Störchen in der Wörsbach Aue" wurde die Nabu-Ortsgruppe Hünfelden mit ihrer Vorsitzenden Christina Weber-Reusch von Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer sowie der Umweltbeauftragten Isabel Thieme und dem Bauhof der Gemeinde Hünfelden. Nachdem die Gemeinde Hünfelden die Federführung bei diesem Projekt übernommen hatte, wurde beschlossen, für die Störche in der Wörsbach-Aue in Form von künstlichen Horsten zwei Nistplätze in Sichtweite der Eisenberger Mühle zu errichten.

Zehn Meter

hohe Masten

Finanziell unterstützt wurde dieses Projekt von Karl-Eckart Mascus, dem Vorsitzenden der Naturlandstiftung Hessen, den Mitgliedern des Nabu-Hünfelden und der Gemeinde Hünfelden. Mit Hilfe des Bauhofleiters Bernd Kurz und seiner Mitarbeiter konnten dann zwei etwa zehn Meter hohe Masten mit einer Plattform aus einem Metallkorb aufgestellt und darauf ein Nest aus Weidengeflecht mit einem Durchmesser von 1,60 Metern befestigt werden - wichtig war es, die beiden Nester auf einem hoch gelegenen Standort zu errichten.

Im März

kommen sie zurück

Im März nächsten Jahres werden die Störche aus ihren Winterquartieren zurückerwartet. Auf Grund des Klimawandels machen viele Störche nicht mehr die lange Reise nach Süd- und Ostafrika, sondern überwintern auch in Frankreich und Spanien. Im März kehren zuerst die männlichen Störche zurück und beginnen, die Winterschäden am Nest auszubessern. Nachdem die Weibchen eingetroffen sind, findet man im April oder Mai die Gelege. Die drei bis fünf weißen Eier werden dann abwechselnd von beiden Elterntieren ausgebrütet, bis die Jungen nach rund 32 Tagen schlüpfen. Die erwachsenen Störche sind gut an ihrem weißen Federkleid mit schwarzen Schwingen sowie dem roten Schnabel und den roten Ständern zu erkennen. Bereits im August - zwei Wochen vor ihren Elterntieren, zieht es die Jungstörche zum ersten Mal in die Winterquartiere.

Störche sind sehr anpassungsfähig und suchen ihr Futter überall. Auch hinter pflügenden Traktoren kann man sie beobachten. Wenn dabei viele Bodentiere an die Oberfläche kommen, finden sie Regenwürmer, Schnecken, Käfer oder Larven von Insekten, aber auch Frösche und kleine Säugetiere zählen zum Nahrungsspektrum der Störche.

Ihr Lebensraum sind offene Landschaften, möglichst ohne Stromleitungen, mit extensiv genutzten Wiesen und Weiden. Für Biotopverbesserungen und Renaturierungsmaßnahmen hat die Gemeinde Hünfelden in den vergangenen Jahren zum Beispiel entlang des Wörsbachs durch die Anlage eines Uferrandstreifens von rund 20 Metern Breite, der nicht gemäht wird, gesorgt.

Nun heißt es warten und hoffen bis zum nächsten Frühjahr, ob ein Storchenpaar in der Wörsbach-Aue heimisch wird. Bei Störchen, die sich einmal dort niedergelassen haben, entsteht im Laufe der Jahre - bei Störchen kann man von einer Lebenserwartung von rund 20 Jahren ausgehen - eine enge Bindung an das Nest, die sie jedes Jahr wieder dorthin zurückkommen lässt; dies wäre eine kleine Sensation für die Gemeinde Hünfelden und eine weitere Erfolgsgeschichte des Nabu auf dem Gebiet des Artenschutzes.

Rüdiger Fluck

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