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Tragödie in Hundsangen: Hätte der tödliche Unfall verhindert werden können?

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Von: Rolf Goeckel

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Unübersichtlich und gefährlich: Die Kreuzung von B 8 und L 314 bei Hundsangen. Muss die Querung entschärft werden?
Unübersichtlich und gefährlich: Die Kreuzung von B 8 und L 314 bei Hundsangen. Muss die Querung entschärft werden? © goe

Die Unfallkommission will sich noch einmal mit der Kreuzung bei Limburg befassen, auf der im Januar eine Person tödlich verunglückte.

Hudnsangen – Ein Mensch stirbt, zwei weitere werden schwer verletzt: Am 30. Januar ereignet sich ein tragischer Verkehrsunfall auf der Kreuzung der L 314 zur B 8 zwischen Hundsangen und Wallmerod. Hätte dieser Unfall mit geeigneten baulichen Maßnahmen auf der Straße womöglich verhindert werden können?

Ja, meint Christine Eichmann, eine engagierte Bürgerin aus Hundsangen, die der Unfall tief berührt hat und die daraufhin Politiker und Verkehrsbehörden angeschrieben hat. Nein, meint hingegen die Unfallkommission im Bereich der Polizeiinspektion Montabaur. Immerhin will sich das jährlich tagende Gremium in seiner nächsten Sitzung noch einmal mit dem Thema befassen, teilte die Kreisverwaltung in Montabaur mit. Die Kommission setzt sich aus Vertretern des Landesbetriebs Mobilität Diez, der Polizei Montabaur und der Straßenverkehrsbehörden zusammen.

Frau aus Hundsangen bei Limburg beschäftigt sich seit Jahren mit Unfällen an Kreuzung

Folgendes war passiert: Ein auf der L 314 aus Richtung Weroth kommender VW Golf fuhr über die Kreuzung zur B 8 geradeaus weiter in Richtung Thalheim. Dabei übersah der 36-jährige Fahrer einen aus Richtung Hundsangen kommenden Seat, der auf der B 8 in Richtung Wallmerod unterwegs war. Der Golf krachte in den Seat; dessen Fahrer (50) starb noch am Unfallort. Seine Beifahrerin (49) und der 36-jährige mutmaßliche Unfallverursacher wurden schwer verletzt.

Seit Jahren schon beobachtet die Hundsängerin Christine Eichmann, dass es an besagter Kreuzung zu Unfällen oder Beinahe-Zusammenstößen mit laut quietschenden Reifen kommt. Auf die Gefahr aufmerksam gemacht wurde sie schon vor einigen Jahren: Bei einem schweren Unfall auf der Kreuzung L 314/B 8 wurde ein entfernter Bekannter so schwer verletzt, dass er heute arbeitsunfähig ist. Seitdem lässt ihr die von dort ausgehende Gefahr keine Ruhe mehr.

Tödlicher Unfall bei Hundsangen nahe Limburg: Vorschläge für eine Entschärfung

Eigene Recherchen der Hundsängerin ergaben: Schon mit verhältnismäßig geringem Aufwand könnte die Kreuzung so entschärft werden, dass Unfälle vermieden werden. Eichmann schlägt beispielsweise vor, die Fahrbahnen der L 314 einige Meter vor der Kreuzung mit Warnbaken zu verengen, auf die Fahrbahn große Stoppschilder oder das Wort "Stopp" aufzumalen, Blinkleuchten sowie Stoppschilder neben und über der Fahrbahn anzubringen oder auch große Warnschilder in Neonfarben aufzustellen.

Auch Hindernisse auf den Fahrbahnen der L 314 zum Kreuzungspunkt könnten die Situation verbessern, meint Christine Eichmann. Sie verweist auf eine schon vor vielen Jahren vorgenommene Entschärfung einer gefährlichen Kreuzung in Büdlicherbrück im Landkreis Bernkastel-Wittlich, aber auch auf die vor kurzem erst erneuerte Kreuzungsampel B 8/Pommernstraße in Bad Camberg, wo vor zwei Jahren ein Motorradfahrer starb.

Tödlicher Unfall an Kreuzung "allein menschliches Versagen"

Die Kreisverwaltung Montabaur zeigte sich auf Eichmanns Schreiben hin zwar betroffen von dem schweren Unfall vom 30. Januar, sieht aber aktuell keinen Handlungsbedarf. "Jeder Unfall ist einer zu viel. Das oben benannte Ereignis hat die Kreisverwaltung sehr berührt und bei den Kolleginnen und Kollegen der unteren Verkehrsbehörde die Frage aufgeworfen, ob die zuständigen Behörden diesen tragischen Unfall durch zusätzliche Maßnahmen im Kreuzungsbereich hätten verhindern können", schreibt die Behörde auf Anfrage dieser Zeitung.

Weiter heißt es in der Mitteilung: "Ausweislich der polizeilichen Ermittlung ist der tragische Verkehrsunfall allein auf menschliches Versagen zurückzuführen, da der Unfallverursacher die Kreuzung einschließlich aller aufgestellten Verkehrszeichen wegen Ablenkung nicht wahrgenommen hat." In der Unfallkommission bestehe Konsens darüber, dass jegliche Ergänzung oder Änderung der Beschilderung diesen Unfall nicht hätte verhindern können.

Die von Christine Eichmann benannten Einbauten im Straßenraum der L 314 würden zurzeit nicht befürwortet, heißt es weiter. Begründung: Sie könnten unter Umständen das Gefahrenpotenzial weiter erhöhen. Maßnahmen, die andernorts möglicherweise zum Erfolg geführt haben, könnten nicht auf jeden anderen Straßenzug oder Kreuzungsbereich übertragen werden. "Deswegen sehen wir im Moment keine Notwendigkeit, mit einer verkehrsbehördlichen Sofortmaßnahme zu reagieren." Da es sich jedoch um einen Unfall mit Todesfolge handelt, werden die Mitglieder der Unfallkommission in der nächsten Sitzung darüber entscheiden, ob und, wenn ja, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Hundsängerin unzufrieden mit Antwort der Kreisverwaltung: „Man muss doch nicht untätig bleiben“

Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass die Verkehrsbehörde, die Straßenbaubehörde und die Polizei in der Unfallkommission eng zusammenzuarbeiten, um zu ermitteln, wo sich Unfälle häufen, worauf diese zurückzuführen sind und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um "unfallbegünstigende Besonderheiten" zu beseitigen.

Um Stellen mit Unfallschwerpunkten wahrnehmen und beurteilen zu können, werden zwei verschiedene Unfalltypenkarten geführt. Dazu würden alle Unfälle registriert, die in einem Kalenderjahr passieren. Sollten sich fünf gleichartige Unfälle ereignet haben, würden diese einer genaueren Betrachtung unterzogen. Darüber hinaus würden alle Verkehrsunfälle mit schwer verletzten und getöteten Menschen in die Drei-Jahres-Unfalltypenkarte übertragen. Diese diene der Langzeitbetrachtung einer Unfallhäufungsstelle oder Unfalllinie.

Christine Eichmann zeigte sich mit der Aussage der Kreisverwaltung Montabaur nicht zufrieden. "Selbst wenn der Unfall vom 30. Januar auf menschliches Versagen und Ablenkung zurückzuführen ist, heißt das doch nicht, dass man untätig bleiben muss", meint sie. So könne sie sich vorstellen, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer sicherzustellen, zum Beispiel kleine Aufsätze auf der Fahrbahn, wie sie entlang von Straßenbaustellen zu finden seien und die das Fahrzeug wackeln lassen. (Rolf Goeckel)

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