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Limburg: CDU-Bürgermeisterkandidat Stefan Laux geht im Wahlkampf neue Wege

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Stefan Laux gestern Mittag gut gelaunt vor seiner "machbar" in der Altstadt. Er will für die Bürger Koch und Kellner sein.
Stefan Laux gestern Mittag gut gelaunt vor seiner "machbar" in der Altstadt. Er will für die Bürger Koch und Kellner sein. © Heidersdorf

In Limburg stellt sich Stefan Laux für die CDU als Bürgermeisterkandidat zur Wahl. Sein Wahlkampf ist innovativ.

Limburg - Die Wandfarbe in der "machbar" riecht am Freitagmorgen noch sehr frisch, alles andere scheint von langer Hand vorbereitet zu sein. Wenige Minuten nach der einstimmigen Nominierung durch die CDU-Gremien schaltete Stefan Laux am Donnerstagabend seine Facebook-Seite frei, gestern Früh folgte die professionelle Homepage. Auf den Tischen liegen Postkarten, Schreibblöcke, Visitenkarten und Bleistifte mit seinem Namen und dem Untertitel "Bürgermeister für Limburg". In der Mitte des Raums steht eine Beachflag mit überdimensioniertem Portrait.

"Limburg gestalten" lautet die zentrale Botschaft des Bürgermeisterkandidaten Stefan Laux. Auf den Karten verkündet er weitere Slogans, wie "alles muss man selber machen", "nix bleibt wie es ist", "Bessermacher dringend gesucht" und "Alles machbar, Herr Nachbar."

Stefan Laux macht gleich mit seinem ersten Auftritt klar, dass er im Wahlkampf in Limburg völlig neue Wege gehen wird. Ausgangspunkt und Sammelplatz ist die "machbar" in der Altstadt (Barfüßerstraße 7). Vorher ein Second-hand-Laden, künftig eine "Ideenwerkstatt" für Stadtpolitik aus erster Hand.

Das Wahlprogramm von Stefan Laux gestalten die Bürger

Dort will Stefan Laux von heute an vorerst jeden Samstag von 9 bis 15 Uhr mit den Besuchern zwanglos ins Gespräch kommen und sie zum Mitmachen animieren. "Ich möchte gemeinsam mit den Bürgern Ideen und Visionen für Limburg 2030 entwickeln", sagt der 50-Jährige. 

Die große Theke und die riesige Schultafel hat der Hobby-Handwerker selbst gefertigt. Die graue Fläche an der Wand ist noch blank; nach dem Willen von Laux soll sie sich in den nächsten Wochen mit vielen Zetteln mit guten Vorschlägen füllen. "Daraus wird mein Wahlprogramm entstehen", sagt der Christdemokrat, der als unabhängiger Kandidat antritt.

Er lässt keinen Zweifel daran, dass er fest davon ausgeht, am 2. Dezember 2021 neuer Bürgermeister in Limburg zu sein. "Sonst würde ich nicht so viel Herzblut und Kraft in diese Aufgabe stecken", erläutert der 50-Jährige. Er freut sich riesig auf die neue Herausforderung, sagt Laux mehrfach, ist hochmotiviert und steckt voller Tatendrang. 

Schmerzlich nur, dass er für den Chefposten im Rathaus seine "große Liebe" aufgeben müsste. So nennt er seine Tätigkeit als Leiter der Friedrich-Dessauer-Schule (FDS) und meint damit vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. "Aber ich möchte mich ja weiter mit ihnen beschäftigen und wechsele nur die Perspektive."

Der Direktor betont, dass die Technische Berufsschule mit 2400 Schülern und 120 Lehrern nicht unter dem Wahlkampf leiden soll und er diese Funktion "bis zum Schluss mit hundertprozentigem Einsatz und der gleichen Leidenschaft wie bisher" ausüben will.

Laux schildert den Journalisten und Bloggern, wie er über Umwege zu seiner Berufung gekommen ist. Er hat zunächst Bauingenieurwesen studiert, keine Freude daran gehabt, als dreifacher Vater mit 27 eine Schreinerlehre begonnen und danach als Tischler in Diez gearbeitet. 

Laux hätte den Meister gerne beerbt, kommt mit ihm aber nicht klar und entschließt sich, Berufsschullehrer zu werden. "Eine Spontan-Reaktion, aus tiefstem Inneren heraus", sagt er im Nachhinein. Der Limburger studiert noch einmal (in Darmstadt) und liegt mit katholischer Theologie sowie Bau- und Holztechnik diesmal richtig.

CDU-Kandidat Stefan Laux: „Ich bin ein Weltverbesserer“

Er kommt 2007 als Referendar an die FDS und will dort nicht mehr weg; wird schnell Personalratsvorsitzender, 2012 "Vize" und Chef. Der Schulleiter berichtet sichtlich begeistert von Projekten mit Schülern in aller Welt: vom Bau einer Schule in Ghana über das Beseitigen von Lawinenresten in Österreich bis zur Errichtung eines Kinderheims in Weißrussland. "Ich muss immer etwas machen und liebe es, Gutes zu tun", sagt Laux. "Ich bilde mir ein, ein Weltverbesserer zu sein."

Der Familienvater engagiert sich unter anderem als Vorsitzender des Eisenbahner Sportvereins, des Vereins für Ausbildung im Landkreis und für das Frauenhaus. Mit der Stadtpolitik hatte er noch nichts am Hut. "Bisher war ich nur ein politischer interessierter Bürger", sagt Laux, "das ändert sich ab sofort".

Er glaubt, dass in Limburg viel mehr "machbar" ist als in den vergangenen Jahren. Und Stefan Laux ist überzeugt, dabei seine Stärken einzubringen. "Ich sprühe vor Ideen und bin relativ kompromisslos in der Umsetzung - auch auf die Gefahr hin, dass mal etwas schiefgeht", sagt er. Sorge, als Kandidat zu scheitern, scheint er nicht zu haben.

Von Joachim Heidersdorf

Info: Im Hause Laux ist nur Kalle rabenschwarz

Kalle ist schön, lieb und treu - und als einziger im Hause Laux rabenschwarz. "Er gehört zur Familie", sagte Herrchen gestern in der Pressekonferenz, bei der sich der Labrador unter dem Tisch bequem machte. Klar, dass Kalle in der "machbar" einen Hundekorb hat.

Stefan Laux erklärte, warum er als unabhängiger Kandidat antritt. Vor allem aus grundsätzlichen Erwägungen, aber auch aus Rücksicht auf die Kinder. "Die hätten sonst protestiert", sagte der Vater augenzwinkernd. Er ordnet den Nachwuchs im grünen Lager ein.

Laux berichtete, dass er von Anfang an die CDU gewählt hat, doch erst im Landratswahlkampf vor zwei Jahren durch die Freundschaft mit Michael Köberle zur Partei gekommen ist. Er werde sich weder im Wahlkampf noch im Amt vom Parteibuch einengen lassen. "Ich habe Affinitäten zu allen anderen politischen Kräften - außer zu den Brauen", betonte der 50-Jährige. In manchen Fragen sei er sicherlich grüner als viele Grüne und liberaler als viele Liberale. "Es kommt darauf an, gute Ideen umzusetzen - egal, vom wem sie sind", so Laux. 

hei

Kommentar: Exzellenter Kandidat

Die CDU ist auch um Limburg nicht gerade gesegnet mit Persönlichkeiten und Machern, die klug, sympathisch und charismatisch sind und bei den Menschen ankommen. Stefan Laux gehört zu dieser Spezies und wäre ein exzellenter Kandidat, wenn er denn noch mal den Beruf wechseln wollte. 

Das habe ich im vergangenen August zum 50. Geburtstag des „Edelsäckers“ geschrieben – und an dieser Meinung hat sich ein halbes Jahr später nichts geändert. Damals haben viele grundsätzlich zugestimmt, aber nicht geglaubt, dass Stefan Laux den Posten als Schulleiter aufgeben würde, um Bürgermeister seiner Heimatstadt zu werden. 

Ob es dazu kommt, entscheiden die Wähler im nächsten Jahr. Doch schon heute steht fest, dass es ein sehr spannender Wahlkampf werden wird. Amtsinhaber Dr. Marius Hahn (SPD) hat in der Stadt sicher mehr Anhänger als seine Kritiker wahrhaben wollen. 

Mit Stefan Laux hat er diesmal jedoch einen stärkeren Konkurrenten als mit dem 1. Stadtrat Michael Stanke vor sechs Jahren. Der vielseitig begabte und engagierte Familienvater ist in Limburg besser vernetzt als in der CDU. Laux gilt als Nobody in der Stadtpolitik – und genau dieser Fakt wird für ihn kein Nach-, sondern ein Vorteil sein. 

Alle als Kandidaten „gehandelten“ CDU-Granden wären mit dem Makel angetreten, umstrittene Entscheidungen verteidigen zu müssen. Laux geht dagegen völlig unbelastet vom Ärger der Vergangenheit ins Rennen. Es ist kein Geheimnis, dass er zwei von der CDU gemeinsam mit Hahn und der SPD durchgeboxte Vorhaben abgelehnt hat bzw. ablehnt: den Rathausumzug und das Fällen der Platanen auf dem Neumarkt. 

Mal schauen, ob er die Parteifreunde umstimmen oder wie er sich vor dem Bürgerentscheid positionieren wird. Trotz dieser möglichen Konflikte ist es ein kluger Schachzug der CDU, auf den unkomplizierten und manchmal unkonventionellen Mann zu setzen. Er verkörpert genau das, was viele zurzeit im Rathaus vermissen: Mut, Kreativität, Entscheidungsfreude und Durchsetzungskraft. 

hei

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