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Lkw-Angriff in Limburg: Jetzt spricht der Cousin des Verdächtigen

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Der Lkw-Angriff in Limburg lässt die Menschen fassungslos zurück. Wer ist der Angreifer? Jetzt spricht der Cousin des Verdächtigen.
Der Lkw-Angriff in Limburg lässt die Menschen fassungslos zurück. Wer ist der Angreifer? Jetzt spricht der Cousin des Verdächtigen. © Symbolbild: Thorsten Wagner/dpa

Der Lkw-Angriff in Limburg lässt die Menschen fassungslos zurück. Wer ist der Angreifer? Jetzt spricht der Cousin des Verdächtigen.

Limburg - Wer ist der mutmaßliche Lkw-Angreifer, dessen Vorname Omar lautet? Er ist 32 Jahre alt, stammt aus Syrien und lebt seit 2015 in Deutschland. Er kaperte am Montag um 17.18 Uhr in der Limburger Innenstadt einen Lkw, zerrte den Fahrer, der vor einer Ampel im Rückstau stand, aus dessen Kabine, stieg ein und begann seine Fahrt, die mit einem verhängnisvollen Verkehrsunfall vor dem Landgericht endete. 

Der mutmaßliche Lkw-Angreifer hat familiäre Kontakte nach Limburg und nach Mensfelden, ein Ortsteil der Gemeinde Hünfelden in direkter Nachbarschaft von Limburg. Diese Zeitung hat mit seinem Cousin gesprochen, der seit 2014 in Deutschland lebt und in Limburg – nicht weit von der Unfallstelle entfernt – wohnt und arbeitet.

Lkw-Angriff in Limburg: Cousin möchte anonym bleiben

Er ist 28 Jahre alt. Seinen Namen möchte er nicht nennen. Er will sich auch nicht fotografieren lassen. Er hat Angst, dass dies negative Auswirkungen auf seinen Beruf hat, dass Kunden plötzlich wegbleiben und ihn schneiden. Denn mit dem, was sein Cousin getan hat, möchte er nichts zu tun haben. Er ist entsetzt.

Ob er ein Foto von seinem Cousin hat? Er holt sein Smartphone hervor und zeigt ein Hochzeitsvideo aus Syrien, aufgenommen vor acht Jahren. Er stoppt das Video und zeigt auf ein Gesicht. „Das ist mein Cousin.“ Es ist ein Mann, der tanzt. Er hat beide Arme um Hochzeitsgäste gelegt. Er wirkt glücklich. Er habe keinen regelmäßigen Kontakt zu seinem Cousin, berichtet der 28-Jährige.

Lkw-Angriff in Limburg: Verdächtiger sei „komisch im Kopf“

Der sei „komisch im Kopf“, das komme vom Bürgerkrieg. Sein Cousin trinke zu viel Alkohol, und Drogen nehme er auch. Seine beiden Kinder hätten Angst vor seinem Cousin. Der 28-Jährige spricht zwar Deutsch, aber nicht sehr gut. Sein Arbeitskollege übersetzt. Er ist ebenfalls ein Syrer, der seit sechs Jahren in Deutschland lebt. Er spricht sehr gut Deutsch. Die mutmaßliche Tat seines Cousins, deren Hintergründe noch immer nicht geklärt sind, verurteilt er. „Das ist nicht mehr mein Cousin“, sagt er.

Er habe am Dienstagmorgen erfahren, dass sein Cousin den Lkw gefahren hat. Seitdem habe er heftige Kopfschmerzen. Was sein Cousin beruflich macht? Der fahre für einen Nudel-Betrieb einen kleineren Lkw. Sein Cousin sei schon in Syrien Lkw-Fahrer gewesen. Am Tag der mutmaßlichen Amokfahrt, am Montag, sei sein Cousin bei ihm überraschend vor seiner Wohnung in Limburg aufgetaucht. Er habe Geld gebraucht, um sich Zigaretten kaufen zu können. „Da habe ich ihm ein Päckchen Tabak gegeben, und dann ist er verschwunden“, sagt der 28-Jährige.

Cousin des Lkw-Angreifers eilt zum Tatort - dort findet er seinen Verwandten

Sein Bruder, der nicht weit entfernt einen eigenen Laden hat, habe kurz darauf auch Kontakt mit dem Verwandten gehabt; diese beiden Männer scheinen sich offenbar näher zu stehen. Sie hätten geraucht und etwas getrunken. Was dann passiert, ist unklar.

Aber sein Bruder, der einen eigenen Laden hat, habe später mitbekommen, dass es nur wenige Hundert Meter entfernt einen Verkehrsunfall gegeben habe. Er sei zur Unfallstelle an der Schiede vor dem Limburger Landgericht geeilt und habe dort überraschend den eigenen Cousin getroffen. Der hatte da schon den Lkw verlassen und befand sich in ärztlicher Behandlung. Sein Bruder habe den Kontakt mit der Polizei gesucht und sich als Verwandter offenbart. Offenbar ohne zu wissen, was sein Cousin getan hatte. Er begleitete die Beamten zur Polizei und sagte aus.

Nach Lkw-Angriff in Limburg: Spezialkommando durchsucht Wohnung des Bruders

Sein 28-jähriger Bruder berichtet weiter, dass in der Nacht zu Dienstag die Polizei in die Wohnung seines Bruders eingedrungen sei. Nach seinen Angaben war dieser zu der Zeit noch nicht zu Hause. Nur dessen Frau und dessen Kinder seien in der Wohnung gewesen, als das Spezialkommando der Polizei die Tür aufbrach und die Wohnung durchsuchte, in der der mutmaßliche Amokfahrer immer mal wieder übernachtet haben soll.

Sein Hauptwohnsitz ist in Langen im Landkreis Offenbach. Auch diese Wohnung wurde von Spezialkräften der Polizei durchsucht. Weiterhin unklar ist, was der mutmaßliche Amokfahrer wirklich wollte. Unterhält man sich mit Sicherheitskräften, weisen sie auf eine Besonderheit in Lkws hin. Diese verfügten über ein elektronisches Bremssystem, das sich automatisch aktiviert, wenn ein Hindernis in unmittelbarer Nähe ist.

Lkw-Angriff in Limburg: Viele Fragen noch offen

Hat es sich automatisch aktiviert, als der 32-jährige Syrer, der den Lkw erst vor wenigen Sekunden gestohlen hatte, zu schnell auf langsam fahrende Autos auffuhr? Weil er aufgeregt war und voller Adrenalin? Verlor er aufgrund des automatischen Bremssystems die Kontrolle über den Lastwagen? Wollte er ein anderes Ziel ansteuern, als er stadtauswärts in Richtung Autobahn fuhr?

Was wollte er mit dem gestohlenen Lkw anstellen? War der Verkehrsunfall vor dem Landgericht in der Form gar nicht geplant? In welchem Zustand befand sich der 32-jährige Syrer? Hatte er kurz zuvor Alkohol getrunken, hatte er Drogen konsumiert? Der Lkw-Fahrer, den er mit Gewalt aus der Fahrerkabine zerrte, berichtete gegenüber dieser Zeitung von einem starren Blick des Mannes, der kein Wort gesagt habe. Als ob er jemand sei, der nicht von dieser Welt ist.

Polizei wertet Mobiltelefone und USB-Sticks nach Lkw-Angriff in Limburg aus

Die Polizei wertet nun sichergestellte Mobiltelefone und USB-Sticks aus. War es ein Einzeltäter? Hatte er Komplizen? Der mutmaßliche Amokfahrer soll sich wenige Stunden vor der Tat in der Weiersteinstraße aufgehalten haben. Diese Straße verbindet den Bahnhofsplatz mit der Diezer Straße.

In der Diezer Straße kaperte er am späten Montagnachmittag den Lkw und missbrauchte ihn mutmaßlich für seine Angriffsfahrt. In der Weiersteinstraße gibt es unter anderem eine Anlaufstelle des Jobcenters für junge Hartz-IV-Empfänger, eine Shisha-Bar, ein Sportwettengeschäft, ein Café und zwei Dönerläden. In der Straße leben mehrere Syrer.

Zeuge: Syrer soll immer wieder Frauen belästigt haben

Eines der Wohnhäuser soll einem Syrer gehören, berichtet ein Deutscher, der in der Straße arbeitet. Auf der Straße sieht man immer wieder Syrer. Sie haben kurze Haare, viele tragen einen Vollbart. Der Besitzer des Sportwettengeschäfts, Cüneyt Karabel, berichtet von einem Syrer, den er seit einigen Wochen immer wieder in der Straße sehe. Er beschreibt ihn „als ein bisschen verhaltensgestört“.

Er habe beobachtet, wie dieser Mann, mit einer Sportkappe auf dem Kopf, immer wieder Frauen belästigt habe, und immer wieder an einer Fußgängerampel in der Diezer Straße gestanden haben soll. Ist es der mutmaßliche Amokfahrer gewesen oder ein anderer Mann?

Von Stefan Dickmann

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