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Limburger Tierheim in Corona-Zeiten: "Bei uns gibt es keine Lockdown-Hunde"

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Ihr Herz schlägt für die Vierbeiner: Tierheimleiterin Christina Provinsky.
Ihr Herz schlägt für die Vierbeiner: Tierheimleiterin Christina Provinsky. © nn

Viele wollen während des Corona-Lockdowns ein Haustier. Doch die Anschaffung eines Hundes oder einer Katze muss gut überlegt sein, sagt die Leiterin des Limburger Tierheims.

Limburg – Während in anderen Bereichen durch Homeoffice und Teil-Lockdown die Mühlen vielleicht etwas langsamer mahlen, sieht es im Tierheim ganz anders aus. "Wir haben mehr zu tun denn je", sagt Christina Provinsky, die seit knapp vier Monaten als neue Tierheimleitung im Amt ist. Zwar ist das Tierheim aktuell für die Öffentlichkeit geschlossen, doch wollen die Tiere natürlich weiter gepflegt und versorgt werden.

Hinzu kommen die Außeneinsätze des Tierschutzes, das übliche Tagesgeschäft, die Arbeiten rund um das Gebäude und die vielen Anfragen, die sich seit der Corona-Pandemie deutlich vermehrt haben. "Wir haben alle Hände voll zu tun", sagt Provinsky. Das Postfach des Tierheims füllt sich jeden Tag mit etlichen E-Mails, das Telefon klingelt unentwegt. "Gefühlt wollen alle Menschen aktuell ein Tier." Sogar das Notruftelefon würde bis in die späten Abendstunden von Interessenten kontaktiert, die sich ein eigenes Tier wünschen, erklärt Christina Provinsky verärgert, schließlich sei das Notruftelefon nur für Notrufe.

Leiterin des Limburger Tierheims: Keine „Schnellschüsse“ während der Corona-Krise

Wer nun glaubt, dass dieses große Interesse an Tieren etwa gut sei für das Tierheim und die Tiere, der irrt. Zwar liegt es im Interesse des Tierheim-Teams Tiere zu vermitteln und ihnen ein neues, gutes Leben zu ermöglichen, doch "Schnellschüsse" werden im Tierheim Limburg keine getätigt. "Bei uns gibt es keine Lockdown-Hunde", sagt sie. Viele Menschen haben jetzt Zeit, wegen Kurzarbeit beispielsweise. Doch eine Anschaffung eines Tieres muss gut durchdacht werden und das über Jahre hinweg.

Die Prüfung, ob ein Hund zu einem neuen Herrchen oder Frauchen ziehen darf, sei im Limburger Tierheim schon immer sorgfältig gewesen, doch nun sei "das Nadelöhr", ein Tier zu bekommen, noch enger. Das gefällt natürlich nicht jedem Interessenten, weiß Provinsky. Am liebsten würden manche das Tier direkt mitnehmen. Das gehe natürlich nicht, schließlich soll es auch passen zwischen Menschen und Tier. Und das entscheide sich eben nicht nach nur einem Treffen. Dieses Vorgehen liege im Interesse des Tieres und auch im Interesse des zukünftigen Halters.

Mitbewohner aus dem Limburger Tierheim zu Corona-Zeiten: Besichtigung nur mit Termin

Natürlich sei es aber möglich, ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren. Dies läuft in Zeiten von Corona etwas anders als zuvor. Statt das Tierheim zu den Öffnungszeiten zu besuchen und nach einem Tier zu schauen, das gefällt, werden nun Besuche zunächst telefonisch vereinbart. "Das wollen wir auch nach Corona beibehalten", sagt Provinsky. Das bedeute nämlich weniger Stress für die Tiere, die sonst wie im Zoo von etlichen fremden Menschen am Zwinger besichtigt werden.

Zudem hätten die Pfleger dann auch gezielt Zeit, um Fragen zu beantworten. Zunächst aber bittet das Tierheim-Team die Interessenten auf der neuen Homepage zu schauen, ob ein geeignetes Tier für sie dabei ist und die Beschreibung und Ansprüche genau zu lesen. Anschließend kann telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufgenommen werden.

Leiterin des Limburger Tierheims: „Es muss eine Bindung zwischen Mensch und Tier entstehen“

Nach einer telefonischen Beratung und weiterer Klärung von Fragen kann ein erster persönlicher Kontakt zum Tier unter Begleitung eines Pflegers und Einhaltung der Coronabestimmungen stattfinden. Es muss eine Bindung zwischen Mensch und Tier entstehen, sagt Provinsky und erklärt, dass meist mindestens zwei solcher Termine nötig sind. Ziel sei es, dass Tier und Mensch sowie der gemeinsame Alltag für beide positiv sind.

Positiv sieht Provinsky die Arbeit des Teams. "Wir arbeiten Hand in Hand", erklärt sie und freut sich über das gute Miteinander. Dass die Zusammenarbeit mehr als gut funktioniere, erlebe sie jeden Tag aufs Neue. Besonders bei einem Fall der von allen höchste Flexibilität verlangte, sei dies wieder einmal sichtbar geworden.

Einige freie Zwinger im Limburger Tierheim trotz Corona-Krise

Die Annahme, dass aktuell wegen der Pandemie vermehrt Tiere aus mangelnder Zeit oder Kostengründen im Tierheim abgegeben würden, kann sie nicht bestätigen. Das Tierheim sei nicht pressvoll, sondern habe sogar einige freie Zwinger, um auf Notfälle reagieren zu können.

Im Sommer allerdings sieht Provinsky Schwierigkeiten auf sich zukommen. Im schlechtesten Fall landen dann unüberlegt angeschaffte Hunde, die beispielsweise über das Internet oder von unseriösen Züchtern gekauft wurden, im Tierheim. Manche Menschen nämlich wollten den mit Zeit verbundenen Weg, ein Tierheim-Tier zu adoptieren, nicht gehen und suchten dann nach Alternativen. Das könne nach hinten losgehen.

Limburger Tierheim sucht Spender: „Wir werden nicht vergessen, trotz Corona“

Provinsky und ihr Team arbeiten vorausschauend, haben schon jetzt den Winter 2021 im Blick. "Wir müssen vorarbeiten, sonst sitzen einige Tiere im Nassen", sagt Provinsky. Einige Zwinger müssten dringend saniert werden, sie seien notdürftig mit Lkw-Planen geflickt. Bei starkem Regen sitzen die Tiere im Nassen. Das übrigens gelte auch für zwei Büros von Mitarbeitern, wo es bei starkem Regen tröpfelt. Für solche Großprojekte reichen die Rücklagen, die überwiegend privaten Spendern zu verdanken sind, nicht aus.

Daher würden nach wie vor Spender und auch handwerklich begabte Menschen für die Umsetzung gesucht. "Wir werden von der Bevölkerung auch jetzt nicht vergessen und weiter gut unterstützt, trotz Corona", freut sich Provinsky. Sie hoffe, das dies so bleibe. Für den Sommer würde sich das Tierheim, wie in den vergangenen Jahren auch, über Sonnensegel freuen und über sogenannte Strandmuscheln, die als Hundepools der Abkühlung dienen.

Leiterin des Limburger Tierheims trotz Corona voller Tatendrang

Mit den gesetzlich geregelten Zuschüssen der Kommunen alleine sei die Aufrechterhaltung des Tierheims nämlich nicht möglich. Der Kostenapparat sei enorm, der größte Posten wie in den Jahren zuvor natürlich die Kosten für die tierärztliche Versorgung. Sie müssten weiterhin die Finanzen im Blick haben, zumal Einnahmequellen wie die Veranstaltungen wegfallen, sagt Provinsky. Grundsätzlich aber sei sie positiv gestimmt und weiterhin voller Tatendrang im Dienst - immer zum Wohle der Tiere. (Nadja Quirein)

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