Bildungspreis für Albert Weil

Sie ist innovativ und setzt auf Kompetenz, Wissen und Können: Die Bauunternehmung Albert Weil AG ist beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg gestern Abend in der Stadthalle mit dem Bildungspreis der IHK ausgezeichnet worden.
Berufliche Bildung steht bei vielen Schülern und Eltern im Ansehen noch deutlich hinter der akademischen Bildung. Dies will das Bundesbildungsministerium mit einer Novelle des fast 50 Jahre alten Berufsbildungsgesetzes ändern, kündigte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) gestern Abend beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg vor rund 400 Gästen in der Stadthalle an. Geplant seien Mindestvergütungen für Auszubildende und neue Berufsbezeichnungen. Damit soll die berufliche Bildung deutlich aufgewertet werden, erklärte die Ministerin.
Keine Sorgen um ihr Ansehen in der Gesellschaft müssen sich die Auszubildenden der Limburger Bauunternehmung Albert Weil AG machen: Sie arbeiten in einer Firma, die für ihre Bemühungen um eine gute Ausbildung gestern mit dem IHK-Bildungspreis ausgezeichnet worden ist.
Acht Bewerber
Die Jury, so IHK-Präsident Ulrich Heep in seiner Laudatio, würdigte damit ein Unternehmen, „das innovative und vorbildliche Modelle in der Ausbildung seit vielen Jahren einsetzt, die aber auch auf andere Unternehmen übertragbar sind“. Heep: „Beeindruckt hat uns das Projekt ’Lerne Dich, Deine Fertigkeiten und Fähigkeiten kennen und setze sie bewusst ein’.“ Die Albert Weil AG vermittle ihren Auszubildenden nicht nur ein breites Fachwissen, sondern setze auch auf ein Bildungsangebot, das auf Kompetenz, Wissen, Können und Wollen aufgebaut sei.
Mit der Verleihung ihres Bildungspreises schloss die IHK Limburg ihre zweijährige Kampagne mit dem Schwerpunktthema „Menschen befähigen – Wirtschaft stärken“ ab. Laut Heep hatten sich insgesamt acht Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Limburg um den Preis beworben. „Gesucht wurden Unternehmen aus der Region, die in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung neue Wege beschreiten und anderen ein Vorbild sein möchten“, sagte der IHK-Präsident. Dabei sei es in Zeiten vieler offener Lehrstellen in den Betrieben und eines sich verschärfenden Fachkräftemangels auch um eine Stärkung der dualen Ausbildung gegangen.
Den zweiten Platz belegt die selbstständige Rewe-Partnerin Claudia Klebach aus Mengerskirchen. Mit ihrem Weiterbildungsprojekt „Erfahrungsfeld Bauernhof“ zeige sie ein „hervorragendes Nachhaltigkeitskonzept, das bundesweit bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist“, so Heep.
Der dritte Platz schließlich ging an die Limburger Blechwarenfabrik, die mit ihrem Projekt „Produktionstalente für morgen“ überzeugt habe. „Ihre Auszubildenden erfahren lebendiges Lernen mit direktem Praxisbezug auf Augenhöhe“, zitierte der IHK-Präsident aus der Jury-Entscheidung.
Der Markt hat sich gedreht
Den Wert der beruflichen Bildung hatte zuvor Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) betont. Berufliche Bildung, so die Ministerin, sei ein „Schlüssel zu unserem Wohlstand“ und ein „stabiles Fundament für eine erfolgreiche Karriere“. Wer eine berufliche Ausbildung gemacht habe, verfüge über ein „Arbeitsmarktticket“. Allerdings habe es die Berufsausbildung schwer, sich im Wettbewerb mit der akademischen Bildung zu behaupten. Noch immer stehe für die meisten Schüler und ihre Eltern nach dem Abitur das Studium an erster Stelle. Um das zu ändern, bedürfe es eines „Bewusstseinswandels in der Gesellschaft“, sagte sie.
IHK-Präsident Heep stimmte der Ministerin zu und wies darauf hin, dass sich der Ausbildungsmarkt in den letzten Jahren gedreht habe. Konnten sich früher die Firmen ihre Lehrlinge aussuchen, sei es mittlerweile anders herum. „Wir müssen uns daher dafür einsetzen, dass die duale Berufsausbildung eine höhere gesellschaftliche Anerkennung erfährt.“
Karliczek und Heep betonten, dass das deutsche Ausbildungssystem ein international hohes Ansehen genießt und dazu beiträgt, dass die Jugendarbeitslosigkeit hierzulande bei sechs Prozent und damit weit unter dem EU-Durchschnitt von 15 Prozent liege. Um diese „Erfolgsgeschichte“ fortzusetzen, kündigte die Ministerin eine „richtungsweisende Novelle“ des Berufsbildungsgesetzes an. So sei eine Mindestvergütung für Auszubildende geplant, die sich am Schüler-Bafög orientiert und bei 504 Euro monatlich einsetzt. Sie steigt in den weiteren Ausbildungsjahren – je nach Dauer – um fünf, zehn und 15 Prozent. Damit werde die Anerkennung für die Leistung von Auszubildenden verbessert.
Vom Spezialisten zum Master
Ein weiterer Baustein ist laut Karliczek die Angleichung der beruflichen an die akademische Bildung. Dies soll mit neuen Berufsbezeichnungen sichtbar gemacht werden, die sich bewusst an die akademische Bildungsabschlüsse anlehnen. Das geplante dreistufige Modell beginnt mit dem „Berufsspezialist“, setzt sich mit dem „Berufsbachelor“ fort und endet beim „Berufsmaster“.
Karliczek sagte aber auch, dass es im Zeichen der Digitalisierung mit einem Berufsabschluss nicht getan sein werde. „Das lebensbegleitende Lernen erhält einen immer höheren Stellenwert.“ Daher werde nun eine „nationale Weiterbildungsstrategie“ entwickelt.