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Ärzte sind sauer: „Uns ist sogar das Toilettenpapier in der Praxis geklaut worden“

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Will in Zeiten von Corona nicht ohne Maske und Handschuhe arbeiten müssen: Dr. Karl-Heinz Körner in Hadamar im Kreis Limburg-Weilburg.
Will in Zeiten von Corona nicht ohne Maske und Handschuhe arbeiten müssen: Dr. Karl-Heinz Körner in Hadamar im Kreis Limburg-Weilburg. © Robin Klöppel

Corona-Krise: Wegen des Mangels an Schutzausrüstung decken manche Ärzte im Kreis Limburg-Weilburg ihren Bedarf auf dem Schwarzmarkt zu überteuerten Preisen. Doch das ist nicht ihr einziges Problem.

Limburg – Die Corona-Krise bringt auch die heimischen Ärzte im Kreis Limburg-Weilburg an ihre Belastungsgrenze. Der in einer Gemeinschaftspraxis im Hadamarer Gesundheitszentrum am Mönchberg tätige Allgemeinmediziner Dr. Karl-Heinz Körner sowie Linda Schapowalow bilden derzeit in der Gemeinschaftspraxis zwei komplett getrennte Teams, damit es weitergehen kann, falls einer der beiden Mediziner sich selbst infizieren sollte.

Corona-Krise im Kreis Limburg-Weilburg: Arzt aus Hadamar sauer über Mangel

Körner und seine Kollegen tun derzeit alles, um in der Corona-Krise Menschen zu helfen und dabei die Patienten, aber natürlich auch die Mitarbeiter und sich selbst zu schützen. Deswegen sind viele Mediziner sauer, dass sie nicht immer genügend Schutzausrüstung zur Verfügung haben.

Der Hadamarer Allgemeinmediziner berichtet von mehrmaligem Anfragen bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Zunächst sei ihm bedauernd mitgeteilt worden, dass derzeit keine Hilfe zu erwarten sei. Es würden nur Praxen berücksichtigt, die schon positiv getestete Corona-Patienten behandelten. Dann sei aufgrund der Kritik vieler Ärzte bei der KV ein Onlineshop eingerichtet worden. Doch seine Bestellung habe er bisher nicht erhalten.

Coronavirus: 100 Patienten aus der Risikogruppe – Arzt aus Limburg befürchtet Übertragung

Körner erklärt: "Wir behandeln den ganzen Tag hochsymptomatische Patienten und führen bei begründetem Verdacht auf eine mögliche Infektion dann Abstrichtestes durch." Er kann nicht verstehen, dass vor diesem Hintergrund jemand der Auffassung sei, hierfür sei keine Schutzausrüstung notwendig.

Der 58-jährige Wahl-Limburger hat auch Angst, dass er bei Hausbesuchen das Coronavirus an Risikopatienten weitergeben kann. Er betreue alleine 100 Personen aus dieser Gruppe, die er üblicherweise zwei- bis dreimal pro Quartal aufsuche. Auch Seniorenheimbewohner der Hadamarer Arbeiterwohlfahrt gehören ebenso wie Schwerstkranke im Hadamarer Hospiz zu seinen Patienten.

Körner berichtet, dass heimische Augenärzte mangels Schutzausrüstung vorübergehend ihre Arbeit eingestellt hätten. Augenuntersuchungen könne man größtenteils verschieben, die Behandlung von Akutpatienten aber nicht, sagt er.

Coronavirus in Limburg: Eine Gemeinschaftspraxis musste bereits vorübergehend schließen

Die Limburger Kinderarzt-Gemeinschaftspraxis Stephan Plum und Stefan Rackwitz hatte dieser Zeitung mitgeteilt, dass sie vorübergehend schließen müsse. Die beiden Ärzte sahen die Sicherheit ihrer Mitarbeiter und Patienten unter den aktuellen Umständen in der Corona-Krise nicht mehr gewährleistet. Diese Praxis hat mittlerweile wieder geöffnet.

Körner sagt, er sei dem Landkreis Limburg-Weilburg sehr dankbar, dass er in der vergangenen Woche auf den Mangel spontan reagiert und den Praxen einen Satz kostenlose Schutzkleidung zur Verfügung gestellt habe. Der Arzt: "Wir beschaffen uns derzeit die Schutzausrüstung auf Umwegen, teils überteuert auf dem Schwarzmarkt."

Er wechselt seine Maske aktuell einmal täglich, obwohl es für ihn besser wäre, es alle drei bis vier Stunden zu tun. Mittlerweile hat Körner sich auf dem freien Markt erst einmal ausreichend mit Schutzkleidung eingedeckt, so dass der Vorrat zumindest für die kommenden drei Wochen reicht.

Der 58-Jährige hofft, dass den Medizinern die Kosten erstattet werden. Denn derzeit verursachten die Arztpraxen hohe Kosten und würden deshalb bei den Krankenkassen als unwirtschaftlich gelten.

Coronavirus: Für Ärzte bedeutet es großen Zeitaufwand für zahlreiche Fragen

Körner bittet seine Patienten, nur in die Praxis zu kommen, wenn es wirklich nötig ist und alle nicht dringenden Sachen terminlich auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wer einen Termin hat, kommt in der Regel pünktlich dran und muss nicht länger als nötig warten. "Dies auch als Schutz für meine Mitarbeiter", sagt er.

Körner und seine Kollegen wollen nicht unhöflich sein, gerade wenn es ältere Patienten sind, die sich aufgrund der Corona-Gefahr Sorgen machen. Auf Corona kann er niemanden testen, der keine entsprechenden Symptome aufweist. Doch auch wenn momentan viele Patienten aus Angst, sich in einer Arztpraxis anzustecken, fernbleiben, hat Körner weiter genug zu tun. Nach seinen Angaben kostet es eine Menge Zeit, die aufkommenden Fragen in Telefongesprächen und E-Mails zu beantworten.

Manche im Kreis Limburg-Weilburg fürchteten sich vor einer Ansteckung, weil sie jemanden kennen, der jemanden kennt, der Corona habe, ohne mit dem Kranken selbst Kontakt gehabt zu haben. Der Fachmann kann nur raten, beim Kontakt mit Fremden zwei Meter Abstand zu halten und sich regelmäßig die Hände zu waschen.

Corona-Krise im Kreis Limburg-Weilburg: Klopapier und Desinfektionsmittel weg

Der Desinfektionsspender am Eingang des Gesundheitszentrums wird aber vorläufig nicht mehr befüllt, weil der Inhalt gestohlen wurde. "Uns ist sogar das Toilettenpapier in der Praxis geklaut worden", erzählt Körner.

Gewinnt er der Corona-Krise auch etwas Positives ab? "Viele merken vielleicht, dass man nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt muss", sagt Körner. Und er findet es toll, dass die Menschen kreativ werden und neue Formen der gegenseitigen Unterstützung finden. So bekommt er von einer Apotheke Desinfektionsmittel hergestellt, die den Alkohol dafür von einem heimischen Schnapsbrenner bezieht. Leute, die Kapazitäten frei hätten, würden Schutzmasken nähen oder Plexiglasscheiben zum Schutz vor Ansteckung für Arzthelferinnen oder Supermarktkassiererinnen fertigen.

Ihn ärgert allerdings, dass viele auch mit der Not und den Ängsten der Menschen den großen Reibach machen wollen und beispielsweise Schutzmasken zu weit überteuerten Preisen anbieten. Zudem würden im Internet Masken für teures Geld angeboten, die keinen effektiven Schutz bieten würden.

Von Robin Klöppel

Die Corona-Krise trifft die Landwirten in Limburg-Weilburg, doch sie sehen auch Chancen. In Diez bei Limburg nimmt Dr. Martin von Bergh Corona-Proben in einem Parkhaus direkt am Auto. Jeder kann kommen und sich auf Corona testen lassen.

Im Tierheim Limburg gibt es wegen des Coronavirus Einschränkungen, es besteht aber kein Grund zur Sorge.

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