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Seuchenrisiko aus dem Osten - Warnung vor der Vogelgrippe

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Von: Robin Klöppel

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Hühner wie diese Deutschen Sperber im Freiland zu halten, ist eine schöne Sache, doch derzeit sind Vorsichtsmaßnahmen wegen der Vogelgrippe nötig. © mg

Die Gefahr der Ansteckung von Geflügel an der „Vogelgrippe“ steigt. Bei Experten gibt es eine unterschiedliche Einschätzung der Lage.

Auch in der heimischen Region steigt die Gefahr der Ansteckung von Geflügelbeständen mit der "Vogelgrippe" durch direkten und indirekten Kontakt beispielsweise über Kot mit Wildvögeln. Nachdem die Geflügelpest nach einer Serie von Ausbrüchen Ende Juli in Russland und Kasachstan angekommen war, sind mittlerweile in Hamburg sowie an der Nord- und Ostseeküste auch die ersten Fälle in Deutschland aufgetreten. Erster Kreisbeigeordneter Jörg Sauer (SPD) teilte auf Anfrage dieser Zeitung mit: "Seit dieser Zeit entwickelt sich das Seuchengeschehen in Norddeutschland stetig weiter. So sind bis gestern allein mehr als 200 positive Fälle von Wildvögeln, vor allem bei Wildenten und Gänsen, aber auch bei Möwen, Schwänen und anderen Wildvogelarten bis hin zu Greifvögeln entlang der deutschen Küstenregion nachgewiesen worden". Damit steige, so Sauer, das Risiko weiterer Ausbrüche in Deutschland und die Gefahr des Eintrags in Nutzgeflügelhaltungen und kleinere Vogelbestände durch Kontakte mit Wildvögeln.

Die Risikoeinschätzung für die Geflügelhaltungen wird vom Friedrich-Loeffler-Institut nach Aussagen Jörg Sauers derzeit als hoch eingestuft. Dies zeigten auch die aktuellen Ausbrüche von Geflügelpest in mehreren Nutzgeflügelhaltungen in Norddeutschland. Dabei seien sowohl kleine Hobbyhaltungen, wie auch große Geflügelhaltungen mit vielen Tausend Tieren betroffen. "Der Schutz und der Erhalt unserer Geflügelbestände in unserem Landkreis hat auch in der Corona-Zeit eine hohe Priorität", sagt Jörg Sauer. Darum sei es für alle Geflügelhalter jetzt enorm wichtig, selbst Vorbereitungen zu treffen. Kontakte zwischen Geflügel und Wildvögeln müssten unbedingt verhindert werden. Alle Verdächtigen toten oder kranken Vögeln sollten unbedingt untersucht werden.

Warnung vor der Vogelgrippe: Hoch ansteckende Viruserkrankung

Auch die Pressestelle des Westerwaldkreises warnt: "Die Klassische Geflügelpest, die auch als "Vogelgrippe" bezeichnet wird, ist eine besonders schwer verlaufende, hoch ansteckende Viruserkrankung, die beim Hausgeflügel meist unter schweren allgemeinen Krankheitszeichen verläuft und bei Hühnern und Puten innerhalb weniger Tage zum Tod von bis zu 100 Prozent der Tiere eines Bestandes führen kann". Enten und Gänse erkrankten oft weniger schwer. Die Krankheit führe bei diesen Tieren nicht immer zum Tod und könne bei milden Verläufen gänzlich übersehen werden. Der Westerwaldkreis warnt: "Für den Menschen besteht die Gefahr einer Ansteckung insbesondere durch intensiven Kontakt mit infiziertem Geflügel".

Jonas Bachmann, Geschäftsführer des heimischen Kreisbauernverbandes, schätzt die Gefährdungslage in unserer Region als überschaubar ein, so lange die kommerziellen und privaten Tierhalter die empfohlenen Hygienemaßnahmen einhielten. Aus den letzten Jahren wisse er von keinen Fällen, wo Betriebe aus der Region betroffen gewesen seien, mit der Tötung des kompletten Tierbestandes als Vorsichtsmaßnahme zur Folge. Die Gefahr im heimischen Kreis bestehe, so Bachmann, im Herbst über die Zugvögel, so dass es geboten sei, seine Hühner drin zu füttern. Bachmann rät, dass man einfach sowenig wie möglich fremde Leute in seinen Stall lassen solle, da die Übertragung auch über Vogelkot beispielsweise an den Schuhen geschehen könne. Von daher empfehle es sich, Schuhe vor dem Betreten der Ställe zu desinfizieren.

Warnung vor der Vogelgrippe: Gefahr durch Mastbetriebe?

Klaus Klebach, Vorsitzender des Kreisverbandes der Rassegeflügelzüchter sieht die Gefahr für den Kreis Limburg-Weilburg aktuell als eher gering an, da die meisten Zugvögel ja schon durch seien. Klebach hat persönlich auch seine Zweifel, ob die Hauptgefahr von Zugvögeln ausgehe. Er hält eher große Mastbetriebe in Sachen Ausbreitung für gefährlich, bei denen teilweise 25 000 Hühner auf engstem Raum zusammenlebten. Klebach hält auch die Behauptung für umstritten, dass die Geflügelpest von Hühnern auf den Menschen übertragen werde. "Das Thema ist überhaupt noch nicht ausreichend untersucht", meint der Chef der Rassegeflügelzüchter.

Auch ohne "Vogelgrippe"-Gefahr hält es Klebach für hygienisch geboten, Hühner nicht draußen zu füttern. Tamara Ullius aus Staffel ist eine der größeren kommerziellen Hühnerhalter im Kreis mit 1500 Hühnern in drei Gruppen Freilandhaltung. "Wir sind vorbereitet für den Tag, an dem eine Stallhaltung angeordnet wird", sagte sie. Wenn sie 500 Hühner im Hühnermobil mehrere Tage wegsperren würde, würden die Hühner sich ihrer Einschätzung nach schnell gegenseitig tot hacken. Darum will sie mit Strohballen, Bauzäunen und Vlies als Abdeckung eine 30 Mal 30 Meter große Fläche überdachen, damit die Hühner weiter draußen Auslauf haben und trotzdem nicht in Kontakt mit Wildvögeln und deren Kot kommen könnten. Auch ihre drei Hütehunde hielten fremde Vögel weg. Gefüttert werde aber sowieso nur in den Hühnermobilen. Für den Umbau der Außenanlage rechnet Tamara Ullius mit Kosten von 3500 Euro für ihren Betrieb. Sie findet es klasse, dass sich über einen Aufruf genügend Leute gemeldet hätten, die ihr bei einem Umbau unentgeltlich helfen würden. (Von Robin Klöppel)

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