Wahlkampftermin der FDP auf dem Schrottplatz des Limburger Recycling-Unternehmens Schuy mit der Spitzenkandidatin der hessischen FDP, Bettina Stark-Watzinger (Mitte), sowie dem Stadtverbandsvorsitzenden Dr. Klaus Valeske und (weiter von links) der Landtagsabgeordneten Marion Schardt-Sauer, Geschäftsführerin Jacqueline Schuy und Prokuristin Jacqueline Heier.
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Wahlkampftermin der FDP auf dem Schrottplatz des Limburger Recycling-Unternehmens Schuy mit der Spitzenkandidatin der hessischen FDP, Bettina Stark-Watzinger (Mitte), sowie dem Stadtverbandsvorsitzenden Dr. Klaus Valeske und (weiter von links) der Landtagsabgeordneten Marion Schardt-Sauer, Geschäftsführerin Jacqueline Schuy und Prokuristin Jacqueline Heier.

Wahlkampf der FDP

Die Sorgen und Nöte der Recycling-Branche

  • Stefan Dickmann
    VonStefan Dickmann
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Schuy kämpft auf dem Schrottplatz in Limburg um jeden guten Mitarbeiter und jede Genehmigung.

LImburg -Wenn Vertreter der FDP im Wahlkampf Unternehmen besuchen, fühlen sie sich wohl. Die Liberalen sehen sich als wahre Vertreter der Marktwirtschaft, und wenn sie zusätzlich auf hessischer Landes- und auf Bundesebene in der Opposition sind, müssen sie als Politiker auch keine für sie bitteren Kompromisse verteidigen. Also war der Wahlkampftermin der Spitzenkandidatin der hessischen FDP zur Bundestagswahl, der Bundestagsabgeordneten Bettina Stark-Watzinger, bei der Rudolf Schuy AG in Limburg ein Heimspiel. Sie wurde begleitet von der Landtagsabgeordneten Marion Schardt-Sauer und dem Stadtverbandsvorsitzenden der Liberalen, Dr. Klaus Valeske.

Es ging um die Sorgen und Nöte der Recycling-Branche und deren Erwartung an eine neue Bundesregierung. Auf dem Schrottplatz werden knapp 50 Menschen beschäftigt; dazu kommen 35 Mitarbeiter an zwei weiteren Standorte des Recycling-Betriebs.

FDP: Einwanderung in einem Gesetz bündeln

Ihnen gegenüber saßen zwei Frauen: Geschäftsführerin Jacqueline Schuy, die sich seit zwei Jahren zusammen mit ihrem Vater und ihrem Bruder um das Unternehmen kümmert, und Prokuristin Jacqueline Heier. "Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?", fragte Stark-Watzinger, die es toll fand, gleich zwei Frauen in Führungspositionen kennenzulernen, was "leider noch nicht die Regel ist".

"Flexiblere Genehmigungen sind wichtig, die einfach praxistauglicher werden müssen", antwortete Schuy. Schon seit drei Jahren bemühe sich ihr Recycling-Betrieb beim Regierungspräsidium (RP) in Gießen um die Genehmigung größerer Lagerkapazitäten sowie die Erlaubnis, auf dem eigenen Firmengelände eine weitere Schrottschere einsetzen zu dürfen. "Wir sind noch immer in Gesprächen mit dem RP, um den Antrag so zu stellen, dass er genehmigt wird", sagte sie. Das habe ihr Unternehmen durch Beratungen und Gutachten schon 150 000 Euro gekostet.

Ein weiteres Problem sei es, gute Mitarbeiter zu finden. Denn wer bei Eiseskälte und brütender Hitze auf einem Schrottplatz arbeitet, muss körperlich hart im Nehmen sein - das kann und will nicht jeder. "Gute Mitarbeiter wollen wir behalten, egal, wo sie herkommen", sagte Schuy. "Doch Arbeitsgenehmigungen für ausländische Mitarbeiter zu bekommen, ist ein großes Problem."

Die Unternehmerin berichtete von einem zuverlässigen Mitarbeiter aus Afghanistan, dessen Arbeitsgenehmigung leider nicht verlängert worden sei. Einem anderen Asylbewerber sei diese Genehmigung ebenfalls entzogen worden, "der fehlt uns bis heute". Asylverfahren müssten beschleunigt werden, fordert Stark-Watzinger. Flüchtlinge, die sich integrieren, "sollten hier bleiben, die brauchen wir. Sie wollen arbeiten und Geld verdienen, dürfen das aber nicht. Das ist das Dümmste, was man machen kann". Die Einwanderung müsse endlich in einem Gesetz gebündelt werden.

Und schließlich machte Schuy auf ein drittes Problem aufmerksam. So plane die Europäische Union (EU), den Transport von Abfällen ins Nicht-EU-Ausland zu verbieten, wenn dieser dort nicht nach EU-Standards recycelt werde. "Das kommt einer Export-Beschränkung gleich", sagte Schuy. "Denn Schrott ist klassifiziert als Abfall. Aber es sollte als klimaschützendes Produkt behandelt werden." Schließlich profitiere die Stahlindustrie zum großen Teil von Metall-Schrott, der in der Produktion wiederverwertet werde. "Stahl aus Schrott hat die gleiche Qualität", sagte sie. "Pro Tonne Schrott werden 1,64 Tonnen CO2 eingespart im Stahlsektor. Aber das weiß leider keiner."

Im Anschluss besuchte die FDP-Delegation eine Kunstgalerie in der Innenstadt. Inhaberin Ute Wengenroth tauschte sich dabei auch mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten und Direktkandidaten Alexander Müller aus.

Die Politiker und die Unternehmerin sind sich einig, dass in der Förderung von Fachkräften im Handwerk und im Bürokratieabbau dringend Nachholbedarf besteht. "Viele lokale Betriebe schließen, weil die Inhaber in den Ruhestand gehen und keine Nachfolge gefunden wurde", sagte Wengenroth. "Da muss sich etwas ändern, Ausbildungen müssen wieder attraktiver werden."

"So wie es ist, darf es nicht bleiben", erklärte die FDP-Spitzenkandidatin Stark-Watzinger. "Wir brauchen einen Wandel, der die Leistungsträger und Fleißigen unserer Gesellschaft wieder unterstützt und nicht überreguliert."

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