1. Startseite
  2. Region
  3. Limburg-Weilburg
  4. Limburg

Inhaber zu Corona-Regeln: „Einzelhandel ist nicht der Pandemietreiber“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Mariam Nasiripour

Kommentare

In Berlin gilt schon die 2G-Regel für den Einzelhandel. Auch in Hessen und in Limburg wird es ernst.
In Berlin gilt schon die 2G-Regel für den Einzelhandel. Auch in Hessen und in Limburg wird es ernst. © AFP

Die Geschäftsinhaber in Limburg befürchten Umsatzeinbrüche aufgrund der neuen 2G-Corona-Regelung. Aber das ist nicht die einzige Sorge der Unternehmer.

Limburg – Die vierte Corona-Welle hat Deutschland voll im Griff. Die Rufe der Intensivmediziner und Virologen nach strengeren Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie werden immer lauter. Diesem Ruf folgte die Politik und beschloss stärkere Einschränkungen für Ungeimpfte - wieder zum Leidwesen des Einzelhandels. So gilt ab dem 5. Dezember dort die 2G-Regel. Doch ist diese Regel wirklich besser als ein erneuter bundesweiter Lockdown?

Für Sabrina Ebner von Viva. Das Kleiderhaus in der Limburger WERKStadt ist das ein indirekter Lockdown. „Die 2G-Regel gleicht einem Shutdown“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Außerdem ist sie der Meinung, dass die Maßnahmen eher die Geimpften abschrecken werden, da kein unbeschwertes Weihnachtsshopping möglich sein wird. Die Menschen hätten keine Lust, ständig und überall ihren Impfausweis oder ihr Handy zu zücken, um ihren Impfstatus vorzuzeigen. Schon jetzt seien die Kundenzahlen zurückgegangen, weil die Menschen verunsichert seien. Zwar würden die Kunden gezielter einkaufen, aber nicht mehr nur bummeln.

Geschäftsbetreiber haben die Nase voll: „Einzelhandel wird zum Sündenbock gemacht“

Sie kritisiert die Politik dafür, dass der Einzelhandel zum Sündenbock gemacht wird. Schließlich habe der Handel seit Beginn der Pandemie alle Maßnahmen der Regierung mitgetragen und ausgeführt. Zudem sei der Handel kein Pandemietreiber. Sie sei zwar ein Fürsprecher der Impfung, aber es könne nicht sein, dass die Einzelhändler gezwungen werden, das zu kontrollieren. Es sei nicht richtig, dem Einzelhandel diese Verantwortung aufzubürden. Sie werde zwar jeden Kunden, der reinkommt kontrollieren, aber es wird kein Personal dafür an der Tür abgestellt.

Genauso wird es auch Silke Kaltwasser von Catwalk handhaben. Ihr Geschäft in der WERKStadt hat zwei Eingänge. Sie könne es sich nicht leisten, jemanden täglich acht Stunden dafür zu bezahlen, dass er nur an der Tür steht und die Nachweise kontrolliert. Das wird derjenige übernehmen müssen, der auch Dienst hat. Auch sie sagt, dass das Weihnachtsgeschäft nur schleppend verlaufe. Solche Maßnahmen würden nur dem Online-Handel in die Hände spielen.

Das sei keine Bestrafung für die Ungeimpften, sondern für den Einzelhandel. „Die Ungeimpften werden ihre Einkäufe einfach online tätigen, wenn sie nicht mehr in die Geschäfte dürfen“, sagt Kaltwasser nüchtern. Auch könne sie es nicht verstehen, wie den Menschen in so einer kritischen Phase der Pandemie erlaubt wird, Karneval zu feiern oder die Fußball-Stadien zu füllen. Die 2G-Regel treffe die falsche Branche, betont die Geschäftsinhaberin. Diese sollte lieber im Freizeitbereich umgesetzt werden.

Corona in Limburg: Immer weniger Kunden beim Einkaufen – Corona-Kontrollen schrecken ab

Den Rückgang der Kundenzahlen bemerken auch Dr. Simone Spranz und Kasper Osthoff von Spranz Landhaus und Trachtenmode in der Limburger Altstadt. In diesen Tagen würden die Menschen normalerweise durch die Geschäfte bummeln und Weihnachtsgeschenke kaufen. Stattdessen kaufen ihre Kunden eher im Online-Shop des Geschäfts ein und sparen sich den Weg in den Laden. Um die Kontrollen auch durchführen zu können, wollen sie das Team verstärken. Allerdings soll sich auch hier niemand nur an die Tür stellen.

Martin Acht, Geschäftsführer von Vohl & Meyer dagegen wird sich sogar selbst am Eingang hinstellen und die Kunden nach ihrem Impf- oder Genesenennachweis fragen. Dafür wird einer der beiden Eingänge geschlossen. „Wir führen alles durch, was beschlossen wird“, erzählt er. Das Modehaus werde aber auch Click & Collect für diejenigen anbieten, die entweder nicht ins Geschäft dürfen oder aus Angst nicht ins Geschäft wollen.

Druck ausüben auf dem Rücken des Handels? – Ladeninhaber fühlen sich zu Unrecht beschuldigt

Als eine Einschränkung für die Händler bezeichnet Horst Hoppe, Vorsitzender des CityRing Limburg, die beschlossene Regelung. Es sei nicht begrüßenswert. Der Handel habe genug gelitten, führt er aus. Die Corona-Beschränkung sei im Weihnachtsgeschäft nicht sehr förderlich. Und wieder bekomme der Handel die Schuld und könne nichts dagegen unternehmen.

Die Maßnahmen seien weder gerechtfertigt, noch ausgewogen, betont Hoppe. „Die Politik will Druck auf Ungeimpfte ausüben, allerdings auf dem Rücken des Handels“, sagt er. Und das ausgerechnet zum Weihnachtsgeschäft. Der Handel habe noch nicht zu 100 Prozent wieder Fuß gefasst, da werden ihm Stolpersteine in den Weg gelegt, ergänzt Hoppe. Er sieht auch die Schuld bei der Politik. Sie hätte viel früher auf mehr Impfungen setzen sollen. Und jetzt fehle schon wieder Impfstoff. „Das ist nicht hinzunehmen“, ist Hoppe verärgert. Die Politik habe versagt.

Wut in Limburg: Einzelhandel glaubt zur Spaltung der Gesellschaft beizutragen

Auch der Altstadtkreis sieht die Schuld bei der großen Politik in Berlin. Sie gebe die Verantwortung an die Kleinunternehmer ab, die jetzt die Regelungen durchsetzen sollen und so für die Spaltung in der Gesellschaft verantwortlich werden. Die Kontrollen seien für die inhabergeführten Geschäfte in der Limburger Altstadt sehr aufwendig, betont das Vorstandsteam des Altstadtkreises.

Denn ihnen fehlen nach fast zwei Jahren Pandemie mit Lockdowns und vielen Einschränkungen einfach die finanziellen Mittel dafür. Der Einzelhandel in der Altstadt erwarte große Einbußen. Auch das Vorstandsteam des Altstadtkreises betont, dass der Einzelhandel nicht der Pandemietreiber sei und fügt hinzu, dass die neuen Regelungen einem Lockdown gleichen. Der Einzelhandel und die Gastronomie werden zum Sündenbock gemacht, so der Altstadtkreis.

Corona-Kontrollen: Keine flächendeckende Überprüfung in Limburg möglich

Doch wer kontrolliert die Einhaltung der Regeln? Zuständig ist nach dem Hessischen Gesetz das Kreisgesundheitsamt. „Ungeachtet dieser formalen Rechtslage besteht selbstverständlich zwischen dem Landkreis und der Stadt, auch unter Einbeziehung der Polizei, eine Übereinkunft dahingehend, dass auch unsererseits konkrete Kontrollen im Rahmen der Kapazitäten erfolgen und die gegebenenfalls zu ahndenden Feststellungen an das Gesundheitsamt abgegeben werden.

„Außerdem erfolgen in unregelmäßigen Abständen gemeinsame Schwerpunktkontrollen“, erläutert Stefanie Kesper-Süss, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Limburg. Allerdings fehlen sowohl der Stadt als auch dem Landkreis oder der Polizei die verfügbaren Kapazitäten für regelmäßige flächendeckende Kontrollen, heißt es weiter. (Mariam Nasiripour)

Limburg verzeichnet einen Anstieg an Bußgeldverfahren für Gastronomen und den Handel während der Corona-Pandemie. Die FDP-Fraktion hat den Eindruck, dass die Stadt es während der Pandemie mit der Ordnung in der Alt- und Innenstadt zu genau nimmt.

Auch interessant

Kommentare