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Gastronomen finden aktuell kein Personal: "Jeder sagt das Gleiche: Du kriegst niemanden"

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Von: Robin Klöppel

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Andelka Bodnic und Cetin Kankilic (hier mit Kundin Anke Kohlenberg) arbeiten gerne als Servicekräfte im "Rossini" in Limburg.
Andelka Bodnic und Cetin Kankilic (hier mit Kundin Anke Kohlenberg) arbeiten gerne als Servicekräfte im "Rossini" in Limburg. © rok

Die Corona-Pandemie und die Lockdowns haben zu Personalnot in der Gastronomie geführt. Denn: Minijobber haben sich Alternativen gesucht.

Limburg – Die Lockdowns in der Corona-Zeit haben dazu geführt, dass Mitarbeiter der Gastronomiebranche dauerhaft in andere Berufsfelder abgewandert sind. Auch in und um Limburg gibt es aktuell größere Personalprobleme. Es gibt aber auch andere Gründe, warum es schwer ist, Mitarbeiter für diesen Bereich zu finden.

Wir haben mit einigen regionalen Vertretern der Branche darüber gesprochen. Armin Güth, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes "Dehoga", sagt, dass der Markt für Arbeitskräfte in der Gastronomiebranche vorher schon problematisch gewesen sei. Viele Kollegen würden in den Spitzenzeiten mit Mini-Jobbern arbeiten.

Corona in Limburg-Weilburg: Gastronomie sucht dringend Personal

Da in diesem Berich während der Corona-Zeit aber über ein Jahr lang nicht normal gearbeitet werden konnte, seien die Beschäftigungsfelder für diese Mini-Jobber weggebrochen. Folglich hätten die sich berufliche Alternativen gesucht, um etwas dazuzuverdienen - und welche gefunden, an dessen Vorzüge sie sich mittlerweile gewöhnt hätten. In der Gastronomiebranche seien die Arbeitszeiten eben oft ungünstig.

Aktuell sei der Markt einfach abgegrast, so Dehoga-Vertreter Güth. Auf Stellenangebote gebe es häufig überhaupt keine Bewerbungen. Dabei könne, so der Inhaber der Oberzeuzheimer "Lochmühle", Gastronomie durchaus für Menschen interessant sein, die tagsüber einer anderen Tätigkeit nachgehen würden und sich abends noch ein paar Euro dazuverdienen wollten. Güth sagt: "In unsere Branche zahlen die Betriebe in der Regel weit über dem gesetzlichen Mindestlohn." Der Kreisvorsitzende des Gastronomieverbandes kann seine Kollegen nur auffordern, dem Personal entgegenzukommen. Wenn man auch mal Freizeitausgleich oder Bonuszahlungen für gute Arbeit anbiete, seien die Mitarbeiter auch zufrieden.

Hedmar Schlosser wird das "Georgs" in der Limburger ab 1. September zu einem Ausbildungsbetrieb machen. Das Problem sei, dass es sich viele Betriebe früher leicht gemacht hätten, ausgebildete Kräfte angeworben hätten, ohne selbst etwas für die Ausbildung zu tun. In der Corona-Zeit sei dazugekommen, dass die Industrie durch bessere Bezahlung massiv Leute aus der Gastronomiebranche abgeworben habe, um ihre eigenen Personallücken zu schließen. Die Gastronomiebranche habe dadurch bundesweit 325 0000 gelernte Kräfte verloren. Da es aktuell in der ganzen Branche im heimischen Kreis nur 15 Lehrverträge gebe, wolle er aktiv etwas zur Verbesserung der Lage tun, kündigt Schlosser an. In seinem Lehrrestaurant sollen künftig immer zeitgleich bis zu 24 junge Menschen ausgebildet werden.

Chef ist von früh bis spät im Einsatz

Mehmet Altun, Inhaber des Limburger Restaurants "La Strada", berichtet: "Ich rede mit vielen Kollegen und jeder sagt das Gleiche. Du kriegst niemanden." Die meisten Leute hätten einfach keine Lust, in der Gastronomie zu arbeiten. Altun sagt, dass das knappe Personal dazu führt, dass er sich selbst als Chef keine Pause mehr gönnen könne. Er sei durchgehend vom Frühstück um sieben Uhr bis abends um 23 Uhr im Haus. Er habe Verständnis, dass Personal mehr Geld als früher verlange, da das Leben auch teurer geworden sei. Die Betriebe hätten aber auf der Einnahmenseite immer noch unter den Corona-Folgen zu leiden, weil ein Teil der Stammkundschaft noch Angst habe auszugehen.

Carlos Merz vom Weyerer Restaurant "Wissegiggl" erzählt, dass er in der Küche und im Service aktuell keinen Personalmangel habe. Große Probleme habe er aber, vernünftige Reinigungskräfte zu finden. Wenn diese schwarz bei Privatleuten mehr verdienen könnten, machten sie lieber das. Dass Merz genügend Bedienungen findet, hat seiner Einschätzung nach damit zu tun, dass die Auslastung seines Hauses hoch sei und folglich das zu erwartende Trinkgeld ein nicht unerheblicher Anreiz für das Personal. Merz sagt, ob genug Leute da seien, hänge viel vom Verdienst und vom Betriebsklima ab. Er zahle seinen Leuten auch Abend- und Feiertagszuschläge. Die Mitarbeiter fühlten sich bei ihm wohl.

Kurzarbeit mit Nebenjob lohnt sich nicht

Giovanni Forte vom Café Rossini in Limburg verrät, dass auch andere Kollegen nur schwerlich neue Kräfte finden würden. Forte meint: "Die sozialen Systeme in Deutschland sind einfach zu großzügig. Viele leben davon und haben überhaupt keinen Anreiz mehr, arbeiten zu gehen." Dabei biete er Lohn über Tarif. Und seine Servicekräfte könnten das Trinkgeld behalten. Ein weiterer Grund ist für Fortes Steuerberater Cornelius Dehm, dass viele Leute nebenbei kellnern und in ihren Hauptberufen durch Corona in Kurzarbeit seien. Folglich bringe es ihnen keinen Mehrverdienst, wenn sie zusätzlich noch arbeiten würden, weil ihnen die Nebenjob-Einnahmen sonst angerechnet würden.

Melanie Ordonez vom "Black Cow" in Limburg sagt, während des Lockdowns hätten die Leute nebenbei eben in der Gastronomie nichts mehr dazuverdienen können. Darum seien viele unter anderem in Großmärkte abgewandert, wo der Betrieb weitergelaufen sei. (Robin Klöppel)

Nach dem letzten Corona-Lockdown kehrte das Leben schnell nach Limburg zurück. Die Gastronomie öffnete wieder ihre Türen – doch einige verhielten sich daneben.

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