Jörg Sauer wird Vize-Landrat im Kreis Limburg-Weilburg

Jörg Sauer hat zumindest nach außen hin lange gezögert – und sich nun entschieden: Der Sozialdemokrat – bei der Landratswahl mit 42 Prozent gegen Michael Köberle (CDU) unterlegen – wird am 16. März 1. Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter. Die Wahl am 15. Februar ist nur Formsache.
Limburg-Weilburg - Es kommt genau so, wie es Kenner der Kreispolitik seit zehn Monaten erwartet haben: Der ehemalige Löhnberger Bürgermeister Jörg Sauer wird Vize-Landrat. Offiziell wollen Sauer und die SPD dies erst am Montagabend bekanntgeben – nach einer Sitzung der Fraktion und des Unterbezirksvorstands. Die Kandidatur des 55-Jährigen ist jedoch sicher. Nach Informationen dieser Zeitung ist einer der drei Umschläge, die Stellenbewerber im Personalamt der Kreisverwaltung abgegeben haben, von ihm.
Die Bewerbungsfrist endet am Montag um Mitternacht. Am Dienstagabend tagt der Wahlvorbereitungsausschuss unter Vorsitz von Christian Wendel (CDU) in nicht öffentlicher Sitzung. Am 15. Februar wird der neue 1. Hauptamtliche Kreisbeigeordnete (KB) in der Kreistagssitzung in Löhnberg gewählt, schon einen Monat später – am 16. März – tritt er sein Amt an. Der langjährige Vize-Landrat Helmut Jung (SPD) aus Weilmünster scheidet am 15. März aus.
CDU unterstützt SPD-Mann
Die Wahl von Jörg Sauer ist nur Formsache, weil die CDU den SPD-Mann unterstützen wird. Beide Parteien bilden seit Langem eine (inoffizielle) große Koalition im Kreistag.
Dass Sauer neuer 1. KB werden wird, war für die meisten Beobachter schon am 16. März 2018 klar, als die SPD ihn überraschend als Landratskandidaten vorstellte. Ein Genosse aus dem Oberlahngebiet war gegen einen starken CDU-Konkurrenten aus Limburg aufgrund der politischen Mehrheitsverhältnisse im Kreis automatisch krasser Außenseiter. Im Fall einer Niederlage gegen Michael Köberle ging an seiner Nominierung für die Nummer 2 im Kreishaus kein Weg vorbei – falls er denn wollte, wovon die meisten ausgingen.
Sein hervorragender Wahlkampf und sein sehr gutes Ergebnis von 42 Prozent in der Stichwahl stärkten seine Position – doch Jörg Sauer zierte sich bis zuletzt. Auf Anfrage dieser Zeitung wollte er sich gestern zunächst überhaupt nicht zu seinen Ambitionen äußern. Der Löhnberger: „Bis Montag möchte ich noch verschiedene Gespräche führen, vorher sage ich nichts.“ Später bestätigte er immerhin, großes Interesse an diesem Amt zu haben.
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Andere Bewerber haben keine realistische Chance. Im Gegensatz zur Landratswahl, bei der die Bürger in einer Direktwahl den Kreis-Chef bestimmen können, wird der 1. Kreisbeigeordnete mit der Mehrheit der im Kreistag Limburg-Weilburg vertretenen 71 Abgeordneten gewählt.
Jörg Sauer besuchte die Jakob-Mankel-Grundschule und das Gymnasium Philippinum in Weilburg. Nach seinem Abitur 1982 und dem Wehrdienst studierte er an der Fachhochschule für Verwaltung in Gießen. Von 1987 bis 1989 arbeitete er im Bauamt des Landkreises Limburg-Weilburg und wechselte von dort in die „Stabsstelle“ der Verwaltung, das Referat „Oberste Kreisorgane“. Sauer arbeitete in dieser Funktion nicht nur mit allen Dezernaten, Abteilungen und anderen Behörden zusammen, sondern war zudem unmittelbarer Mitarbeiter des Landrats, des Kreistags und des Kreisausschusses.
Erfahrung in der Wirtschaft
1996 kandidierte er für das Amt des Bürgermeisters in Löhnberg, das er nach gewonnener Wahl 1997 antrat; 2003 erfolgte seine Wiederwahl; nach insgesamt zwölf Jahren trat er nicht mehr an. Von 2009 an arbeitete der Diplom-Verwaltungswirt in der Privatwirtschaft.
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Die SPD begründete seine Nominierung zum Landratskandidaten mit Sauers umfassenden Kenntnissen in allen wesentlichen Bereichen der Verwaltung, seinem vielfältigen sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Engagement und den Erfahrungen, die er in fast zehnjähriger Tätigkeit in der Privatwirtschaft sammeln konnte.
Jörg Sauers Hobbys sind vielfältig. Er fährt Motorrad und liest gern. „Fernsehen nur das Nötigste“, sagt der kulturbeflissene Mann, der in zahlreichen Vereinen ist, Vorsitzender der Weilburger Schlosskonzerte war und zwei Opern mitgeschrieben hat.