Keine Haushaltssperre im Bistum Limburg

Finanzdezernent spricht im Interview über die Corona-Auswirkungen. Er sieht das Bistum gut aufgestellt.
Limburg -Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf das Kirchensteueraufkommen aus. Thomas Frings ist seit 1. Januar Finanzdezernent des Bistums Limburg. Er stammt aus Neuwied. Nach einer Banklehre studierte er Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Steuerlehre und Steuerrecht. Im Interview spricht er darüber, wie das Bistum Limburg auf die neue Situation reagiert und warum es keine Haushaltssperre wie in anderen Bistümern gibt.
Herr Frings, welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Finanzen des Bistums Limburg? Wie sehen Ihre Prognosen aus?
Die Corona-Pandemie wird auf der Einnahmenseite primär Auswirkungen auf das Kirchensteuereinkommen haben. Belastbare Prognosen, wie hoch diese Einschnitte sein werden, können wir aktuell noch nicht geben. Wir haben allerdings umfangreiche finanzmathematische Modelle entwickelt, um mögliche Szenarien zu simulieren. Monat für Monat lernen wir dazu, passen unsere Modelle an und berechnen die Szenarien. Dies dient dazu, abzuschätzen, welche Gegenmaßnahmen wir einleiten müssen, um handlungsfähig zu bleiben. Es ist uns sehr wichtig, mit Augenmaß auf die Herausforderungen zu reagieren. Aber wir dürfen in der Krise nicht das "kaputtsparen", was wir nach der Krise brauchen.
Wie ist denn die Entwicklung bei der Kirchensteuer?
Sie wird weiter spürbar zurückgehen. Das wissen wir seit langem und konnten entsprechende Weichen stellen. Durch Corona kommt dieser Rückgang schneller. Wir werden also künftig weiter priorisieren und uns der Frage stellen müssen: Für wen sind wir als Kirche im Bistum Limburg da? Das ist keine reine Finanzfrage, sondern eine Frage der Kirchenentwicklung, die uns alle herausfordert. Auch die Kapitalanlagen des Bistums, die beispielsweise der Altersversorgung dienen oder als Kapitalstock für andere wichtige Zwecke vorgehalten werden, sind von den aktuellen Entwicklungen an den Börsen betroffen. Das Bistum hat schon immer darauf hingewiesen, dass Kapitalmärkte keine Einbahnstraßen sind. Das spüren wir derzeit besonders und sind froh, dass wir in den zurückliegenden guten Jahren Reserven aufbauen konnten, die uns in der jüngsten Verlustphase sehr geholfen haben. Wir sehen zwischenzeitlich auch schon wieder eine sehr deutliche Erholung, die einen Großteil der Verluste im Februar und März wettmachen konnte.
Es gibt Diözesen und Landeskirchen die Haushaltssperren verhängen. Warum geht das Bistum Limburg bislang einen anderen Weg?
Unsere finanzielle Situation als Bistum ist ausgesprochen solide. In den vergangenen Jahren ist sehr gut und vorausschauend gewirtschaftet worden. Dies gibt uns bislang die Möglichkeit, auf eine Haushaltssperre zu verzichten. Wir wollen die Krise aktiv gestalten und haben eine strikte Haushaltsdisziplin eingeführt. Das heißt unter anderem, dass wir alle Ausgaben noch genauer auf Nutzen und Notwendigkeit prüfen als bisher. Uns ist es wichtig, dass wir gerade jetzt in der Krise, die unverändert notwendigen und strategischen Investitionen in die Zukunft unseres Bistums tätigen können. Eine Haushaltssperre würde uns diese Möglichkeit nehmen. Wir haben den Ansporn, besonders in schwierigen Zeiten für die Menschen im Bistum seelsorgerisch und darüber hinaus mit unseren weiteren Versorgungsangeboten zur Verfügung zu stehen.
Betriebe in Deutschland haben Kurzarbeit für rund zehn Millionen Menschen beantragt und schon heute steht fest, dass Tausende ihre Jobs verlieren werden. Sind auch beim Bistum Limburg Kurzarbeit und Kündigungen in Planung?
Auch wir haben dort, wo nötig und nach intensiver Diskussion, Kurzarbeit eingeführt. Das betrifft besonders den Bereich der Tagungshäuser. Kurzarbeit ist für uns ein Instrument, um Arbeitsplätze zu sichern und ausdrücklich nicht ein schleichender Übergang in die Arbeitslosigkeit. Das Bistum ist ein sicherer Arbeitgeber und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unsere wertvollste Ressource. Wir haben ihnen gegenüber eine Verantwortung und sind uns dieser sehr bewusst. Die Sicherheit von Arbeitsverhältnissen ist ein hohes Ethos der Kirche.
Welche Chancen sehen Sie als Finanzdezernent in der Krise?
Ich bin mir sicher, dass Corona unser Denken und unsere Arbeitsweise langfristig positiv beeinflussen wird. Aus jeder Krise wird sich etwas Neues entwickeln. Ein kleines Beispiel: Wir waren lange nicht in der Lage, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, im Homeoffice zu arbeiten. Corona hat das jedoch nötig gemacht und wir haben erlebt, dass das sehr gut gehen kann. Für viele von uns war dies eine absolut neue Erfahrung. Wir haben zudem in der Krise gelernt, wie man einzelne Prozesse in der Verwaltung in relativ wenigen Schritten digitalisieren kann. Jetzt gilt es, die Erfahrungen, die wir in den vergangenen Monaten gesammelt haben, zu sichern und auszuwerten. Ich freue mich auf diese Ergebnisse.