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Kinderpornos im Bischofshaus: Ermittlungen gegen Büroleiter

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Von: Joachim Heidersdorf

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Das Bistum Limburg wird von einem neuen Skandal erschüttert: Der Büroleiter von Bischof Georg Bätzing ist freigestellt worden, weil er auf seinem Dienst-PC im Bischofshaus und auf elektronischen Medien Kinderpornos gespeichert haben soll. Die Zentralstelle für Internetkriminalität ermittelt.

Die Fotos sollen eindeutig und schockierend sein: Es geht um Kinderpornografie. Entdeckt wurden die Aufnahmen im Limburger Bischofshaus – auf dem Dienst-PC des Büroleiters und engen Vertrauten von Bischof Georg Bätzing. Das Bischöfliche Ordinariat hat sofort reagiert und den leitenden Mitarbeiter freigestellt.

Die in Gießen ansässige Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat nach Informationen dieser Zeitung wochenlang verdeckt ermittelt und in den vergangenen Tagen die Büros des Domdiakons im Bischofshaus und im Priesterseminar sowie seine Wohnung durchsucht. Die Spezialisten fanden auf Rechnern und auf elektronischen Speichermedien (USB-Sticks) belastendes Material; dem Vernehmen nach in Hülle und Fülle. Formell läuft das Verfahren wegen eines Anfangsverdachts.

Kleriker und Familienvater

Bislang wissen nur ganz wenige im Bistum Bescheid – und diejenigen sind erschüttert. Aus drei Gründen: An erster Stelle steht die Empörung über das mutmaßliche Vergehen und das Mitgefühl mit den Opfern. Der neue Skandal trifft die Diözese in einer Phase, in der sie sich mit dem neuen Bischof an der Spitze gerade vom Finanzskandal des Vorgängers erholt und Vertrauen zurückgewinnt. Und fassungslos sind die Beteiligten auch wegen des Beschuldigten.

Dieser ist 55 Jahre alt und Familienvater. Er arbeitete als Büroleiter und Referent des Bischofs. Bei allen wichtigen Anlässen im Dom, wie der Bischofsweihe und der Amtseinführung Bätzings im vergangenen September, stand er im Altarraum in vorderer Reihe.

Der Beschuldigte, Theologe und Kirchenrechtler, Domdiakon und Richter am Bischöflichen Ehegericht, gilt als Vertreter der reinen Lehre. Die Liturgie sei ihm wichtiger als die Seelsorge, hieß es in der Pfarrei „St. Goar“ in Hundsangen (Westerwald), wo er bis zum Sommer 2013 insgesamt 13 Jahre wirkte und nach Auseinandersetzungen ausschied. Der damalige Leiter der Diözese, der Apostolische Administrator Manfred Grothe, ernannte ihn zum Büroleiter in der Residenz am Dom. Der Mann zog mit seiner Familie in einen Limburger Stadtteil.

Der Geistliche leitete die Ausbildung der Diakone im Priesterseminar. Der Dienst ist eine Vorstufe zum Priester; Diakone halten Gottesdienste, dürfen unter anderem trauen und beerdigen. Der Beschuldigte ist Vorsitzender der „Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat“ und repräsentiert in dieser Funktion alle rund 3300 Diakone in Deutschland.

Seit 2005 ist der Kirchenrechtler Richter am Diözesan-Ehegericht; dort tritt er als „Defensor“ (Verteidiger) auf.

Das Bistum reagierte gestern Abend auf Anfrage dieser Zeitung zurückhaltend. Pressesprecher Stephan Schnelle bestätigte, dass ein Mitarbeiter wegen des Anfangsverdachts des Besitzes kinderpornographischer Schriften auf elektronischen Speichermedien bis auf Weiteres von seinen dienstlichen Aufgaben freigestellt worden ist. „Das Bistum arbeitet nach Maßgabe der hier einschlägigen bischöflichen Leitlinien eng mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden zusammen“, sagte Schnelle. Für den Mitarbeiter gilt die Unschuldsvermutung. „Mit Blick auf das laufende Verfahren können keine weiteren Angaben gemacht werden.“

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