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Corona im Kreis Limburg-Weilburg: Kliniken sehen längst noch keine Entwarnung

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Von: Anken Bohnhorst, Rolf Goeckel

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Im Limburger St.-Vincenz-Krankenhaus werden derzeit 30 Covid-19-Patienten behandelt, davon sechs auf der Intensivstation. © Privat

Die Krankenhäuser in Limburg und Umgebung sehen sich gut vorbereitet auf eine „etwaige eskalative“ Corona-Lage. Die Situation ist aber angespannt.

Limburg - In den Krankenhäusern des Landkreises Limburg-Weilburg befinden sich aktuell 51 Corona-Infizierte, davon zehn im Intensivbett. Diese Zahl, die der Kreis seit mehreren Wochen mitteilt, war noch nie so hoch. Die Corona-Situation "ist generell schlecht vorhersehbar, und auch mit Blick auf die Zahlen des Landkreises ist noch keine Entwarnung in Sicht." Das sagt Dr. Michael Fries, Ärztlicher Direktor der St.-Vincenz-Kliniken Limburg und Diez.

Die Belegung mit Covid-19-Patienten sowie mit Patienten in Verdachtsisolierung befindet sich seit einigen Wochen auf sehr hohem Niveau. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie wurden 144 bestätigte Covid-Patienten in der Limburger Klinik behandelt. 36 von ihnen wurden auf der Intensivstation versorgt, die übrigen auf den Isolierstationen. Aktuell liegen 30 Covid-Patienten im St.-Vincenz-Krankenhaus, sechs von ihnen auf den Intensivstationen.

Kliniken im Kreis Limburg-Weilburg: Intensivstationen gut belegt

Auch wenn die Intensivstationen in den vergangenen Wochen "durchweg stark frequentiert" wurden, wie Fries sagt, "haben wir grundsätzlich am St. Vincenz gute Voraussetzungen: Durch unsere Kardiologie mit eigener Sektion Pneumologie sowie zwei große Intensivstationen sind wir insbesondere gut aufgestellt für die Versorgung von Covid-19-erkrankten Patientinnen und Patienten unter anderem auch mit Lungenfunktionsstörungen."

Die interdisziplinäre Intensivstation sowie die innere Intensivstation seien mit Beatmungsgeräten aufgerüstet worden, so dass die Anzahl an Beatmungsplätzen von 18 auf 24 erhöht werden konnte. "Auf allen 24 Bettplätzen ist es nun möglich, Patienten zu beatmen", betont Fries.

Und auch auf eine "etwaige eskalative Lage" sei die Klinik "für die unterschiedlichsten Szenarien mit abgestuften Konzepten vorbereitet". So sei das St.-Vincenz-Krankenhaus in der Lage, "im Extremfall die Intensiv-Behandlungskapazitäten von 24 auf maximal 40 Betten zu erhöhen". Dann sei allerdings eine "sehr hohe Eskalationsstufe" erreicht, in der Fries zufolge keine normalen Maßstäbe mehr gelten. "Dann reden wir von Katastrophenmedizin." Die normale Versorgung werde in diesem Fall auf das Allernötigste beschränkt bleiben.

Krankenhaus in Weilburg: Intensivstation zu 80 Prozent belegt

So weit ist es derzeit aber nicht. Aktuell ist das Krankenhaus aus seiner Sicht für die Aufnahme von Patienten mit dem Coronavirus gut vorbereitet. "Es gibt Ablaufpläne mit genauen Vorgaben, wie Verdachtsfälle bis zur gesicherten Diagnose identifiziert und isoliert werden. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind entsprechend geschult und werden regelhaft gescreent." Zudem stehe die Klinik in ständigem Austausch mit den Gesundheitsfachbehörden. "Wir bewerten die dynamische und ernstzunehmende Lage kontinuierlich neu", sagt Fries.

Die Intensivstation am Weilburger Kreiskrankenhaus ist derzeit im Schnitt zu etwa 80 Prozent belegt, erklärt Geschäftsführer Thomas Schulz, wobei die Zahlen in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen seien. Über zehn Intensivbetten verfügt das Weilburger Kreiskrankenhaus derzeit. Diese Zahl könne aber erhöht werden, wenn es die Situation erfordert. Dies wäre dann der Fall, wenn im Landkreis Limburg-Weilburg aufgrund steigender Fallzahlen die nächste Eskalationsstufe ausgerufen würde. "Diese Situation ist bisher aber noch nicht eingetreten", sagte Schulz.

Krankenhaus in Weilburg behandelt auch Covid-19-Patienten aus Limburg und Hochtaunuskreis

Auf der Weilburger Intensivstation würden aber nicht nur Covid-19-Patienten behandelt, sondern auch "normale" Patienten, beispielsweise nach einer Operation. Andererseits landeten nicht alle Covid-Patienten auf der Intensivstation und nicht alle Patienten, die dort behandelt werden, müssten auch beatmet werden. Die Zahl der nicht-intensivpflichtigen Covid-19-Patienten betrug laut Schulz am vergangenen Freitag acht.

Die aktuelle Situation in der Pandemie wollte der Krankenhaus-Geschäftsführer nicht bewerten. "Dafür ist das Infektionsgeschehen einfach zu dynamisch." In Weilburg würden derzeit nicht nur Covid-Patienten aus dem Oberlahnbereich behandelt, sondern etwa auch aus Limburg oder dem Hochtaunuskreis. In manchen hessischen Städten sei die Situation deutlich angespannter, beispielsweise in Frankfurt oder in Offenbach. Dort seien die Intensivstationen nach seinen Informationen voll.

Weilmünster im Kreis Limburg-Weilburg: Vier Covid-19-Patienten lebensbedrohlich erkrankt

Die Intensivstation der Vitos-Klinik für Neurologie in Weilmünster hat aktuell eine maximale Kapazität von 23 Betten, davon 21 Beatmungsplätze. 18 Betten können derzeit belegt werden. Gestern Vormittag war die Intensivstation mit 16 Patienten belegt, davon vier mit der Diagnose Covid-19. Diese Patienten seien allesamt lebensbedrohlich erkrankt, fünf weitere Covid-19-Patienten werden auf anderen Stationen der Klinik behandelt. Klinikdirektor PD Dr. med. Christoph Best: "Wir sehen derzeit eine große Zahl von schwerst Covid-19-Kranken, signifikant mehr als im Frühjahr. Die Versorgungssituation ist stabil, aber für das Personal besteht eine äußerst hohe Belastung. Insgesamt werte ich die Situation als deutlich angespannt aber stabil."

Am Brüderkrankenhaus des Katholischen Klinikums in Montabaur werden derzeit zwei Corona-Patienten auf der Normalstation behandelt, sagt Sprecher Tom Neumann. Seit 1. Januar seien hier 14 Patienten auf der Intensivstation und 29 auf der Normalstation versorgt worden. Insgesamt stehen Neumann zufolge bis zu zwölf Intensivbetten zur Verfügung. Aktuell gebe es keine Engpässe bei der Versorgung von Corona-Patienten. Die freien Kapazitäten würden täglich an ein bundesweites Register gemeldet.

Hohe Erlösausfälle für Kliniken im Kreis Limburg-Weilburg: Ganzjahresschutzschirm für 2021 gefordert

Die zunehmenden Corona-Fälle stellen nicht nur Ärzte, Pflegekräfte und Krankenhäuser vor gewaltige Herausforderungen. Auch die finanziellen Belastungen steigen und müssen gestemmt werden. Denn neben der Behandlung und Versorgung von Covid-19-Patienten müsse auch die medizinische Versorgung von Patienten mit anderen ernsthaften, lebensbedrohlichen Krankheiten, wie Herzinfarkt und Schlaganfall sichergestellt werden, sagt Guido Wernert, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz. "Wir sorgen für eine bestmögliche medizinische Notfall- und Regelversorgung. Gleichzeitig erleben wir - wie bereits während der ersten Welle - schwindende Patientenzahlen, da Erkrankte die Behandlung im Krankenhaus aus Sorge vor einer Infektion scheuen."

Diese Entwicklung bedeute für die Kliniken Erlösausfälle. "Deshalb fordern wir eine Finanzierung der Vorhaltekosten und längerfristige Ausgleichszahlungen." Ganz generell, so Wernert, seien "langfristige und nachhaltige strukturelle Kurskorrekturen in der Gesundheitsfinanzierung vonnöten, wenn die Kliniken wie gehabt ihre Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung unter Beweis stellen sollen. Wir schließen uns der Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft nach einem Ganzjahresschutzschirm für 2021 an. Dieser soll alle coronabedingten stationären und ambulanten Erlösausfälle sowie die unverändert hohen Kosten zur Infektionsprävention der Krankenhäuser ausgleichen."

Damit die Kliniken liquide bleiben, sei es unverzichtbar, "dass die Krankenkassen die in den ersten Pandemiemonaten festgesetzte Zahlungsfrist von fünf Tagen für die Leistungen der Krankenhäuser auch nach 2020 einhalten". Wochenlange Verzögerungen in der Erstattung "können wir uns definitiv nicht mehr leisten", so Wernert. "Bislang fehlt eine Perspektive, die sowohl Medizin und Pflege, als auch den Krankenhäusern insgesamt endlich den Stellenwert zuweist, den sie immer und unabhängig von Pandemien haben: Als das Rückgrat der guten Gesundheitsversorgung der Republik. (Anken Bohnhorst-Vollmer, Rolf Goeckel)

Ein Arzt aus Limburg-Weilburg kritisiert die Corona-Warn-App. Seit Monaten zeige sie nur ein geringes Infektionsrisiko an. Dafür soll es einen bestimmten Grund geben.

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