Kriminologe empfiehlt: Dunkle Ecken in Limburg sollen heller werden

In der Diskussion über das subjektive (Un-)Sicherheitsgefühl in Limburg zeichnet sich ab, dass dunkle Ecken heller werden sollen. Ein Kriminologe empfiehlt der Stadt außerdem, extra für den Bahnhofsplatz ein Integrationsprojekt zu starten.
Limburg - Rund zwei Jahre wird es dauern, bis feststeht, ob die Stadt Limburg ein offizielles Siegel erhält, dass der Stadt bescheinigt, eine sichere Stadt zu sein. Limburg beteiligt sich am Präventionsprogramm KOMPASS. Das Ziel: In Zusammenarbeit mit der Polizei soll die Stadt passgenaue Lösungsstrategien erarbeiten.
Ein erster Ansatz wird es sein, Ende Februar, Anfang März nach (zu) dunklen Ecken in der Innenstadt Ausschau zu halten. Das kündigte Jasmin Scherer vom Polizeipräsidium Westhessen in einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses zum Thema Sicherheit in der Innenstadt an; sie ist KOMPASS-Koordinatorin.
Mehr Licht durch neue oder bessere Laternen soll abends und in den dunklen Monaten dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl in Limburg zu verbessern. Denn nach einer im Herbst 2017 durchgeführten und im Frühjahr 2018 vorgestellten repräsentativen Befragung fühlen sich zu viele Limburger Bürger unsicher. „Wir müssen das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen“, sagte FDP-Fraktionschefin Marion Schardt-Sauer. „Wir müssen handeln!“
Linke will Streetworker
Das wird besonders am Bahnhofsplatz deutlich, der auf der Liste der Plätze, auf denen sich die Bürger unsicher fühlen, ganz oben steht. Professor Gerhard Schmelz, der die Studie mit seinen Polizei-Studenten in Wiesbaden erstellt hatte, empfahl den Stadtverordneten, ein Integrationsprojekt Bahnhof zu starten, also ein Gremium zu schaffen, in dem sich Migranten und Einheimische regelmäßig austauschen können. „Ich kann nur empfehlen, das umzusetzen“, sagte Schmelz. Zwar bedürfe dies einer großen Anstrengung, aber es sei wichtig, auch mittelfristig zu denken.
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Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Kai-Hagen Maiwald, regte an, einen Streetworker einzustellen, der sich speziell um den Bahnhofsplatz kümmern solle. Es sei durchaus erwägenswert, einen solchen Streetworker in ein Integrationsprojekt einzubinden, entgegnete Gerhard Schmelz.
Die Stadtverwaltung scheint dafür aber keine Notwendigkeit zu sehen. Der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) wies darauf hin, die Stadt beschäftige bereits eine Sozialarbeiterin im Ordnungsamt, die sich um die Obdachlosen kümmere. Damit habe Limburg bereits eine Vorbildfunktion. Es gebe viele Kommunen, die sich bei der Stadt erkundigten, wie das mit der Sozialarbeiterin funktioniere. Limburg habe zudem eine Integrationsbeauftragte. Der Erste Stadtrat sieht die Stadt damit insgesamt sehr gut aufgestellt. Außerdem erinnerte er daran, dass die Stadt Limburg zwei Schulsozialarbeiterinnen finanziere, was eigentlich Aufgabe des Landkreises als Schulträger sei.
Kritik der Grünen
Kritik am bisherigen Umgang des Magistrats mit Anträgen verschiedener Fraktionen zum Thema Sicherheit in der Stadt äußerte der Stadtverordnete Dr. Sebastian Schaub (Grüne). Er bitte deshalb darum, diese Anträge abzuarbeiten.
Außerdem erinnerte er an den einst von seiner Fraktion vorgelegten Antrag, die „Oase“ zu erhalten. Dabei handelte es sich um eine Einrichtung der Stadt in einem Flüchtlingslager in Staffel, das nicht mehr existiert. Die städtische „Oase“ war eine Anlaufstelle für die Flüchtlinge, um dort auch mit der Stadt in Kontakt treten zu können. Die Aufrechterhaltung der „Oase“ hätte ein wichtiger Beitrag zu einer besseren Integration von Migranten sein können, argumentierte Schaub.
Die CDU-Fraktion legt offenbar großen Wert auf eine Ausweitung des Videoschutzes. Viele Bürger würden sich eine Videoschutzanlage auf dem Neumarkt wünschen, sagte CDU-Fraktionschef Dr. Christopher Dietz. Grundsätzlich passe der Neumarkt ins Profil, sagte Professor Schmelz. Aber die Anforderungen zur Errichtung einer solchen Anlage seien sehr komplex, ergänzte KOMPASS-Koordinatorin Jasmin Scherer.