Limburg: Alternativen zum Zweit- und Drittauto gesucht

Beim dritten Bürgerdialog im Wohnquartier Meilenstein ging es um alternative Mobilität
Limburg -625 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner: Das ist der Bestand laut Industrie- und Handelskammer in Limburg. In der Stadt wird es bei einer solchen Kfz-Dichte in manchen Gebieten knapp. Das sei vor allem in Wohnquartieren wie im Meilenstein zu spüren, die zu einer Zeit mit deutlich weniger Verkehr und sehr viel kleineren Autos entstanden sind, teilt die Stadt Limburg mit. Deshalb hat die Stadt dort einen Bürgerdialog innerhalb des Förderprogramms "Sozialer Zusammenhalt" zum Thema Mobilität ins Leben gerufen. In der dritten Runde, die wieder digital stattfand, standen alternative Mobilitätsformen im Fokus. Vertreter Stadt machten auf das ÖPNV-Angebot der Stadtlinie und des "LahnStar" aufmerksam, die EVL warb für ihr E-Car-Sharing-Angebot und eine Genossenschaft erklärte, welche Vorteile "Nachbarschaftsautos" haben.
Sehr gute Anbindung an das ÖPNV-Netz
Während der Bestand an Fahrzeugen in dem Wohngebiet in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen ist, ist die dafür bestehende Fläche gleich geblieben. Als das Gebiet bebaut wurde, waren nach Angaben der Stadt nur zwei Stellplätze für zwölf Wohneinheiten nachzuweisen. Das führt zu Konflikten. Die Stadt hat Halteverbotszonen ausgewiesen, um Rettungswege nicht zu behindern. Zudem führt die Ausweisung zum "verkehrsberuhigten Bereich" dazu, dass im Wohngebiet Meilenstein nur noch auf ausgewiesenen Parkplätzen Autos abgestellt werden dürfen.
"Wir müssen den Blick weiten und auch alternative Mobilitätsformen in den Blick nehmen, die den Zweit- und Drittwagen erübrigen", verdeutlichte Moderatorin Ulrike Hesse, die für das Büro Rittmannsperger das Förderprogramm "Sozialer Zusammenhalt" für die Südstadt begleitet.
Hicham Azzou, Abteilungsleiter ÖPNV in der Stadtverwaltung und zuständig für die Stadtlinie, hob hervor, das Wohngebiet Meilenstein sei mit zwei am Rand liegenden Bushaltestellen sehr gut an das Netz des öffentlichen Nahverkehrs angebunden. Alle Ziele im Zentrum seien in wenigen Minuten mit dem Bus zu erreichen und selbst weiter entfernte Ziele in der Region ohne großen Aufwand anzufahren.
Eigene Haltestelle für den "Lahn Star"
Er wies auch auf den "Lahn Star", das neue ÖPNV-Angebot der Stadtlinie, hin, das auf Abruf kommt. Der Fahrgast entscheidet damit über die Abfahrtzeit. Das flexible Angebot ohne Takt und Fahrplan ist in der Stadt elektrisch unterwegs und nutzt die mehr als 200 Haltestellen in der Stadt als Start- und Zielpunkt. "Das ist eine echte Alternative zum Zweitwagen oder sogar zum ersten Fahrzeug", warb Azzou für das Angebot. Die aus der Bürgerschaft eingebrachte Anregung, eine LahnStar-Haltestelle mitten im Wohnquartier Meilenstein einzurichten, soll umgesetzt werden, versprach der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) als Betriebsleiter der Stadtlinie.
Eine weitere Alternative ist nach Angaben der Stadt Carsharing mit Elektrofahrzeugen, also das Mieten von E-Autos. Peter Spöhrer von der EVL warb für das Angebot des Energieversorgers. "Wir bauen das System weiter aus, zusätzliche Standorte werden kommen", kündigte Spöhrer an, der sich einen solchen Standort auch gut im Wohngebiet Meilenstein vorstellen kann.
Ebenfalls auf E-Mobilität setzen Stefan Scholz und Elina Satschek von der Energiegenossenschaft "pro regionale energie", wobei es dabei um Nutzfahrzeuge und um Lastenfahrräder geht. Die Teilhabe daran funktioniert nach dem genossenschaftlichen Prinzip: Das Auto, das sich mehrere Nutzer teilen, hat in der Wohnanlage seinen festen Start- und Ladepunkt. "Eine Nutzergemeinschaft ist zu bilden, das ist eine wichtige Voraussetzung für ein genossenschaftliches E-Carsharing und unser Nachbarschaftsauto", sagte Scholz.Seine Kollegin machte deutlich, dass bei einer Gegenüberstellung der Kosten für ein E-Carsharing und ein Privatfahrzeug nicht der Fehler gemacht werden dürfte, beim Privatwagen nur die Verbrauchskosten aufzuführen und die Kosten für Anschaffung und Unterhaltung nicht zu berücksichtigen. Bei den Gesamtkosten für ein eigenes Auto sei ein Nachbarschaftsauto auf jeden Fall eine Alternative.
Anknüpfend an die Impulsvorträge gab es auch eine Arbeitsgruppe "Alternative Mobilitätsformen". Ganz oben auf der Wunschliste rangieren nach Angaben der Stadt Verbesserungen für Radfahrer. Der Wunsch nach einer Radabstellanlage wurde ebenso geäußert wie Möglichkeiten, auf den begrenzten Verkehrsflächen mehr Fahrräder und weniger Autos abzustellen.
Nach den drei Bürgerdialogforen geht es nun darum, dass die dort gemachten Vorschläge und Anregungen geprüft werden und die beteiligten Fachämter Umsetzungsvorschläge erarbeiten.