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Frust über Anmeldung zur Corona-Impfung: "Es ist eine Katastrophe"

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Von: Tobias Ketter

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Klaus Ries ist es gelungen, einen Impftermin für seine Mutter Greta zu bekommen, auch wenn er sich kurz über den "Warteraum" ärgern musste.
Klaus Ries ist es gelungen, einen Impftermin für seine Mutter Greta zu bekommen, auch wenn er sich kurz über den "Warteraum" ärgern musste. © Tobias Ketter

Lange Warteschleifen im Internet und am Telefon sorgen bei der Anmeldung für einen Corona-Impftermin für Unverständnis bei Bürgern rund um Limburg.

Limburg – Die Terminvergaben für die Corona-Impfungen sorgen weiter für Unmut und Ärger. Sei Mittwoch haben Bürger des Landkreises Limburg-Weilburg, die der ersten Priorisierungsgruppe angehören (etwa alle Personen ab 80 Jahre) die Möglichkeit, sich für die Impfungen im Impfzentrum Dietkirchen anzumelden. Dort werden am Dienstag, 9. Februar, die ersten Spritzen gesetzt. Doch die Anmeldung, die schon bei der ersten Runde des Landes, als man sich für Termine in Wiesbaden registrieren konnte, für Verdruss gesorgt hatte, verärgert weiter viele Bürgerinnen und Bürger. Auf der Homepage des Landes ging es meist in den "Warteraum" und auch per Telefon war oft über mehrere Stunden hinweg kein Durchkommen.

Beim Land zeigte man sich dennoch zufrieden. Das Interesse sei aber groß, so dass man um Geduld bitten müsse. Eine technische Überlastung habe es nicht gegeben, allerdings vereinzelte Fehlermeldungen bei der Hotline. Auch dieses Problem sei innerhalb weniger Minuten gelöst gewesen.

Einige Kommunen im Landkreis unterstützen die Menschen bei der Anmeldung. So auch der Gemeinde Selters. "Es ist eine Katastrophe", sagte Rita Biel, die für die Jugend- und Seniorenarbeit verantwortlich ist. Über mehrere Stunden hinweg habe sie mit drei Telefonen versucht, jemanden über die beiden Hotlines zu erreichen. Zunächst hatte Biel dabei keinen Erfolg. 30 Bürgerinnen und Bürger aus Selters haben die Jugend- und Seniorenbeauftragte darum gebeten, einen Impftermin für sie zu vereinbaren. 20 weitere Menschen mussten überhaupt erst einmal registriert werden, bevor eine Terminvergabe möglich gemacht werden konnte.

Rund 50 Menschen aus Selters für Corona-Impfung angemeldet

Am Mittwochnachmittag verkündete Biel dann die gute Nachricht: Nach vielen Stunden in Warteschleifen ist es ihr gelungen, Termine für rund 50 Seniorinnen und Senioren im Impfzentrum in Dietkirchen zu vereinbaren. "Ich bin froh, dass sich das Warten gelohnt hat und die Menschen nun geimpft werden." Auch die Gemeinde Elz hilft ihren Bürgern bei dem Anmeldeverfahren. "Ich versuche seit mehreren Stunden einen Termin für einen älteren Herren zu bekommen. Leider hänge ich immer noch in dem virtuellen Warteraum auf der Online-Plattform fest", sagte Ordnungsamtsmitarbeiterin Cornelia Amjad am Mittwochvormittag. Auch per Telefon schien das Vorhaben aussichtslos. "Dort höre ich jedes Mal nur eine Bandansage. Ich habe es noch nicht mal in die Warteschleife geschafft", so Amjad. Trotz der ersten Misserfolge möchte sie nicht aufgeben und in den kommenden Tagen weiter versuchen, Termine für Bürger zu vereinbaren, die ihre Hilfe benötigen.

Mehr Glück hatte Klaus Ries aus Eisenbach. Ihm ist es gelungen einen Impftermin für seine Mutter Greta, die am heutigen Donnerstag 87 Jahre alt wird, zu ergattern. "Schon vor einigen Wochen habe ich sie registriert", erklärte Ries. Am Mittwochvormittag sei dann zunächst per Telefon kein Durchkommen gewesen. Doch über das Internet funktionierte es schließlich. "Ich war dort nur etwa zehn Minuten in der Warteschleife und dann sind plötzlich die beiden Termine für die Impfungen in Dietkirchen aufgeploppt", sagte der Eisenbacher. Anschließend musste er die Termine nur noch bestätigen und eine E-Mail ausdrucken, die im Impfzentrum vorgelegt werden soll. Greta Ries wird ihre erste Dosis bereits am Dienstag, 9. Februar, gespritzt bekommen. Darüber freute sich die Seniorin sichtlich.

Probleme bei der Terminvergabe: "Es ist eine Unverschämtheit"

Eine besonders negative Erfahrung hat Erich Burggraf aus Heckholzhausen gemacht. Nachdem der 82-Jährige über drei Stunden hinweg niemanden per Telefon erreichen konnte, habe eine Frau abgehoben, nur um ihm mitzuteilen, dass derzeit keine Impftermine vergeben werden. Burggraf solle es zu einem späteren Zeitpunkt nochmals versuchen. "Es ist eine Unverschämtheit, dass wir Bürger am Telefon so behandelt werden", schimpfte der Beselicher. Die Organisation der Terminvergabe sei schlichtweg schlecht. Trotz des Ärgers versuchte es der 82-Jährige weiter. Und die Mühe sollte sich auszahlen. Nach rund fünf Stunden durfte sich der Senior über einen Termin freuen. Die erste Spritze im Impfzentrum Dietkirchen bekommt er am 3. März. Drei Wochen später erhält Burggraf die zweite Dosis.

Auch bei Susanne Kaiser aus Oberbrechen lief das Anmeldeverfahren nicht problemlos ab. Bereits bei der Registrierung ihrer 88-jährigen Mutter gab es Schwierigkeiten. Zunächst konnten die Meldedaten nicht dem entsprechenden Einwohnermeldeamt zugeteilt werden, wie Kaiser berichtete. Während eines Telefonats mit sehr schlechter Verbindung wurde ihr am vergangenen Montag mitgeteilt, dass eine Terminvereinbarung noch nicht möglich sei. "Ich wollte ja aber noch gar keinen Termin vereinbaren, sondern zunächst einmal nur meine Mutter registrieren", sagte Kaiser. Dies habe der zuständige Mitarbeiter wohl nicht richtig verstanden.

Der folgende Versuch am gestrigen Vormittag führte dann letztlich zum Erfolg. Die Registrierung war abgeschlossen und nun musste nur noch der Impftermin vereinbart werden. Susanne Kaiser versuchte es erneut mit einem Anruf. "Die Frau am Telefon war diesmal sehr nett und hatte auch wirklich Ahnung", berichtete Kaiser. Ihre Mutter darf sich jetzt über den Impftermin freuen. "Dennoch war ich nach fast drei Stunden Aufwand ganz schön geladen", sagte Kaiser.

So geht's zum Termin

Impftermine werden vergeben an den Hotlines 116 117 oder (06 11) 50 59 28 88 oder im Internet unter www.impfterminservice.hessen.de oder www.corona-impfung.hessen.de.

Corona-Impfzentrum Dietkirchen öffnet kommenden Dienstag

Im Impfzentrum in Dietkirchen sollen nach Angaben von Jan Kieserg, Sprecher des Landkreises Limburg-Weilburg, von Dienstag, 9. Februar, an rund 100 Personen pro Tag geimpft werden. "Zunächst werden wir montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr öffnen", kündigt Jan Kieserg an. Impfungen am Wochenende seien zunächst nicht vorgesehen.

"Wir können derzeit einfach nur so viele Dosen verabreichen, wie Impfstoff zur Verfügung steht. Mehr ist momentan nicht möglich", betont der Kreissprecher. Schließlich ist es im Impfzentrum des Landkreises Limburg-Weilburg möglich, bis zu 1000 Personen pro Tag und auch am Wochenende zu impfen. Mit den zehn Impfstraßen ist es nach den regionalen Impfzentren wie in Wiesbaden das größte in ganz Hessen.

Das Impfzentrum in der Senefelderstraße ist bereits seit dem 12. Dezember einsatzbereit. Dort wurde auch schon ein erfolgreicher Testlauf absolviert. Der Landkreis Limburg-Weilburg hat nach eigenen Angaben bereits 2828 Menschen über die mobilen Teams geimpft. Nahezu 1200 dieser Personen haben laut Land Hessen bereits ihre Zweitimpfung erhalten. Noch in dieser Woche sollen die Erstimpfungen in den 30 Senioreneinrichtungen mit der höchsten Priorität abgeschlossen werden.

Corona im Landkreis Limburg-Weilburg: Warten auf den Imopfstoff

Während der ersten Anmelderunde für Bürgerinnen und Bürger, die im Wesentlichen 80 Jahre und älter sind, konnten rund 700 Termine für Menschen aus dem Landkreis im Limburg-Weilburg im Regionalen Impfzentrum in Wiesbaden vergeben werden. Nach mehrfachen Anfragen hat das Land Hessen diese Zahl nun mitgeteilt.

Wie lange es dauern wird, bis die Erstimpfungen der Menschen über 80 Jahre im Landkreis Limburg-Weilburg abgeschlossen ist, kann derzeit noch nicht eindeutig vorhergesagt werden. "Dies ist abhängig von verschiedenen Faktoren - vor allem von der Impfstoffzufuhr", so Benjamin Crisolli, Sprecher des Hessischen Innenministerium. "Wir werden noch viele Wochen für die höchstpriorisierte Gruppe benötigen", sagen Innenminister Peter Beuth (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). (Tobias Ketter)

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