Limburg: Das Wohnzimmer wird ein bisschen renoviert

Pavillons auf dem Neumarkt sollen neu gebaut werden, Pflastersteine werden nicht ausgetauscht
Limburg -Über kaum etwas ist in Limburg seit mehr als einem Jahrzehnt so intensiv gestritten und gerungen worden wie über den Neumarkt. Neu sollte er werden als das Herzstück in der Innenstadt, der die Altstadt mit der Neustadt verbindet und auf dem sich alle Bürger treffen können. Drum herum passierte sehr viel, die Operation am offenen Herzen wurde immer wieder verschoben.
Die Parkplätze sollten verschwinden, was nach einem Bürgerentscheid auch endgültig passierte. Die Platanen sollten verschwinden, durften aber nach einem Beinahe-Bürgerentscheid doch bleiben. Zahlreiche Architekten wurden beauftragt, ihre Vision einer neuen Platzgestaltung zu zeigen, aber sobald sich der Magistrat auf einen Entwurf festlegte, folgte die nächste endlose Diskussion, die mit keiner Entscheidung endete.
Auch die Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung erarbeiteten eigene Vorschläge mit Sonnensegeln zwischen den Platanen oder Blumenbeeten zwischen diesen Bäumen oder einer Tiefgarage oder einer Markthalle (Idee des City Rings). Ideen gab es sehr viele, Umsetzungen bis heute gar keine.
Land Hessen stellt Fördermittel zur Verfügung
Irgendwie waren sich alle immer einig, dass doch irgendwas auf dem Platz passieren muss, um ihn attraktiver zu machen und dadurch die Aufenthaltsqualität deutlich zu erhöhen. Irgendwann fragte man sich nur noch: Passiert noch was mit dem Wohnzimmer der Stadt? Ortsvorsteher Sascha Schermert (CDU) verkündete vor Kurzem im Gespräch mit dieser Zeitung: "Der Neumarkt muss endlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden."
Nun ist Dr. Marius Hahn (SPD) kein Prinz, aber Bürgermeister. Am Mittwochabend ließ er im Ausschuss für Stadtentwicklung eine Mitteilung verteilen. Auf dem Neumarkt soll etwas passieren. Also jetzt wirklich. Das Wohnzimmer wird zwar nicht neu tapeziert, es erhält auch keine neue Heizung und keinen neuen Parkettboden, aber immerhin einige Steckdosen, zwei neue Fenster und eine neue Lampe.
Wie aus der Mitteilung hervorgeht, gibt es für den Neumarkt weiterhin finanzielle Unterstützung durch das Land. Und zwar im Förderprogramm, das mal "Aktive Kernbereiche" hieß und nun unter dem Namen "Räume - Verbinden - Quartiere" läuft. Die Stadt hatte noch nicht alle erhaltenen Fördermittel abgerufen und beim Land gefragt, ob dieses Geld noch zur Verfügung steht, weil die Mittelverwendung an Fristen gebunden ist.
Beleuchtung wird "zeitgemäß überarbeitet"
Sicher ist nun auch, dass der Neumarkt sein altes Pflaster behält oder, wie es der Bürgermeister formuliert: "Die Ansprüche an eine stadteinheitliche Oberflächenerneuerung werden zurückgestellt." Stattdessen ist das vorgesehen:
Die beiden Pavillons werden komplett neu gebaut. In dem einen Pavillon befinden sich ein Kiosk und eine öffentliche Toilettenanlage, in dem anderen Kiosk ist ein Imbiss. Laut Hahns Angaben soll die Toilettenanlage nicht nur erneuert, sondern größer werden.
Außerdem ist eine "multifunktionale Möblierung" auf dem Neumarkt geplant, also neue und mehr Sitzgelegenheiten und Spielgeräte für Kinder; auch dies mit finanzieller Unterstützung durch das Land.
Die technische Infrastruktur auf dem Platz, also Stromanschlüsse für Veranstaltungen, sollen "teilweise" erneuert werden. Dabei könnten laut Mitteilung auch Senkelektranten zum Einsatz kommen, das sind in den Boden versenkbare Stromanschlüsse.
Und schließlich soll der Neumarkt neue Laternen bekommen, die bisherige Beleuchtung soll "zeitgemäß überarbeitet" werden.
Wie der Bürgermeister weiter erklärt, soll es mit Blick auf die neuen Pavillons keinen Architektenwettbewerb mehr geben. Um eine "zeitliche Straffung" mit Blick auf die Planungs- und Bauaufträge zu erreichen, sei eine "Verhandlungsvergabe mit Teilnahmewettbewerb" vorgesehen. "Nach der Phase des Teilnahmewettbewerbs werden aus den Bewerbern mehrere Büros ausgewählt, die entsprechende Gestaltungsideen entwickeln, der Arbeitsaufwand wird vergütet." Der Magistrat solle in die Auswahl der Planungsbüros sowie die Auswahl der Gestaltungsvorschläge mit einbezogen werden. Anschließend werde die Auftragsvergabe vorbereitet.