Limburg: Der Druck auf die Unternehmen wächst

Corona-Kriese trifft die Wirtschaft im Landkreis stark. Der IHK-Index ist wieder gesunken - auf den zweitschlechtesten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Limburg -Die Corona-Pandemie macht der heimischen Wirtschaft weiterhin schwer zu schaffen. Nach dem Einbruch der Konjunktur im Frühjahr 2020 sowie dem Aufwärtstrend im Sommer und Herbst legt die wirtschaftliche Erholung, knapp ein Jahr nach Beginn der Pandemie, angesichts des neuen Lockdowns eine Pause ein. Auch die Unternehmen im Landkreis Limburg-Weilburg sind davon erheblich betroffen, wie die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg zur wirtschaftlichen Lage zeigt.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der befragten Betriebe zusammenfasst, hatte sich nach dem Einbruch auf 66 Punkte im Frühjahr 2020 auf 93 Punkte im Herbst verbessert und ist nun zum Jahresanfang 2021 auf 89 Punkte zurückgefallen. Befragt wurden dazu 500 Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen. Der positive Bereich fängt bei über 100 Punkten an. Der Verlauf des Konjunkturindex im zurückliegenden Jahr zeigt die schwierige Situation der regionalen Wirtschaft, die sich auch in der Rezession der deutschen Volkswirtschaft widerspiegelt.
Der aktuelle Indexwert liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 118 Punkten. Nach dem Tiefpunkt in der Finanzkrise 2009 war der Index nach einem Jahr wieder über der 100-Punkte-Marke. Wie lange es diesmal braucht, bis die Wirtschaft wieder in "ruhigem Fahrwasser" ist, hängt neben den sonstigen Risiken für die wirtschaftlichen Abläufe vor allem von der Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie ab, so die IHK.
Eintrübung im
Vergleich zum Herbst
Sowohl die aktuelle als auch die zukünftige Geschäftslage werden von den heimischen Unternehmen deutlich schlechter eingeschätzt als die Jahre zuvor. Gegenüber der Umfrage im Herbst 2020 gab es noch einmal eine Eintrübung. So bewerten nur rund 29 Prozent der Unternehmen im Bezirk der IHK Limburg ihre momentane Geschäftslage mit gut, 32 Prozent aber bezeichnen ihre Lage als schlecht, dem Rest geht es immerhin befriedigend. Die meisten Unternehmen blicken auch eher pessimistisch nach vorne. Für die kommenden Monate rechnen rund 37 Prozent der Betriebe mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, nur 19 Prozent hoffen auf eine bessere Lage, der Rest erwartet eine gleichbleibende Entwicklung.
Nachdem sich seit Herbst die Erwartungen in der Baubranche stark eingetrübt haben, schafft es deshalb aktuell nur noch die Industrie knapp über die 100-Punkte-Linie einer befriedigenden Beurteilung der Geschäftslage. Der Bau liegt jetzt knapp darunter. Schlechter sieht es bei den Dienstleistern, im Handel und vor allem im Gastgewerbe aus. Die komplette Schließung des Kulturbetriebs, der Gastronomie, der Fitness-Center und des Einzelhandels, verbunden mit einer eingeschränkten Reisetätigkeit, sorgen für sogenannte Zweit- und Dritt-Runden-Effekte, die dann auch die Industrie betreffen: was der Handel nicht verkauft, braucht niemand herzustellen.
"Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft in der Region Limburg-Weilburg stark getroffen", sagt IHK-Präsident Ulrich Heep. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung in den Sommer- und frühen Herbstmonaten nehme nun mit dem erneuten Lockdown nicht nur die Unsicherheit deutlich zu, sondern auch der konkrete finanzielle Druck auf die Unternehmen. Denn das Eigenkapital werde selbst in vielen gut und solide geführten Betrieben knapp.
"Von der Politik wünsche ich mir Rahmenbedingungen, die den Unternehmen mehr Planungssicherheit und geschlossenen Betrieben Öffnungsperspektiven geben, um den Lockdown zu überstehen", betont der IHK-Präsident. Wichtig sei, dass die angekündigten Finanzhilfen, die den unverschuldeten wirtschaftlichen Schaden ausgleichen sollen, die Unternehmen schnell und unbürokratisch erreichen. Kleine oder mittelständische Betriebe dürften dabei nicht durch das Raster der Förderprogramme fallen.
Liquiditätsengpässe in
jedem fünften Betrieb
"Wenn die Durststrecke zu lange dauert, können viele Geschäftsleute im Sommer nur noch die Scherben zusammenkehren. Dabei brauchen insbesondere Handel und Gastronomie mehr als bloß finanzielle Unterstützung, denn für die Attraktivität und Zukunft unserer Innenstädte und Zentren sind sie von großer Bedeutung", betont Heep.
Die wirtschaftliche Lage schlägt bei vielen Betrieben auch auf die Finanzen durch. So sieht sich fast die Hälfte der heimischen Unternehmen in der Corona-Krise trotz staatlicher Hilfen weiter in finanziellen Nöten. In der aktuellen Umfrage berichten mehr als ein Viertel von einem Rückgang ihres Eigenkapitals, fast jeder fünfte Betrieb hat mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Die finanzielle Durststrecke zieht sich durch den wiederholten Lockdown weiter in die Länge - und könnte für manche sogar das Aus bedeuten. So sehen sich derzeit 5 Prozent der Betriebe in der Gesamtwirtschaft von einer Insolvenz bedroht. Je nach Branche gibt es große Unterschiede, vor allem Dienstleister und Gastgewerbe sind stärker betroffen. Zugleich können die bei vielen Firmen aufgezehrten Eigenkapitalpolster auch die Investitionstätigkeit bremsen, die für ein nachhaltiges Wiederanfahren der Konjunktur notwendig ist.
Sorge um Inlandsnachfrage und
politischen Rahmen löst Fachkräftemangel ab
Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens haben die heimischen Betriebe in der Corona-Krise neu bewertet. So hat sich die Sorge um die Inlandsnachfrage gegenüber dem Jahresbeginn 2020 ganz nach vorn geschoben, genannt von 56 Prozent der Unternehmen (insbesondere vom Großhandel). An zweiter Stelle steht die Sorge um die politischen Rahmenbedingungen, genannt von 54 Prozent der Unternehmen. Viele Betriebe befürchten nicht berechenbare Maßnahmen der Regierung zur Pandemiebekämpfung, mangelnde staatliche Unterstützungsmaßnahmen oder Reiseeinschränkungen. Häufig genannt werden zudem steigende Belastungen durch Umweltauflagen und CO2-Steuer, zukünftige Steuererhöhungen wegen der Staatsverschuldung, Rückgang staatlicher Investitionen oder Bürokratie und Regulierungen. Die Sorge um ausreichend Fachkräfte steht bei den Unternehmen nun an dritter Stelle, nachdem sie vor einem Jahr noch das größte Risiko war. red