Limburg: Die Hoffnung auf einen besseren Sommer

Stadthallen-Chef Guido Lindeken über die schwierige Lage in der Pandemie-Zeit
Limburg -Guido Lindeken ist seit 25 Jahren Geschäftsführer der Limburger Stadthallen GmbH. Der frischgebackene 60-Jährige hat sich mit unserem Mitarbeiter Robin Klöppel über die aktuelle Lage während der Pandemie-Zeit in der Limburger Josef-Kohlmaier-Halle und in der Ticketzentrale unterhalten.
Ich habe gelesen, dass bis einschließlich Februar fast alle Events in der Limburger Stadthalle abgesagt sind?
Es ist so, dass die Veranstalter von alleine verschieben oder absagen, weil größere Tourneeproduktionen mit einer erlaubten Zuschauerhöchstzahl von 250 im großen Saal für die Verantwortlichen wirtschaftlich nicht darstellbar sind. Wir hatten teilweise Veranstaltungen mit mehreren hundert verkauften Tickets, die für die Veranstalter unter den aktuellen Coronabestimmungen keinen Sinn machen und darum von diesen erst einmal verschoben wurden. Aber das betrifft ja nicht nur uns, sondern alle Spielstätten. Auch "Holiday On Ice" beispielsweise in der Frankfurter Festhalle wurde abgesagt. Auch wird manche kleinere Veranstaltung abgesagt, weil bestimmte Bevölkerungsgruppen in der aktuellen Pandemie-Lage zurückhaltend mit Kartenkäufen sind.
Prinzipiell könnte aber derzeit jeder in Limburg veranstalten?
Wir halten uns natürlich immer strikt an die Vorgaben des Landes Hessen, die sich nach Vertragsabschluss mit dem Veranstalter wieder ändern können. Wir selbst machen aber keine strengeren Regeln. Was die Verordnungen zulassen, machen wir möglich. Stand jetzt gehen Veranstaltungen mit bis zu 250 Besuchern. Ich denke, das ist der richtige Weg, statt prinzipiell zu sagen "Derzeit darf keiner in die Halle rein". Wer derzeit etwas veranstalten will, der kann dies gerne tun und uns jederzeit ansprechen. Für Veranstalter sind Tourneen aber derzeit schwer zu planen, nicht nur weil sich Vorgaben ändern, sondern auch, weil die Regelungen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich sind.
Möchten denn momentan viele Veranstalter mit Events in die Stadthalle?
Auch Firmen und Verbände sind gerade sehr zurückhaltend mit Tagungen und Empfängen, verzichten 2022 auf vieles oder steigen auf Online-Formate um.
Da ist die aktuelle Arbeit in der Stadthalle GmbH sicher nicht einfach?
Arbeit gibt es genug. Teilweise sind wir schon in der Planung für 2023, in der Hoffnung, dass die Omikron-Gefahr im Frühjahr wieder sinkt, sich bis dahin die epidemische Lage wieder etwas beruhigt und kommendes Jahr wieder Veranstaltungen mit mehr Zuschauern unter erleichterten Bedingungen erlaubt sein werden.
Sind die Kartenkäufer nicht irgendwann genervt, wenn Veranstaltungen, für die sie Tickets haben, mehrfach verschoben werden?
Unsere Kundschaft ist zum Glück im Großen und Ganzen sehr verständnisvoll. Natürlich gibt es immer den einen oder anderen, der sich über Terminänderungen ärgert und für den wir dann der Prellbock sind, auch wenn wir nicht selbst der Veranstalter sind und die Regeln in Hessen nicht machen. Jeder, der eine Verschiebung nicht mitmachen kann oder will, kann aber sein Geld beim Veranstalter zurückbekommen. Die großen Veranstalter wickeln das professionell und gut ab.
Wenn die Leute noch einige Karten daheim liegen haben, kaufen sie denn dann überhaupt in der unsicheren Lage noch weitere Tickets für neue Events?
Man spürt schon eine Zurückhaltung beim Kauf. Da ist gerade eine Handbremse drin. Vor Weihnachten haben wir beispielsweise 50 bis 60 Prozent weniger Karten verkauft als vor Corona gewohnt. Ich denke, wenn die Pandemie halbwegs überwunden ist, wird es auch noch eine Anlaufphase brauchen, bis wieder normal wie vor Corona verkauft wird. Dann denke ich aber schon, dass die Menschen wieder hungrig auf Live-Veranstaltungen sein werden, die Online-Events nicht ersetzen können.
Haben sie Angst, dass viele Veranstaltungsreihen komplett verschwinden?
Ich denke, dass die Highlight-Veranstaltungen auch in Zukunft ausverkauft sein werden. Der Durchschnittskünstler wird es aber vorerst einmal schwerer haben, genügend Karten zu verkaufen. Noch ist die Pandemie das beherrschende Thema, aber ich hoffe, dass die Lage für kulturelle Veranstaltungen schon diesen Sommer wieder besser wird und wir schon 2022 wieder ein einigermaßen zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft hinbekommen werden.
Wie ist in der aktuellen Lage eine Zukunftsplanung überhaupt möglich?
Wir haben schon viele Terminanfragen für 2023 und 2024 und bei diesen Events gehen wir erst einmal für eine normale Situation ohne Corona-Beschränkungen aus. Das Problem ist, dass durch die vielen Verschiebungstermine neben den neuen Produktionen gerade ein Verdrängungswettbewerb herrscht. Das heißt, für 2023 sind die guten Wochenendtermine alle schon weg.
Wie läuft derzeit die Lage in ihrem Büro?
Wir sind derzeit abwechselnd im Büro präsent bzw. im Home-Office. Die Ticketzentrale ist für die Kundschaft weiter montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr offen. Arbeit gibt es genug, denn wir sind ständig mit der Suche nach Terminen für Anfragen, Verschiebungen und Absagen beschäftigt. Schön ist das nicht, viel Arbeit zu haben und dabei nichts zu verdienen. Gerade finden nur wenige kleine Sitzungen in der Stadthalle satt, beispielsweise der städtischen Gremien oder des Ausländerbeirates. Die freien Hallenzeiten nutzen wir, um noch auf dem Plan stehende kleine Reparaturen in diesem Jahr abzuarbeiten.
Wie ist Ihre Stimmung?
Ich bin niemand, der irgendwelche Maßnahmen kritisiert, weil ich das nicht für zielführend halte. Ich bin kein Virologe und ich möchte nicht in der Haut eines Politiker stecken. Wir sollten sehen, dass wir unseren Gästen die höchstmögliche Sicherheit beim Besuch der Halle bieten und aus dem Gröbsten bald wieder raus sind. Ziel ist es, dass sich in der Halle so wenig wie möglich Menschen infizieren und dessen Umsetzung ist bisher auch gut gelungen. Ich bin prinzipiell immer ein optimistischer Mensch. Ich glaube, dass wir nächstes Jahr wieder ein normaleres Geschäft haben werden. Die Menschen werden wieder Lust auf gemeinsame Erlebnisse haben und wir bieten ihnen in der Josef-Kohlmaier-Halle ein ordentliches Angebot.
Auch die Kulturvereinigung leidet
Auch die Kulturvereinigung Limburg leidet derzeit stark unter der Pandemiezeit. Am 18. Februar sollte im Rahmen des Theaterabends "Hessisch für Fortgeschrittene" mit Walter Renneisen der Empfang zum 75-jährigen Vereinsbestehen stattfinden. "Den haben wir jetzt erst einmal abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest", sagt Vorsitzender Peter Schreiber. Aktuell rechne er mit einem neuen Termin für Mai. Bis Ende Februar hat der Verein erst einmal alle Konzerte und Theaterabende auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Obwohl für das Neujahrskonzert mit "La Serena" laut Schreiber bereits über 100 Karten verkauft gewesen seien, habe man aufgrund der Pandemielage davon Abstand genommen, berichtet Schreiber. Voraussichtlich werde das Konzert mit diesem beliebten Ensemble aber im September nachgeholt. Als nächste Veranstaltungen auf dem Plan stehen für die Kulturvereinigung nach heutigem Stand noch die Schauspiele "Freundschaft" am 8. März sowie "Ein großer Aufbruch" am 7. April in der Josef-Kohlmaier-Halle. "Keiner weiß, wie es dann sein wird, aber wir hoffen, dass zu diesem Zeitpunkt wieder Veranstaltungen stattfinden können", so Schreiber. Auch die neue Saison 2022/23 werde erst einmal ganz normal geplant. Ob es dann wieder im aktuellen Spieljahr aufgrund der unsicheren Lage gestrichene Abonnement-Tickets geben wird, ist noch offen. Die Kulturvereinigung möchte sich aber, wie Peter Schreiber versichert, um ihr Stammpublikum kümmern. Gegen Ende des Jahres 2021 seien aber durch die ansteigenden Infiziertenzahlen viele nicht mehr gekommen. So waren Ende November bei "Schindlers Liste" gerade einmal 40 Interessenten. Peter Schreiber verspricht aber, dass die Kulturvereinigung 2022 trotzdem aktiv bleiben werde. So werde es ab Mai wieder die letztes Jahr gestartete Reihe auf dem Europaplatz geben, wo im Wechsel Musikvereine und Chöre aus der Region auftreten würden. Falls es durch die Hygienebestimmungen Probleme geben sollte, Veranstaltungen, wieder in der Stadthalle als Stammspielort der Kulturvereinigung durchzuziehen, werde der Verein über alternative Formate an anderen Spielorten nachdenken. So könne man Kultur für Schüler beispielsweise auch mal direkt an die Schulen bringen.