Bürgermeisterwahl in Limburg: Eine Stichwahl, zwei Verlierer und ein Rekord

Bei der Kommunalwahl 2021 wird in Limburg auch ein neuer Bürgermeister gewählt. In welchen Stadtteilen die vier Kandidaten gut und schlecht abschnitten.
Limburg - In einer Stichwahl in zwei Wochen wird entschieden, wer neuer Bürgermeister in Limburg wird. Wer hat welche Chancen, und warum haben die Kandidaten von FDP und Grünen so schlecht abgeschnitten?
Der Bürgermeister: Was spricht für einen Wahlerfolg von Dr. Marius Hahn (SPD) in zwei Wochen? Er geht mit einem Vorsprung in die Stichwahl. Der ist mit 4,5 Punkten zwar nicht sehr groß ausgefallen, aber bis auf Offheim und Ahlbach lag Hahn in allen anderen Stadtteilen inklusive der Kernstadt (wenn auch dort nur sehr knapp) vor seinem Herausforderer, was ebenfalls ein Vorteil sein könnte. Am deutlichsten war sein Vorsprung (wenig überraschend) in der SPD-Hochburg Staffel und (deutlich überraschender) in Eschhofen. Warum ausgerechnet dort? Vielleicht, weil Landrat Michael Köberle (CDU) in Eschhofen wohnt. Der hat sich mit seiner klammheimlichen Impfung am 1. Januar auch in seinem Heimatort wenig Freunde gemacht. Es gibt aber auch die (CDU-)Theorie, Hahn habe von der Eröffnung des Leichtathletikzentrums in Eschhofen 2019 profitiert, die er als seine Idee verkauft hat, obwohl die Initiative dazu von der CDU ausging.
Bürgermeisterwahl in Limburg: Kandidaten gehen in die Stichwahl – Keine Partei auf Wahlschein
Der Herausforderer: Was spricht für einen Wahlerfolg von Stefan Laux (CDU)? Er dürfte jetzt vor allem auf die Wähler setzen, die am Sonntag die Grünen-Kandidatin unterstützt haben. Der 51-Jährige hat im Wahlkampf immer wieder seine emotionale Nähe zu den Grünen betont, und vor allem in Offheim und in Blumenrod wird er von den Birgit-Geis-Wählern profitieren.
Die 64-Jährige war mit 14,1 Prozent in Offheim fast so stark wie in ihrem Heimatort Dietkirchen - ein ungewöhnlich guter Wert für die Grüne im sehr konservativen Offheim. Sie ist dort offenkundig von den Bürgern gewählt worden, die gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets "Nördlich der Kapellenstraße" sind. Diese Stimmen wandern in zwei Wochen vermutlich in großer Zahl ins Laux-Lager, weil mit ihm zumindest die Hoffnung verbunden ist, dass die Erweiterung etwas moderater ausfallen wird als unter Hahn - und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Und in Blumenrod wird Laux vom Unmut der dortigen Bürgerinitiative gegen die Erweiterung Blumenrods in den Bauabschnitten V und VI profitieren; die hatte sich vor der Wahl am Sonntag für Geis ausgesprochen - und, falls sie verliert, für Laux.
Strategie: Der eine ist Sozialdemokrat, der andere ist Christdemokrat. Aber auch in zwei Wochen wird das auf dem Wahlzettel nicht vermerkt sein. Bei dem einen wird als Listenvermerk nur "Dr. Hahn" stehen und bei dem anderen "Laux". Schon erstaunlich, dass zwei kommunale Spitzenpolitiker, die ins Limburger Rathaus einziehen wollen, sich nicht zu ihren staatstragenden Parteien bekennen. Diese Strategie scheint jedoch zu funktionieren: Hahn brachte das vor sechs Jahren den damals nicht selbstverständlichen Wahlsieg ein, und die heftige Schelte der CDU für dieses Nicht-Bekenntnis zur eigenen Partei vor sechs Jahren führte letztlich auch nur dazu, dass es der eigene Kandidat nun genauso handhabt.
Bürgermeisterwahl in Limburg: Mehr Menschen gaben Stimmen ab – Rekord bei Briefwahl
Wahlbeteiligung: Die gute Nachricht: Am Sonntag haben in Limburg mehr Menschen den Bürgermeister gewählt (49,6 Prozent) als vor sechs Jahren (41,6 Prozent), was an der parallel stattfindenden Kommunalwahl lag (vor fünf Jahren lag die Beteiligung bei 45,5 Prozent).
Die schlechte Nachricht: Jedem zweiten Limburger ist es offenbar egal, wer die Geschicke im Rathaus lenkt und welche ehrenamtlichen Politiker in der Stadtverordnetenversammlung um den richtigen Kurs für die Stadt ringen.
Rekord: Die Zahl der Briefwähler als Folge der Pandemie ist auch in Limburg auf ein Rekordhoch geklettert - mehr als 70 Prozent aller Wahlberechtigten stimmten am Sonntag per Briefwahl ab; vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei 37 Prozent.
Die Wahlverlierer im Limburg: Kandidaten von FDP und Grüne konnten sich nicht durchsetzen
Wahlverlierer I: Mit 5,1 Prozent können weder FDP-Kandidat Maximilian Acht noch die Liberalen in Limburg zufrieden sein. Der 31-Jährige war dann doch zu unbekannt, um stärker wahrgenommen zu werden. Denn auffallend ist: Seine besten Ergebnisse erzielte der Kernstädter ausgerechnet in Ahlbach und Linter - und damit in den beiden Stadtteilen, in denen die mit Abstand bekanntesten FDP-Politiker wohnen: Die Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende Marion Schardt-Sauer lebt in Ahlbach, und dort kam Acht immerhin auf ordentliche 8,8 Prozent. Und der Spitzenkandidat der FDP bei der Kreistagswahl, Dr. Klaus Valeske, der auch den FDP-Stadtverband in Limburg führt, lebt in Linter, und dort erzielte Acht im Vergleich zu seinem Gesamtergebnis noch passable 6,6 Prozent. In allen anderen Stadtteilen lag er zum Teil deutlich unter fünf Prozent.
Wahlverlierer II: Auch wenn das Gesamtergebnis für die Grünen bei der Kommunalwahl in Limburg noch aussteht: Von dem stetigen Trend, Grün zu wählen, haben auch die Grünen in Limburg profitiert; sie könnten die Zahl ihrer Sitze gegenüber 2016 verdoppeln. Aber ihre Bürgermeisterkandidatin Birgit Geis hat der grüne Zeitgeist nicht so viel genutzt: Wirklich gut schnitt sie nur in ihrem Heimatort Dietkirchen und in Offheim ab. Zwar macht die 64-Jährige schon seit sehr vielen Jahren Politik für ihre Partei, aber seit 2011 ist sie Mitglied des Magistrats - ein Gremium, das nie öffentlich tagt. Und weil in der Politik nun mal vor allem die lauten Trommler Gehör finden, haben es leise Vibraphonisten schwer. (Stefan Dickmann)