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Limburg: Mehr Photovoltaik auf Privatdächern

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Von: Stefan Dickmann

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Auch dank der neuen Lahn Energie GmbH sollen künftig in der Region noch mehr Dächer Photovoltaik-Anlagen erhalten.
Auch dank der neuen Lahn Energie GmbH sollen künftig in der Region noch mehr Dächer Photovoltaik-Anlagen erhalten. © picture alliance/dpa

EVL und Stadtwerke wollen eigene Gesellschaft für mehr Solarstrom gründen

Limburg/Weilburg/Diez -Die Installation von Photovoltaik-Anlagen vor allem auf privaten, aber auch auf gewerblichen Dächern zur Erzeugung von Solarstrom, die entweder verkauft oder verpachtet werden, wollen die Energieversorgung Limburg (EVL) sowie die Stadtwerke Weilburg und Diez nach Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft "Lahn Energie" anbieten. Der durch die Kraft der Sonne gewonnene Strom soll zwar von den Verbrauchern selbst genutzt werden, aber auch gespeichert werden können (oder ohne Speicher bei Nicht-Verbrauch gegen Geld ins Stromnetz eingespeist werden) und damit zur Versorgungssicherheit beim Strom in den kommenden Jahrzehnten entscheidend beitragen.

Mit großer Mehrheit stimmten die Stadtverordneten von CDU, SPD und Grünen in Limburg der Gründung dieser Gesellschaft zu. Das politische Mandat war erforderlich, weil sich die EVL zu 60 Prozent im Besitz der Stadt Limburg befindet. Jetzt steht noch die erforderliche Genehmigung durch die Kommunalaufsicht Limburg-Weilburg aus. Sollte diese erfolgen, geht EVL-Geschäftsführer Gert Vieweg von einem Start der neuen GmbH bereits Ende dieses Sommers oder Anfang Herbst aus.

Kritik von IHK und Kreishandwerkerschaft

Die Photovoltaik-Anlagen sollen an die Hauseigentümer entweder verkauft oder verpachtet werden. Eine komplette Standardanlage für ein Privathaus inklusive Speicher wird rund 20 000 Euro kosten, ohne Speicher ungefähr die Hälfte. Bei einer Pacht fallen pro Monat 85 Euro an mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Bei einem Kauf sind aber zusätzliche Kosten für die Wartung der Anlage zu berücksichtigen, die bei einer Pacht inklusive ist.

Der EVL-Geschäftsführer schätzt, dass eine private Standard-PV-Anlage ohne Speicher rund 60 Prozent des eigenen Strombedarfs abdeckt, mit Speicher rund 80 Prozent. Das heißt: Wer sich für so ein Angebot entscheidet, braucht einen Versorger, der einen Reststromvertrag anbietet. Im Haupt- und Finanzausschuss hatte Vieweg erklärt, dass solche Anlagen mindestens 25 Jahre halten und sich die Investition nach 15 bis 17 Jahren amortisiert. Und: Stromkunde der EVL oder der beiden Stadtwerke muss man nicht sein, um sich von der "Lahn Energie" eine PV-Anlage zu kaufen oder zu pachten, aber man muss schon im Landkreis Limburg-Weilburg oder im Rhein-Lahn-Kreis wohnen.

Auf Kritik stößt die noch zu gründende Lahn Energie GmbH allerdings bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg und der Kreishandwerkerschaft. "Negative Auswirkungen . . . auf die ohnehin schon angespannte Personalsituation in den betroffenen Branchen, wo die Betriebe händeringend nach neuen Mitarbeitern suchen", könne der Markteintritt der Lahn Energie GmbH haben, heißt es in der Stellungnahme der IHK. Im Übrigen sollte es ausgeschlossen werden, dass die Kundenakquise seitens der EVL mit den Dienstleistungen der neuen GmbH verknüpft werden. Die gleichen Argumente bringt auch die Kreishandwerkerschaft vor und hält es für "sinnvoller", wenn sich öffentliche Energieversorger auf ihre "Haupttätigkeit" konzentrierten, "alle Haushalte und Gewerbe zuverlässig mit Energie und Wasser versorgen".

Deshalb lehnt auch die FDP-Fraktion die Gründung der "Lahn Energie" ab. Die EVL habe andere Kernaufgaben, sagte die Fraktionsvorsitzende Marion Schardt-Sauer in der Sitzung der Stadtverordneten am Montagabend. Es gebe bereits fast 100 Unternehmen auf dem Markt, die in der gleichen Branche tätig seien und Privatkunden mit Photovoltaik-Anlagen versorgen. "Es besteht kein Bedürfnis für staatliches Handeln", sagte sie mit Blick auf den 60-Prozent-EVL-Anteil der Stadt.

Grüne träumen von Limburg als Solarstadt

Doch mit dieser Haltung war die FDP in der Sitzung der Stadtverordneten allein. Die EVL habe in der Tat den öffentlichen Auftrag, die Menschen sicher mit Energie zu versorgen, erklärte SPD-Fraktionschef Peter Rompf. Aber eben darum gehe es der neuen Gesellschaft: mit Stromspeichern und smarter Technik die Versorgungssicherheit sicherzustellen, weil dadurch jederzeit genügend Strom im Netz vorhanden sei.

Die EVL habe das Konzept der neuen Gesellschaft im Ausschuss sehr gut dargestellt, erklärte CDU-Fraktionschef Dr. Christopher Dietz. "Es ist überzeugend, wir stimmen zu." Und auch die Grünen stehen hinter der neuen Lahn Energie GmbH. "Limburg hat die Chance, sich zur Solarstadt zu entwickeln", sagte der Stadtverordnete Andreas Pötz (Grüne) und mahnte, bei der künftigen Ausstattung mit Photovoltaik auch an die Dächer öffentlicher Gebäude zu denken. Die neue GmbH sei für seine Fraktion eine gute Nachricht, zumal die Grünen einen großen Nachholbedarf in unserer Region bei Photovoltaik sehen. "Wir befürchten auch keine Verdrängung", sagte Pötz. "Der Markt ist groß genug und vielfältig."

Das Stammkapital der zu gründenden Gesellschaft in Höhe von 100 000 Euro soll sich wie folgt verteilen: Energieversorgung Limburg 42 Prozent, Stadtwerke Weilburg 32 Prozent, Stadtwerke Diez 26 Prozent. "Innerhalb der Marktanalyse wurde gezeigt, dass circa 40 Prozent der Dächer in Limburg, Weilburg und Diez ,sehr gut' bis ,gut' für eine PV-Anlage geeignet sind", heißt es in der Vorlage des Limburger Magistrats. Insgesamt ergebe sich ein Potenzial von mehr als 5700 Dachflächen; erwartet wird ein Marktanteil der Lahn Energie GmbH nach fünf Jahren in Höhe von 15 Prozent.

Das grundsätzliche Problem bei erneuerbaren Energien ist ihre Abhängigkeit vom Wetter: Weht kein Wind, produzieren Windräder keine Energie, scheint keine Sonne, liefern Photovoltaik-Anlagen keinen Strom. Da aber die Energieversorgung der Zukunft nicht mehr zentral durch Kraftwerke, sondern dezentral durch viele Windräder und kleine Solaranlagen sichergestellt wird, muss trotzdem eine Mindestmenge an Strom im Netz zur Verfügung stehen.

Mit einem Energiemanagementsystem könne auch eine Vielzahl der PV-Anlagen "in den Leitwarten der drei Energieversorger zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden", heißt es in der Vorlage des Magistrats. Das trage zur Stabilisierung der Stromfrequenz bei und erhöhe die Versorgungssicherheit in der Region.

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