Limburg: Nicht alle Patienten werden getestet

Kritik an Sicherheitsvorkehrungen im Krankenhaus - Klinik stimmt sich mit Gesundheitsamt ab
Limburg -Hohe Inzidenz und viele Neuinfektionen. Die Corona-Krise hat den Landkreis Limburg-Weilburg weiterhin fest im Griff. Im Kampf gegen die Pandemie werden immer mehr Schnelltests eingesetzt. Sowohl in den Testzentren und in zahlreichen Apotheken als auch zu Hause und am Arbeitsplatz können Abstriche entnommen werden. Im St.-Vincenz-Krankenhaus in Limburg werden Mitarbeiter und Patienten schon länger getestet. Doch nicht alle Patienten müssen sich vor der Behandlung einem Test unterziehen.
Dieter Oelke aus Bad Camberg kritisiert diese Vorgehensweise. "Ich hatte vor wenigen Wochen eine ambulante Behandlung im Limburger Krankenhaus und musste vor dem Eintritt keinen Schnelltest machen", sagt er. Oelke sollte lediglich ein Formular ausfüllen, in dem er angab, dass er kein Fieber habe und sich gesund fühle. Darauf folgend sei ihm der Zutritt in die Klinik gewährt worden. "Im Wartebereich und in den Gängen haben sich viele Patienten aufgehalten. Obwohl die Masken- und Abstandsregeln stets eingehalten wurden, war mir die Situation nicht geheuer", so Oelke.
Er habe mittlerweile erfahren, dass im Limburger Krankenhaus Patienten, die ambulant operiert werden, einen Test machen müssten. "Die anderen ambulanten Patienten jedoch nicht", sagt Oelke. "Dies ist aus meiner Sicht unlogisch und nicht hinnehmbar, da es dem Virus egal ist, ob nur eine Untersuchung ansteht oder ob eine Operation durchgeführt wird." Das Vorgehen sei fahrlässig, da es besonders innen eine hohe Ansteckungsgefahr gebe. Der Bad Camberger hat nach seiner Behandlung das Land Hessen wegen der fehlenden Testung kontaktiert, aber bislang noch keine Antwort erhalten. Auch dem Gesundheitsamt hat er von seinen Erfahrungen berichtet. "Das Amt war doch sehr von meinen Schilderungen überrascht."
Lüftungssysteme in den Wartebereichen
"Patienten, die ambulant operiert werden, müssen generell einen Schnelltest machen. Ambulante Patienten, die unser Haus für Arztgespräche oder Kurzuntersuchungen aufsuchen, werden nicht alle getestet", bestätigt Krankenhaussprecherin Nicola von Spee. Dies habe man so entschieden, da in solchen Fällen kein intensiver Kontakt zu erwarten sei und es zudem zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von FFP2-Masken, gebe. "Darüber hinaus sind gerade in den Wartebereichen spezielle Lüftungssysteme etabliert."
Im Limburger Krankenhaus werden laut der Sprecherin alle stationären Patienten bei der Aufnahme auf das Coronavirus getestet. Neben Patienten, die eine ambulante Operation vor sich haben, müssten auch Personen, die wegen einer wiederkehrenden ambulanten Behandlung in die Klinik kommen, zuvor einen Schnelltest machen. Des Weiteren teste man Patienten vor bestimmten Untersuchungen, wie beispielsweise einem MRT, und alle Mitarbeiter, die noch nicht geimpft sind, sowie das Personal von Fremdfirmen. Monatlich führe das St.-Vincenz-Krankenhaus rund 10 000 Antigen-Tests durch, sagt Sprecherin Frederike Hackenbroch. "Etwa 4500 bei Patienten und weitere 5500 bei Mitarbeitern." Dazu kämen pro Monat 1150 PCR-Tests, die im hauseigenen Labor ausgewertet würden. "Pro Tag erhalten nur ein bis drei Patienten einen positiven Befund", so Hackenbroch.
Um die Menschen, die sich in der Klinik aufhalten, noch stärker zu schützen, forciert das Krankenhaus laut von Spee derzeit die Impfung des Personals. Es seien mittlerweile mehr als 1100 Mitarbeiter geimpft. "Außerdem ist im gesamten Haus die Reinigung und Desinfektion verstärkt worden und die Lüftungssituation wird kontinuierlich überprüft sowie optimiert", so die Sprecherin.
"Niemand muss Angst haben"
Alle Maßnahmen seien mit dem Gesundheitsamt abgestimmt. Die Fachbehörde besuche das Krankenhaus mindestens einmal pro Woche und inspiziere besonders die Wartebereiche und Prozessabläufe. "Grundsätzlich halten wir uns natürlich an die vom Gesetzgeber für alle Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vorgegebenen Maßnahmen", sagt von Spee. In weiten Teilen gebe es darüber hinausgehende Sicherheitsschranken. "Patienten können unsere Versorgung mit gutem Gefühl in Anspruch nehmen und Vertrauen in unsere Schutzvorkehrungen haben."
Der aktuelle Krankenhausbetrieb werde engmaschig beobachtet und intensiv unter dem Aspekt der Infektionsprävention begleitet. Behandlungsabläufe und therapeutische Prozesse seien interdisziplinär abgestimmt und von Vorsicht geprägt. "Gerade aus den Erfahrungen der für uns härtesten Phasen der Pandemie im November und Dezember haben wir gelernt und unser Hygienekonzept noch breiter und differenzierter ausgearbeitet", so von Spee. Niemand müsse Angst vor einem Klinikbesuch haben. "Schieben Sie medizinische Abklärungen oder Vorsorgeuntersuchungen in Ihrem eigenen Interesse nicht auf."
Wer in den kommenden Tagen und Wochen einen Termin im Limburger Krankenhaus hat, muss mit Wartezeiten rechnen. Die personellen Kapazitäten für die Registrierungen seien bereits verstärkt worden. Dennoch könne es zu Warteschlangen kommen. "Für diesen Fall wurde ein gut belüfteter, überdachter Wartebereich vor der Klinik eingerichtet", sagt von Spee. Um die Wartezeit zu verkürzen, kann das Registrierungsformular im Internet unter https://bit.ly/2PLpoNH heruntergeladen, ausgedruckt und vorab ausgefüllt werden.