Tierheim-Leiterin zu Auslandsvermittlungen: "Tierschutz hört nicht an der Landesgrenze auf"

Christina Provinsky hat als Leiterin des Tierheims Limburg ihren Traumjob gefunden. Was sie sich für die Zukunft wünscht und warum auch die Vermittlung von Tieren aus dem Ausland wichtig ist, erzählt sie im Interview.
Limburg - Seit 1. Dezember ist die 39-jährige Dorndorferin Christina Provinsky neue Leiterin des Tierheims Limburg-Staffel. Unsere Mitarbeiterin Nadja Quirein hat mit ihr über ihre Zukunftspläne, Sorgen und Hoffnungen gesprochen.
Frau Provinsky, seit gut drei Wochen sind sie nun an Ihrem neuen Platz. Wie waren die ersten Tage für Sie? Was waren ihre ersten Amtshandlungen?
Da ich die Abläufe durch meine unterschiedlichen Positionen hier im Tierheim bereits kenne, gab es keine große Eingewöhnung. Der Dezember ist allerdings ein anstrengender Monat, was durch Corona nochmals verstärkt wird. Das Telefon klingelt beinahe ununterbrochen, es gibt viel Organisatorisches zu tun. Zum Beispiel die Umsetzung der Corona-Regeln und die Planung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich natürlich auch an die Corona-Regeln halten müssen.
Was treibt sie an, diese Position anzutreten?
Ganz klar die Liebe zu den Tieren. Ich kann mir ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen und möchte Tierschutz auch beruflich umsetzen. Mein Wunsch, Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen und mit dem gesamten Team für das Tierwohl tätig zu werden, treibt mich an. Ich bin glücklich, denn ich habe meinen Traumjob bekommen.
Limburg: Neue Leiterin des Tierheims im Interview - Einiges ist für die Zukunft geplant
Was wird sich im Tierheim unter Ihrer Leitung ändern?
Ich möchte das Rad nicht neu erfinden. Meine Vorgängerin Adelheid Noble hat das Tierheim auf solide Beine gestellt und unglaublich viel erreicht, was wir heute so übernehmen können. Dafür bin ich sehr dankbar. Gutes muss nicht geändert werden. Ein paar Ideen und frischen Wind zum Beispiel, was die Social-Media-Kanäle betrifft, werden aber in Kürze umgesetzt. Weitere Ideen wie Veranstaltungen können wir coronabedingt aktuell nicht planen. Zu spüren sein wird aber sicherlich meine Art der Führung: Ich wünsche mir verstärkt als Team aufzutreten und das Zepter nicht alleine in der Hand zu halten und noch mehr auf Netzwerkarbeit zu setzen.
Was bleibt gleich und welche durch die bisherige Leitung etablierten Gegebenheiten werden beibehalten?
Wie gesagt, vieles ist schon durch die Vorarbeit von Frau Noble in den vergangenen Jahres so wie wir es uns wünschen. Zum Beispiel der Standort, die Betreuung der Tiere und dass der Schwerpunkt immer auf dem Wohl der Tiere liegt. Beibehalten werden wir auf jeden Fall auch die Auslandstiervermittlung.

Tierheim Limburg: Kritik über Vermittlung aus dem Ausland - „Kein Nachteil für Tiere vor Ort“
Die Vermittlung von Tieren aus dem Ausland wird kontrovers diskutiert. Was sagen Sie den Kritikern?
Für mich hört Tierschutz nicht an der Landesgrenze auf. Die langjährigen Kontakte zu den Tierschützern im Ausland bleiben bestehen, und wir wollen helfen, dass auch Tiere aus dem Ausland in Deutschland eine gute Familie finden. Das ist kein Nachteil für die Tiere hier vor Ort. Wir nehmen Tiere aus dem Ausland nur dann auf, wenn wir freie Plätze haben. Und manchmal werden die Tiere auch vermittelt, ohne dass sie vorher hier bei uns im Tierheim waren.
Vor welchen Herausforderungen stehen sie jetzt ganz aktuell?
Viele Menschen rufen an und wollen tatsächlich Tiere zu Weihnachten verschenken. Das machen wir natürlich nicht. Aber wir nehmen uns Zeit für Aufklärungsarbeit und Beratungsgespräche und erklären, warum das keine gute Idee ist. Aufklärung und seriöse Beratung, sodass jedes Tier den passenden Halter und jeder Halter das passende Tier findet, ist mir sehr wichtig. Wenn das nicht stimmt, landen die Tiere schnell wieder im Tierheim. Außerdem ist viel Organisatorisches zu tun, auch im positiven Sinne. Die Bevölkerung denkt gerade jetzt an uns und bringt uns Spenden. Darüber freuen wir uns sehr und hoffen, das dies so bleibt, ist aber aktuell im persönlichen Kontakt mit den Corona-Beschränkungen nur schwer umsetzbar. Glücklicherweise untersagen die Regeln in diesem Jahr die Knallerei an Silvester. So bleiben uns viele Notfälle und aus Angst entlaufende Tiere erspart und den Tieren der Stress.
Was wünschen Sie sich für das Tierheim?
Schön wäre wenn uns die vielen wohlgesinnten Menschen und Unterstützer und Spender erhalten bleiben und auch das ehrenamtliche Engagement. Vor allem aber wünsche ich mir weitere Unterstützer. Zum Beispiel Menschen, die handwerklich begabt sind und uns bei dem Ausbau und Renovierung der Gehege helfen können. Vielleicht meldet sich ja auch ein Handwerksbetrieb, der uns bei den Arbeiten unterstützen möchte.
Limburg: So sieht es finanziell im Tierheim aus - Tierschutz hat oberste Priorität
Wie würden Sie die aktuelle Situation im Tierheim beschreiben?
Uns geht es relativ gut, durch Spenden haben wir einen kleinen Puffer und keine akuten Geldsorgen, was sich aber ändern kann. Trotzdem müssen wir sparen. Das Team arbeitet klasse zusammen, wir ziehen alle am selben Strang. Die Einstellung ist bei uns allen gleich: Tierschutz hat oberste Priorität, und Tierschutz kennt keinen Feierabend. Wir stehen für die Tiere ein, auch wenn es mal unbequem wird. Wir sind nicht an der Kapazitätsgrenze was die Anzahl der Tiere angeht. Wir waren schon deutlich voller. Wir konnten in der letzten Zeit viele Tiere gut vermitteln. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken.
Was bedeutet für Sie Tierliebe und was wünschen Sie sich von Tierhaltern?
Von den Tierhaltern wünsche ich mir einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren. Sich ein Tier anzuschaffen, muss gut überlegt sein. Dahingehend wollen wir gut beraten. Ich spreche mich sogar für eine Art Hundeführerschein aus, damit die Halter wissen, was auf sie zu kommt und damit sie auch im Vorfeld wissen, welche Tiere zu ihnen passen und welche nicht. Tierliebe fängt für mich persönlich schon ohne ein eigenes Tier, direkt im Alltag an. Ich lebe vegan und verzichte auf tierische Produkte so weit es geht. So erspare ich Tieren unnötiges Leid. Auch beim Essen würde ich mir einen verantwortungsvollen Umgang der Menschen wünschen. (Nadja Quirein)