Mehr Frauen ins Handwerk

Gemeinsames digitales Frühstück zum Weltfrauentag der Frauen-Union Limburg-Weilburg.
Limburg -Die Frauen-Union Limburg-Weilburg hat auf ihr Frauenfrühstück anlässlich des gestrigen Internationalen Weltfrauentags auch in der Pandemiezeit nicht verzichtet. Vor dem Videotalk mit der Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt/Rhein-Main, Susanne Haus, wurden 50 Frühstückspakete kreisweit verteilt. Nach eineinhalb Stunden reger Diskussion sagte Kreisvorsitzende Christine Zips: "Wir brauchen mehr Menschen im Handwerk, Frauen und Männer mit Können und Engagement." Sie versprach, dass das Handwerk nach dieser Veranstaltung bei der Frauen-Union noch einen höheren Stellenwert als vorher haben werde.
Haus, die als Malermeisterin einen Familienbetrieb in Bischofsheim in dritter Generation leitet, sagte: "Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich als Frau ein Handwerk ausüben kann. Ich bin einfach meiner Leidenschaft gefolgt." Als Kind schon habe sie sich für das Handwerk begeistert und ihren Opa in die Werkstatt begleitet.
Seit einem Jahr werde vielen Frauen eine Menge zusätzlich abverlangt, so Haus. Viele seien im Homeoffice und müssten nebenbei ihre Kinder betreuen. Auch in vielen von der Pandemie besonders beanspruchten Berufen arbeiteten überwiegend Frauen, unter anderem in der Pflege und an der Supermarktkasse. Von daher bräuchten diese mehr Unterstützung als nur Applaus.
Die Kammerpräsidentin bedauert, dass viele Handwerksberufe mit Ausnahme des Friseurs und Kosmetikers immer noch von Männern dominiert seien. Dabei gehe es im Handwerk nicht nur um Kraft, sondern auch um Köpfchen. In einigen Berufen wie Maler oder Tischler seien Frauen aber auf dem Vormarsch. Haus hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen, die in Männerdomänen gehen, dort oft sehr gute Leistungen brächten, weil sie sich sehr bewusst für ihren Beruf entschieden hätten.
Sie betonte, dass dem akuten Fachkräftemangel im Handwerk entgegengewirkt werden müsse. In ihrem Kammerbezirk gebe es modern ausgestattete Ausbildungszentren, denn wer Facharbeiter von morgen ausbilden wolle, brauche dafür auch schon die Technologien von morgen. Seien diese vorhanden, hätten auch viel mehr junge Menschen Lust auf Handwerk. Haus ist es wichtig, dass berufliche und akademische Ausbildungen künftig in Deutschland auf gleicher Augenhöhe abliefen. Darum solle in Frankfurt ein hochmoderner Campus für berufliche Bildung als Leuchtturmprojekt für den Bund entstehen, in dem theoretische und praktische Ausbildung noch enger verzahnt werden könnten.
Monika Sommer, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg, sagte, dass es wichtig sei, das Miteinander von Frauen und Männern zu stärken. Sie bemängelte aber, dass Werbekampagnen zu oft zu sehr auf junge Männer ausgelegt seien. "Wichtig ist auch, klarzumachen, dass eine duale Ausbildung keine Ausbildung zweiter Klasse ist." Stefan Laßmann, Geschäftsführer der heimischen Kreishandwerkerschaft sieht den "Akademisierungswahn" unserer Gesellschaft mit großer Sorge. Viele Familien dächten, Kinder müssten unbedingt studieren, obwohl viele Jugendliche eher praktisch veranlagt seien. Willi Hamm, Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU, sagte dass viele Betriebe Not hätten, genug Lehrlinge zu finden. Daher sollte man mehr auf Frauen setzen.