Mit dem Auto in den Gottesdienst

Gebete aus dem Radio, Liedzettel zum Mitsingen und kostenloses Popcorn
Not macht erfinderisch. Gerade kleine Kirchen in der Region hatten an den Weihnachtstagen das Problem, dass aufgrund der Corona-Abstandsregelungen nur wenige Gläubige bei den Gottesdiensten zugelassen waren. Die evangelischen Pfarrer Susanne Stock (Staffel) und Markus Stambke (Limburg) hatten aber eine tolle Idee, wie sie allen interessierten Gläubigen ohne Abstandsprobleme Platz gewähren und nebenbei auch noch Kirche für neue Menschen interessant machen könnten. Sie hatten am späten Nachmittag vor Heiligabend zu einem Autokino-Gottesdienst auf den Limburger Marktplatz eingeladen.
Alle waren
überpünktlich
Das Interesse war groß. Zum Glück genau so groß, dass es mit einem Gottesdienst befriedigt werden konnte. So fanden 200 Fahrzeuge Platz, ohne dass jemand abgewiesen werden musste. Falls noch deutlich größeres Interesse zu verzeichnen gewesen wäre, hätten Stambke und Stock aber sogar noch einen zweiten Gottesdienst folgen lassen. Die Besucher erwiesen sich alle als sehr diszipliniert.
Trotz regnerischen Wetters draußen erschienen fast alle, die sich vorher auch angemeldet hatten. Und sie alle waren überpünktlich, wohl auch aus Angst, bei einer späten Ankunft nur einen der ganz hinteren Plätze auf dem Marktplatz mit schlechter Sicht auf die Großleinwand zu bekommen. Doch die Autokino-erfahrenen Helfer stellten die Wagen in den hinteren Reihen einfach weiter auseinander, damit jeder eine ordentliche Sicht auf das Bühnengeschehen hatte. Reden, Gebete und Musik konnten über eine Extra-Frequenz übers Autoradio mitgehört werden. Wie in Kino gab es für die Besucher neben Liedzetteln auch kostenlos Popcorn.
Wer in die dunklen Fahrzeuge blickte, erkannte viele glückliche Gesichter, die hochkonzentriert den Worten der Geistlichen lauschten. Das war etwas, was wohl noch keiner der Limburger Gläubigen zuvor erlebt hatte, in einem Autokino auf die heilige Nacht eingestimmt zu werden. Ein Vorteil davon: in den Autos durfte im Gegensatz zu in den Kirchen gesungen werden. Die zufriedenen Gäste bedankten sich bei den Gemeinden Limburg und Staffel für die tolle Idee mit Hupzeichen.
Corona-Situation
als Chance
Pfarrer Stambke sagte offen, dass sich nicht jeder seinen Kirchen-Stammgäste habe vorstellen können, zu einem Autokino-Gottesdienst zu kommen. Vor diesem Hintergrund seien fast 600 erschienene Menschen schön. Pfarrerin Stock ergänzte: "Es ist wirklich schwierig in diesem Jahr. Viele Gemeinden, auch unsere, haben ihre Gottesdienste in den Kirchen komplett abgesagt. Da müssen wir echt kreativ werden, um zu zeigen, dass Weihnachten stattfindet und die Kirchen trotzdem präsent sind" Für die Kirche heiße es, sich endlich mal intensiver mit anderen Formen zu beschäftigen und auch Social Media und Internet stärker für sich zu entdecken.
Stambke meinte, es sei höchste Zeit gewesen, dass die Kirche mehr aus sich herauskomme und auf die Menschen zugehe. Stambke: "Ich glaube, da ist Corona-Situation fast schon als Chance zu begreifen, dass Kirche sich den Menschen auch mal anders zeigt. Und ich wünsche mir, dass wir da weiter machen". Stock meinte, ihr sei es wichtig, dass Weihnachten überhaupt stattfinde, in welcher Form auch immer. Ich sei es wichtig, die Weihnachtslieder zu hören und die Weihnachtsgeschichte zu lesen. ROBIN KLÖPPEL