Die persönliche Signatur des Geläuts

Die Glocke, die sich aktuell im Nordwestturm des Domes befindet, ist für die 94-jährige Änne Klump, geborene Schäfer, eine ganz besondere. Denn an ihr hängen viele Erinnerungen für die Limburgerin.
Manchmal, wenn der Wind gut steht, kann Änne Klump sie hören: Die Sturmglocke im Nordwestturm des Limburger Doms. Dann werden wieder viele Erinnerungen wach. Aber auch wenn die Glocken für Änne Klump nicht zu hören sind, denkt sie viel an die Glocke, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und umgangssprachlich auch „Sterm“ genannt wird. Etliche Fotos und Zeitungsausschnitte hat die alte Dame über diese besondere Glocke gesammelt.
„An dieser Glocke hängen viele Erinnerungen“, erklärt die 94-Jährige. Als Kind habe sie immer wieder gespannt zugehört, wenn ihr Vater, Karl Schäfer, über diese Glocke sprach. Er sprach davon, wie er als Schuljunge zusammen mit anderen Kindern von Küster Maldaner sonntags hin und wieder in den Glockenturm geschickt wurde, damit er die Glocke zum Läuten bringe, und wie abenteuerlich dieser Glockenturm für ihn als kleiner Junge war. Später, als er bereits ein junger Mann war, begegnete dem 1891 im Brückenturm geborenen Limburger die Glocke wieder, diesmal beruflich. Als junger Schlossergeselle bei der Schlosserei Hanusch in der Kirchstraße wurde er mit der Montage der Glocke beauftragt, nachdem diese wegen der Erneuerung des Geläuts ins Museum im Schloss umgezogen war. Sein damaliger Kollege Josef Schmidt und er hätten ihre Namen mit Kreide in das Innere der Glocke geschrieben, quasi um sich zu verewigen. Das war im Jahr 1908. Dass das tatsächlich stimmt, hat Schäfers Tochter, Änne Klump, viele, viele Jahre später erfahren. In den 1960er Jahren, als die Glocke des Doms im Museum stand, schauten ihre drei Söhne einfach nach. Und tatsächlich, das was der Vater gesagt hatte, stimmte: Die beiden Namen, Josef Schmidt und Karl Schäfer, waren auch nach etlichen Jahren in Kreideschrift noch zu lesen.
Ein Foto für die Ewigkeit
Viele Jahre später, in den 1980er Jahren, als die Glocke, die wegen ihrer Form auch als Hutglocke bezeichnet wird, erneut umzog und auf dem Außengelände des heutigen Diözesanmuseum positioniert wurde, habe sie sich aber trotzdem mit eigenen Augen nochmals versichern wollen, berichtet Änne Klump. Gesagt, getan. Die rüstige Dame kletterte gewissermaßen unter den Hut und schaute nach, ob die Inschrift noch vorhanden sei. Noch immer standen die Namen des Vaters und dessen Kollegen in Kreide an der Innenseite der mächtigen Glocke. Das wollte sie sich aufbewahren und machte ein Erinnerungsfoto von diesem Anblick. Es sei ein schönes Gefühl den Namen ihres Vaters gelesen zu haben, sagt sie und lächelt. Immerhin stehe er da seit mehr als 100 Jahren.