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Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün in Limburg?

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Von: Stefan Dickmann

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Sollte die Pandemie eines Tages überwunden sein, werden die 45 neu gewählten Stadtverordneten wieder im Sitzungssaal des Rathauses tagen; bis dahin weichen sie in die Stadthalle aus.
Sollte die Pandemie eines Tages überwunden sein, werden die 45 neu gewählten Stadtverordneten wieder im Sitzungssaal des Rathauses tagen; bis dahin weichen sie in die Stadthalle aus. © Stefan Dickmann

Ökopartei großer Wahlsieger, CDU stabil, SPD und FDP müssen Sitze abgeben.

Limburg - In der Stadtverordnetenversammlung bleibt die CDU in der fünf Jahre dauernden neuen Wahlperiode mit 18 Stadtverordneten mit Abstand stärkste Fraktion, büßt nach dem gestern verkündeten Endergebnis aber einen Sitz ein. Weil die SPD drei Sitze verliert, ist der Abstand zur mit zwölf Sitzen trotzdem noch zweitgrößten Fraktion aber größer geworden.

Der Wahlsieger in Limburg sind eindeutig die Grünen, die ihr Wahlergebnis mehr als verdoppeln konnten und wieder, jetzt mit deutlichem Abstand, drittstärkste Fraktion sind. Sie stellen bis 2026 neun Stadtverordnete - vorher waren es nur vier.

Neben der SPD ist die FDP der zweite Wahlverlierer: Die Liberalen büßen von ihren bislang fünf Sitzen zwei ein. Die AfD zieht mit zwei Vertretern in die Stadtverordnetenversammlung ein, und auch die Linken sind weiter dabei, verlieren aber ihren Fraktionsstatus, weil sie nur noch eine Stadtverordnete stellen.

Ob die große Koalition von CDU und SPD im Limburger Rathaus eine Fortsetzung findet, hängt maßgeblich vom Ergebnis der Stichwahl in eineinhalb Wochen ab: Bleibt Dr. Marius Hahn (SPD) Bürgermeister, spricht viel für eine Fortsetzung dieses Bündnisses, das mit zusammen 30 Sitzen - trotz Verlusten - weiterhin eine deutliche Mehrheit hätte.

Gewinnt in zwei Wochen hingegen Stefan Laux (CDU) die Bürgermeisterwahl, stehen die Zeichen in Limburg eindeutig auf Schwarz-Grün: Auch dieses Bündnis hätte mit 27 Sitzen eine satte Mehrheit - zum Vergleich: 2026 kamen beiden Fraktionen zusammen nur auf 23 Sitze, was bei insgesamt 45 Stadtverordneten die knappste Mehrheit ist.

Allerdings dürfte der von den Grünen aufgerufene Preis für ein neues Bündnis hoch sein, denn die 2016 schon einmal von CDU und Grünen eingegangene Kooperation hielt nicht die komplette Wahlperiode, weil die CDU zwischendurch die Pferde wechselte und mit der SPD gemeinsame Sache machte, denn der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) kommt gut mit Bürgermeister Hahn klar.

Bis heute sind über den damaligen Wankelmut der Limburger CDU einflussreiche Grüne tief enttäuscht. Und nichts hilft in der Politik gegen Enttäuschung mehr als Einfluss durch einen Hauptamtlichen im Rathaus. . . Die Grünen könnten also einen Zweiten Stadtrat einfordern, damit die CDU ihnen auch die ganzen fünf Jahre lang treu bleibt.

Theoretisch ist noch eine dritte Variante möglich, die aber sehr unwahrscheinlich ist: eine Ampel. Auf 24 Sitze kämen SPD, Grüne und FDP. Auch das wäre eine Mehrheit. Trotzdem scheint dieses Bündnis nur schwer vorstellbar: Allein zwischen der Verkehrspolitik der Grünen und der FDP liegen Welten.

Nach der Wahl steht Folgendes fest: Die CDU in Limburg bleibt stabil - egal, was in Berlin auch passieren mag. Die SPD profitiert nicht mehr wie 2016 vom Schub durch einen frisch gewählten SPD-Bürgermeister. Die Grünen dürften wissen, dass ihr Wahlerfolg sehr viel mit der grundsätzlich positiven Stimmung für diese Partei zu tun hat. Die FDP, die 2016 in Limburg so stark wurde wie noch nie, bewegt sich wieder in normalen Bahnen. Die Linke verliert Protestwähler, und die AfD kriegt auch ohne erkennbaren Wahlkampf in der analogen Welt zwei Sitze.

Sechs Stimmen zum Wahlergebnis

Und so kommentieren die Fraktionsvorsitzenden und/oder Spitzenkandidaten der sechs Parteien das Wahlergebnis in Limburg:

Dr. Christopher Dietz (CDU): "Das Wahlergebnis freut uns sehr. Ich gebe zu, dass ich vor der Wahl eher Albträume als Träume hatte, weil wir befürchtet hatten, unter dem derzeitigen Negativtrend der CDU leiden zu müssen. Unter diesen Bedingungen das gute Ergebnis von 2016 gehalten zu haben, macht uns sehr froh."

Peter Rompf (SPD): "Das Ergebnis schmerzt. Uns war klar, dass es schwierig wird, unsere 15 Sitze zu halten. Der Landestrend hat gezeigt, dass wir Stimmen an die Grünen verloren haben, in Limburg kam mit der AfD eine weitere Liste dazu. Wir konzentrieren uns auf die Bürgermeisterwahl am 28. März. Wir wollen, dass Dr. Marius Hahn Bürgermeister bleibt."

Dr. Sebastian Schaub (Grüne): "Wir sind sehr froh, dass die Limburger unsere politische Arbeit so gewürdigt haben und wir auch von Bürgern gewählt worden sind, die uns normalerweise nicht wählen. Aber wir sind auch enttäuscht, dass wir es nicht vermitteln konnten, dass wir eine genauso gute Bürgermeisterkandidatin hatten."

Marion Schardt-Sauer (FDP): "Trotz der Verluste sind acht Prozent ein ordentliches Ergebnis für die FDP in Limburg. Wir liegen damit über dem Landesschnitt. Aber ich gebe zu, dass wir nach dem Zuspruch für unsere politische Arbeit in den vergangenen Jahren ein bisschen mehr erwartet haben. Mir tut es besonders für zwei meiner Kollegen Leid, die sehr gute Arbeit geleistet, aber durch das Ergebnis ihre Sitze verloren haben."

Meysam Ehtemai (AfD): "Ich freue mich über die zwei Sitze und die beiden erfolgreichen Kandidaten und dass wir damit Fraktionsstärke habe. Dass ich auf Listenplatz 1 nicht gewählt wurde, hat mich schon erstaunt, macht mich aber nicht traurig. Der Wähler hat das so entschieden, und das respektiere ich. Ich mische mich nicht in die Arbeit der Fraktion ein."

Valentin Zill (Linke): "Ich habe Sigrid Schmüser schon angerufen und ihr zum Einzug in die Stadtverordnetenversammlung gratuliert. Klar bin ich enttäuscht, dass wir nicht zu zweit ins Stadtparlament einziehen. Ich werde aber, so oft ich kann, versuchen, die politische Gremienarbeit zu verfolgen."

Zwei Comebacks

Gewinner: Sie ist wieder da: Sigrid Schmüser kehrt in die Politik zurück! Sie hatte sich 2016 mit ihrer BZL zurückgezogen, sympathisierte mit den Linken. Bei dieser Wahl trat sie für die Linke auf Platz 6 an, landete auf Platz 1. . . Nun winkt ihr die erste Rede in der neuen Stadtverordnetenversammlung als Alterspräsidentin.

Noch ein Comeback: Der frühere Fraktionssprecher der Grünen, Andreas Pötz, trat auf Platz 8 an und landete auf Platz 2.

Bei der SPD ist Noch-Ortsvorsteher Daniel Stenger aus Eschhofen der interne Wahlsieger Nummer 1: Von Listenplatz 15 kumulierten ihn die SPD-Wähler auf Platz 3.

Bei der CDU dürfen sich Dominique Huth, Offheims Ortsvorsteher Arne Piecha und Kai Diefenbach über besonders gute Wahlergebnisse freuen: Sie alle schnitten in der Wählergunst deutlich besser ab als ihr Listenplatz.

Verlierer: Das ist Meysam Ehtemai. Der Spitzenkandidat der AfD, zugleich stellvertretender Kreisvorsitzender, landete in der Wählergunst nur auf Platz 5. Vor ihn schoben die Wähler vier Kandidaten mit deutschen Namen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. dick

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