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Limburg: Dieser Schleichweg verschwindet

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Von: Stefan Dickmann

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Nur noch bis Ende September dürfen Autofahrer hier durchfahren, dann werden zwei Poller aufgestellt.
Nur noch bis Ende September dürfen Autofahrer hier durchfahren, dann werden zwei Poller aufgestellt. © Stefan Dickmann

Stadt sperrt Durchfahrt unter der Lichfieldbrücke

Limburg -Die Autofahrer in der Limburger Innenstadt verlieren demnächst einen Schleichweg. Die Straße „Am Philippsdamm“ wird vermutlich Ende dieses Monats in der Durchfahrt unter der Lichfieldbrücke mit zwei Pollern gesperrt. Dies geschieht nach Angaben der Stadtverwaltung zum Schutz der Fußgänger, der Radfahrer und der Anwohner. Die zuvor angebrachten Bodenschwellen vor der Durchfahrt können deshalb auch wieder entfernt werden.

Anfang des Jahres hatten sich Anwohner bei der Stadt beschwert und vehement eine Sperrung der Durchfahrt gefordert. Es folgten zwei Tempomessungen, einmal vor der Sperrung der alten Lahnbrücke und einmal danach - mit dem ernüchternden Ergebnis, dass sich dort kein einziger Autofahrer an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit hielt; es handelt sich um eine Spielstraße. Da verkehrsberuhigende Maßnahmen wie der Einbau der Bodenschwellen keinen nachhaltigen Erfolg hatten, ordnet die Stadt nun die Sperrung an.

Die entsprechenden Erläuterungen von Tim Jablonski vom Ordnungsamt sorgten im Ortsbeirat Innenstadt für große Verwunderung. Das Gremium wurde am Dienstagabend über die Maßnahme zwar nur informiert und konnte deshalb auch gar nicht darüber abstimmen, aber viele Mitglieder verstehen die angeordnete Maßnahme nicht.

„15 Unterschriften sind etwas dünn“

Oliver Schrangs (SPD) wollte wissen, ob künftig alle Schleichwege in der Stadt gesperrt würden, wenn es Beschwerden von Anwohnern über zu viel Durchgangsverkehr gebe. Außerdem frage er sich, warum die Stadt nicht noch warte, schließlich müsse die Lichfieldbrücke mehrere Jahre lang neu gebaut werden, und in dieser Zeit wäre eine Durchfahrt unter der Brücke ohnehin nicht möglich. Seine Fraktionskollegin Frauke Häuser Jüngst (SPD) bemerkte spitz, wenn Anwohner entsprechenden Druck aufbauen, klappe das auch vorher. Ortsvorsteher Sascha Schermert (CDU) fragte ebenfalls erstaunt, ob das jetzt alle Bürger machen könnten.

Wie Jablonski auf Nachfrage mitteilte, liegt der Stadt eine Unterschriftenliste von 15 Anwohnern am Philippsdamm vor, was das Erstaunen im Ortsbeirat angesichts der überschaubaren Zahl nicht kleiner machte. Weil alle bisherigen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Spielstraße nichts genutzt hätten, sei die Sperrung der Durchfahrt das letzte Mittel, erklärte Jablonski. „15 Unterschriften sind etwas dünn“, sagte Frank König (FDP). Komplett abriegeln könne doch keine Lösung sein.

Kein Autofahrer fährt in Schrittgeschwindigkeit

„Ich kann nicht feststellen, dass da viel Verkehr ist“, erklärte Angelika Seip (Grüne), die dort nach eigenen Angaben selbst manchmal entlang fährt. Sie wollte wissen, ob Bürger nun auch Unterschriften sammeln könnten, damit die Durchfahrt frei bleibe. Zwar lasse sich eine Anordnung zu sperren grundsätzlich wieder aufheben, erklärte ihr Jablonski, „aber das ist nicht Usus“.

Dem tapferen Mitarbeiter des Ordnungsamts sprang schließlich Barbara Sylla-Belok (Grüne) bei. Diese Straße sei nun einmal ein verkehrsberuhigter Bereich, was nun passiere, geschehe auf Basis einer klaren Rechtsgrundlage.

Wie aus der Mitteilung der Verwaltung an den Ortsbeirat hervorgeht, fahren täglich mehr als 1000 Autofahrer durch den verkehrsberuhigten Bereich „Am Philippsdamm“, weil diese Straße von vielen Verkehrsteilnehmern als Abkürzung genutzt werde, um die Ste.-Foy-Straße, die Dr.-Wolff-Straße und einen Teil der Grabenstraße mit seiner Ampel in Fahrtrichtung alte Lahnbrücke zu umfahren. „Die Zeitersparnis liegt bei mehreren Minuten.“

Neben der Suche nach Parkplätzen am Philippsdamm sei zudem zu beobachten, dass Gäste der Stadt oder auch Besucher der Kleingärten oftmals außerhalb der markierten Parkplätze ihre Autos unerlaubt abstellen. „Dies führt zum einen dazu, dass der markierte Fahrradweg nur eingeschränkt nutzbar ist und zum anderen, dass die Anwohner beim Ein- und Ausparken beeinträchtigt werden“, heißt es in der Mitteilung.

Bei einer ersten Verkehrserhebung im März dieses Jahres habe die Durchschnittsgeschwindigkeit von 85 Prozent aller Fahrzeuge bei 31 km/h gelegen. Bei einer zweiten Erhebung (nach der Baustellensperrung der alten Lahnbrücke) sei die Durchschnittsgeschwindigkeit von der gleichen Menge an Fahrzeugen zwar mit 19 km/h deutlich niedriger gewesen, aber das sei immer noch viel zu schnell für eine Spielstraße. Nach einem Gerichtsurteil liege die in solchen Straßen erlaubte Schrittgeschwindigkeit zwischen vier und zehn km/h, ein anderes Gericht lasse Tempo 15 gelten.

Doch unabhängig von den Entscheidungen der Gerichte liege bei beiden Verkehrserhebungen eine Überschreitung der Geschwindigkeit von 100 Prozent im verkehrsberuhigten Bereich vor. Mit anderen Worten: Kein einziger Autofahrer fuhr langsam genug.

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