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Wie dreist ist das denn? Steueraffäre in Gastronomie-Großhandel aufgedeckt

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Sieben Mitarbeiter eines Gastronomie-Großhandels in Limburg müssen sich wegen einer Steueraffäre vor dem Gericht verantworten.
Sieben Mitarbeiter eines Gastronomie-Großhandels in Limburg müssen sich wegen einer Steueraffäre vor dem Gericht verantworten. © Monika Skolimowska

In Limburg ist eine Steueraffäre rund um einen Gastronomie-Großhandel aufgedeckt worden. Fünf Millionen Euro sollen hinterzogen worden sein.

Limburg - Es war ein System, von dem beide Seiten profitierten. Bei einem Groß- und Einzelhandelsunternehmen für Gastronomieprodukte im Kreis Limburg-Weilburg sollen mehr als 100 Restaurants eingekauft haben, ohne, dass dies versteuert wurde. Laut Staatsanwaltschaft ermöglichte es das Unternehmen, dass schriftlich eingegangene Aufträge wieder storniert und die trotzdem bestellten und gelieferten Waren in bar bezahlt wurden.

Die eingekauften Lebensmittel, Weine und Spirituosen tauchten auf keinem Geschäftskonto auf. Stattdessen sollen die Restaurantbetreiber diese Waren genutzt haben und immer dann, wenn ein Kunde keine Quittung verlangte, diese auch nicht verbucht haben. Dabei sei ein Steuerschaden von mehr als fünf Millionen Euro entstanden, sagte Staatsanwalt Manuel Jung.

Limburg: Steueraffäre im Großhandel - Prozess beginnt

Er verlas am gestrigen Mittwoch vor der Ersten großen Wirtschaftskammer am Limburg Landgericht die Anklageschrift im ersten Prozess um die großangelegte Steuerhinterziehung. Weitere sechs Mitarbeiter des Großhändlers werden sich in weiteren Verfahren verantworten müssen. Im Februar 2020 wird zudem ein Gastronom aus Limburg vor dem Amtsgericht stehen. Er soll durch die Bestellungen bei dem Großhandel einen Steuerschaden in Höhe von rund 400 000 Euro verursacht haben. Die anderen Gastronomen kamen mit Strafbefehlen oder eine Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage davon.

Die erste Angeklagte, eine 65 Jahre alte Frau aus Hadamar, der Beihilfe zur Steuerhinterziehung in 42 Fällen vorgeworfen wird, gestand die Tat. Sie war von 2008 bis 2014 als Kundendienstmitarbeiterin bei dem Groß- und Einzelhandelsunternehmen tätig. Laut Staatsanwalt Jung habe sie insgesamt sieben Restaurants betreut, die regelmäßig Waren bestellten, die dann ohne Rechnung an die Kunden geliefert wurden. "Dabei sind rund 83 000 Euro an der Steuer vorbeigeführt worden", sagte Manuel Jung. Betroffen waren unter anderem Restaurants in Limburg, Hadamar und Wetzlar.

Erste Angeklagte in Steueraffäre in Limburg gesteht Tat

Die Mutter von zwei Töchtern räumte die Tat während ihrer Vernehmung durch die Vorsitzende Richterin Sandra Schmidt ein. Allerdings habe sie keine neuen Kunden dazu bewegt, die Masche zu nutzen. "Mir wurden die Gastronome von meinen Vorgesetzten zugeteilt", sagte die Beschuldigte. "Die Restaurantbetreiber, für die ich zuständig war, kannten das System bereits und haben es auch schon vorher genutzt." Die Chefin der Buchhaltung des Betriebs habe ihr nahegelegt, das System bei den Kunden weiter anzuwenden, um mehr Umsatz zu generieren, sagte die 65-Jährige. "Ich wusste, dass die Geschäfte nicht mit rechten Dingen zugehen. Allerdings war mir das Ausmaß nicht klar. Ich habe das System nie wirklich hinterfragt", sagte sie.

Das Bargeld habe sie oder der Lieferant der Waren entgegengenommen und in der Firmenzentrale abgegeben. 30 000 Euro Umsatz pro Monat musste die Hadamarerin laut eigenen Angaben erzielen. Wurde diese Schwelle überschritten, seien Bonuszahlungen geflossen. "Bei geringeren Umsätzen bekam ich mündliche Mahnungen", erklärte die Angeklagte. Da sie dauerhaft nicht genug Bestellungen einholen konnte, sei ihr im Jahr 2014 gekündigt worden.

Urteil bei Steueraffäre bei Großhandel in Limburg wird schon bald erwartet

Ein Mitarbeiter des Finanzamts Weilburg, der in dem Fall ermittelte, erklärte, dass man während einer Betriebsprüfung in dem Unternehmen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Barverkäufen festgestellt habe. Das Strafverfahren sei allerdings erst eröffnet worden, als die Steuerfahndung eine Bar-Quittung in einem Restaurant entdeckte, die nicht in den Büchern auftauchte. Es handelte sich um einen stornierten Auftrag bei dem Großhandel.

Staatsanwalt Jung rechnet mit einem Urteil innerhalb der nächsten beiden Prozesstage. Die Verhandlung wird am 12. November fortgesetzt. "Die anderen Tatverdächtigen, die in dem Betrieb tätig waren, schweigen bisher zur Sache oder streiten die Vorwürfe ab", sagt Jung. Deshalb habe man sich entschieden, den Prozess gegen die 65-Jährige vorzuziehen. Nach dessen Abschluss soll sie als Zeugin in den anderen Verfahren auftreten.

Von Tobias Ketter

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