Limburg-Weilburg: Jury nimmt alte Mauern genau unter die Lupe

Zwei regionale Objekte bewerben sich um den Hessischen Denkmalschutzpreis
Limburg-Weilburg -Welche Projekte werden in diesem Jahr mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis und Ehrenamtspreis ausgezeichnet? Darüber hat gestern Abend eine aus elf Fachleuten bestehende Jury entschieden. Unter den zehn Objekten, die die Experten am Dienstag und Mittwoch besuchten, waren auch zwei heimische Sanierungsprojekte: das Limburger Schloss und das "Wellehannese-Haus" in Ellar.
Wie der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege, berichtete, ist vorher nicht festgelegt, wie viele der zehn Projekte am 15. September im Biebricher Schloss in Wiesbaden einen Preis bekommen werden. Somit ist es auch denkbar, dass beide heimischen Projekte ausgezeichnet werden. Die Verantwortlichen machen es spannend: Das Ergebnis wird vor der offiziellen Preisverleihung nicht veröffentlicht. Klar ist aber bereits, dass nicht alle zehn Objekte einen Preis erhalten werden.
Um überhaupt in die Auswahl der möglichen Denkmalpreisträger zukommen, muss man sich bewerben und aussagekräftige Unterlagen einreichen, erklärte Jury-Chef Harzenetter. Nach denen wird dann entschieden, welche Projekte prinzipiell preiswürdig erscheinen und von der Jury bei ihrer Hessentour dann noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden.
Für das Limburger Schloss ist in der Kategorie Burg/Schloss als Preisträger der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) stellvertretend für den Magistrat der Kreisstadt Limburg nominiert. Stanke führte die Gäste unter anderem mit den Architekten Axel und Thomas Schmitt durch die Baustelle. Lange Zeit war die Zukunft des hoch über der Lahn thronenden Limburger Schlosses ungewiss, bevor es im Jahr 2000 in die Obhut und Pflege der Stadt überging.
"Der erste Grund für den Erwerb der Schlossanlage war, das Bauwerk nicht in private Hände zu geben und den Limburger Bürgern und Bürgerinnen weiterhin Zugang zum Schlosshof zu gewährleisten", erläuterte Michael Stanke. Das Interesse der Limburger am Schloss sei deutlich spürbar gewesen. Bereits 1995 hätten sich Bürger zum Förderverein Limburger Schloss zusammengetan. Heute diene das Schloss auch dem Domchor und der Mädchenkantorei als Refugium und beherberge das Stadtarchiv. Dafür waren umfassende Arbeiten notwendig. "Das Ziel war, in der Umsetzung substanzerhaltend und substanzschonend zu arbeiten und den Einsatz historischer Materialien zu bevorzugen", so Stanke. Durch umfassende Bauforschung sei zudem die Nordwand zum Wohnturm als eines der ältesten, über tausend Jahre alten Elemente des Schlosses identifiziert worden.
30 Jahre Leidenschaft stecken darin
In der Kategorie "14. bis 18. Jahrhundert, Profanbau/Fachwerk" ist das Wellehannese-Haus in Ellar und somit das Besitzerehepaar Bettina und Georg Gröschen nominiert. Für Georg Gröschen als Architekt ist das bereits vor 30 Jahren privat erworbene Objekt Leidenschaft. So verbrachte er in den vergangenen Jahren einen Großteil seiner Freizeit damit, die Sanierung zu planen und umzusetzen. So konnte er das im 17. und 18. Jahrhundert entstandene Ensemble vor dem Abriss retten und es wieder zu einem Schmuckstück in der Ortsmitte machen. Wo heute die sorgsam sanierte Winkelhofreite mit Fachwerkhaus, Scheune und Bauerngarten stehen, wäre ohne den Einsatz der Gröschens vielleicht nur noch Straßenraum zu sehen.
Damals hatte die Gemeinde zunächst das Grundstück gekauft und es ging laut Gröschen in Ellar das Gerücht um, dass die barocke Anlage abgerissen werden solle. Jahrelange Verhandlungen waren dann vonnöten, bis der Architekt die Verantwortlichen endlich überzeugt hatte, alles an ihn zu veräußern. Als Kompromiss führte der Wahl-Ellarer sogar den Bürgersteig durch einen Teil der Scheune. So können die Fußgänger das Areal in der Oberstraße passieren, ohne vom Bürgersteig auf die Straße ausweichen zu müssen.
Gröschen nahm den hohen Aufwand in Kauf, denn: "Die Hofreite war sehr vielversprechend." Obwohl er Profi in Sachen Sanierungen ist, waren die Schäden aber deutlich größer als zunächst angenommen, erinnert sich der Architekt. Sowohl Wohnhaus als auch Scheune seien durch Feuchtigkeit und mangelnde Instandhaltung extrem einsturzgefährdet gewesen. Ziel war immer der größtmögliche Erhalt bauzeitlicher Substanz durch jahrzehntelanges Eigenengagement unter Verwendung denkmalverträglicher Materialien. Ergänzt und rekonstruiert worden sei nur dann, wenn es gar nicht anders gegangen sei. "Es ist ein gutes Gefühl, dass die Hofreite vor dem Verfall und Abbruch gerettet wurde und durch eine dauerhafte Nutzung gesichert ist", blickt Gröschen heute zufrieden zurück.
In der ehemaligen Scheune konnte er bereits zwei dort geschaffene Wohnungen vermieten. Die Sanierung des Wohnhauses soll nach Aussagen des Eigentümers in drei Jahren abgeschlossen sein und dann von der Familie der Tochter genutzt oder auch als Wohnung vermietet werden. Wie viel Zeit und Geld er in den vergangenen 30 Jahren in das Objekt gesteckt hat, will beziehungsweise kann der Ellarer aber nicht sagen.