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Limburg-Weilburg: Trinkwasser zum Nulltarif?

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Füßchen baden ja, trinken nein: Aufgrund der hohen Auflagen musste die Stadt Limburg auch den Hattstein-Brunnen schließen.
Füßchen baden ja, trinken nein: Aufgrund der hohen Auflagen musste die Stadt Limburg auch den Hattstein-Brunnen schließen. © aic

Unterschiedliche Ansichten zum geplanten Gesetzentwurf aus Berlin

Limburg-Weilburg -Früher gab es überall öffentliche Trinkwasserbrunnen. In deutschen Großstädten wie Berlin, aber auch im europäischen Ausland wie Rom oder Paris sind sie heute noch zu finden. In den kleineren deutschen Kommunen wurden sie nach und nach abgeschafft, schließlich hatte jeder Haushalt irgendwann sein eigenes Leitungswasser. Deutschlandweit gibt es zurzeit noch rund 1300 öffentliche Trinkwasserbrunnen.

Trotzdem möchte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Städte und Kommunen in Deutschland zum Bau etlicher neuer Trinkwasserbrunnen verpflichten. In einem ersten Schritt sollen rund 1000 zusätzliche Brunnen errichtet werden. Anlass für ihren Gesetzesentwurf sind die Hitzewellen und die Trockenheit. Alle Bürger sollen sich unterwegs besser mit Wasser versorgen können und kostenlos Wasser für den Hausgebrauch in Flaschen abfüllen können. Dadurch soll unter anderem Plastikmüll vermieden werden.

Mögliche Standorte für die neuen "Quellen" wären zum Beispiel in Fußgängerzonen, Einkaufspassagen oder Parks, also alle zentralen, frequentierten und gut erreichbaren öffentlichen Orte. Die Kommunen sollen dabei aber selbst festlegen können, wo neue Zapfstellen nötig seien und ob an diesen Stellen die Brunnentechnik umsetzbar ist.

Säuferbrunnen wurde geschlossen

Einer der letzten öffentlichen Trinkbrunnen dürfte der "Säuferbrunnen" (Ritter Hattstein) in Limburg gewesen sein. Aber auch er wurde geschlossen. "Die mit der Änderung der Trinkwasserschutzverordnung verbundenen Auflagen lassen sich nicht erfüllen", erklärt Johannes Laubach, Pressesprecher der Domstadt. Auch in Hadamar gibt es keinen öffentlichen Trinkwasserbrunnen mehr. Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) sieht keinen ganz dringenden Handlungsbedarf. "Wir haben derzeit keine Probleme mit unseren Pegelständen, wir befürchten keinen Wassermangel und müssen keine Einschränkungen machen", sagt er. Jeden Donnerstag bekommt er die aktuellen Meldungen über die Wassersituation in Hadamar.

Jens-Peter Vogel (SPD), Bürgermeister von Bad Camberg, schildert die Situation in seinem Umfeld. "Die Einwohner unseres Stadtteils Oberselters haben traditionell ihren Haustrunk, der ihnen ein wöchentliches Kontingent an Mineralwasser aus dem Oberselterser Mineralbrunnen zugesteht. Ebenso ist in Oberselters eine Wasserentnahmestelle für die Allgemeinheit in Umsetzung. In den übrigen Stadtteilen bleibt der Zugriff auf das Leitungswasser, das als Trinkwasser ein besonders streng kontrolliertes Lebensmittel ist. Im Rahmen des Förderprogramms Zukunft Innenstadt ist unter Umständen noch ein Wasser/Wassernebelspender im Altstadtbereich angedacht. Eine konkrete Ausführungsplanung dazu gibt es aktuell aber noch nicht."

Thema bei der nächsten Ausschusssitzung

Auch in Diez beschäftigt man sich mit dem Thema. Stadtbürgermeisterin Annette Wick ist noch in Urlaub, die Zweite Beigeordnete Christel Müller weiß aber, dass die Brunnen Thema bei der nächsten Ausschusssitzung Anfang September sein werden. Angedacht sind bereits Brunnen in der Innenstadt, zum Beispiel auf dem Marktplatz und in der Altstadt. Diez hat sogar noch einen funktionierenden Trinkbrunnen im Grafenschloss. Leider wird der ständig von Vandalen heimgesucht - ist also leider häufig gar nicht nutzbar.

In Beselich genießen die Bewohner ausschließlich ihr gutes Leitungswasser. Bürgermeister Michael Franz (parteilos) bestätigt, dass es keinen öffentlichen Trinkwasserbrunnen gibt. "Wir haben zur Zeit auch noch nichts in Planung".

Bürgermeister Horst Kaiser (CDU) aus Elz möchte heute im Gemeindevorstand vorschlagen, einen Plan auszuarbeiten, ob mit vertretbarem Aufwand Selbstbedienungsbrunnen beispielsweise am Rathaus oder an den Radwegen aufgestellt werden können. In diesem Jahr gebe es auch noch die Möglichkeit, Förderanträge zu stellen.

Wer mit Passanten auf der Straße zum Thema befragt, hört ganz unterschiedliche Meinungen. "Die Leute werden mit dem Wasser ihre Gärten gießen", prophezeite einer, "und was in Großstädten sinnvoll ist, muss nicht unbedingt auf dem flachen Land umgesetzt werden".

"Wer in der Hitze wirklich länger unterwegs ist, nehme sich in der Regel auch was zu trinken mit", meinte ein anderer. Abgesehen davon lebe auch die Gastronomie vom Verkauf. Trinkstellen entlang von Rad- und Wanderwegen wurden dagegen von mehreren Befragten als interessant bezeichnet. Die Gesetzesnovelle passiert zunächst den Bundesrat, bevor der Bundestag sie verabschieden kann.

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