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Verzweifelte Suche nach Hautarzt: Wie man auch als Kassenpatient schnell einen Termin bekommt

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Von: Sabine Rauch

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Ein Hautarzt untersucht eine Hand.
In Limburg einen Termin beim Hautarzt zu finden, ist als gesetzlich Versicherter nicht einfach. © picture alliance/dpa

Im Raum Limburg versucht eine Mutter für ihre Tochter verzweifelt einen Termin beim Hautarzt zu bekommen – für gesetzlich Versicherte scheint das gar nicht so einfach. Doch es gibt eine Lösung.

Limburg-Weilburg – Spätestens nach der Frage, bei welcher Krankenkasse ihre Tochter denn versichert sei, war Schluss. Aber in der Regel sei sie gar nicht so weit gekommen, sagt Martina Wagner. Meistens war das Telefon entweder besetzt oder es lief ein Band, das sie aufforderte, die drei zu drücken, wenn sie Privatpatientin sei. Aber Martina Wagner ist keine Privatpatientin mehr und ihre Tochter auch nicht. Dass es nicht so einfach ist, einen Facharzt-Termin zu bekommen, wenn man gesetzlich versichert ist, habe sie schon mal gehört, sagt Martina Wagner. "Aber ich war überrascht, dass es so ein großes Problem ist."

Dabei habe sie gar nichts Unmögliches gewollt, sagt Martina Wagner. Sie wollte nur einen Hautarzt-Termin für ihre Tochter. Weil die nicht nur unter einer Akne leidet, sondern auch Muttermale hat, die ihr Sorgen machen.

Nach vielen Anrufen: Termin bei Dermatologe in Wiesbaden

Wie oft und wo überall die beiden angerufen haben, wissen sie gar nicht mehr. Im Landkreis Limburg-Weilburg haben Martina Wagner und ihre Tochter die Hautärzte zuerst abtelefoniert, dann haben sie ihren Radius erweitert - auf den Rhein-Lahn-Kreis und den Rheingau-Taunus-Kreis. Überall dasselbe. Überall bekamen sie zu hören, dass Herr oder Frau Doktor keine Patienten mehr annehme, es sei denn, man sei privat versichert.

Niemand habe gefragt, warum sie denn einen Termin brauche, keiner wollte hören, dass sie es nicht einmal besonders eilig habe, so Martina Wagner. In Wiesbaden hatten sie dann Glück - und das sogar ziemlich schnell. Innerhalb von drei Wochen haben sie bei einem Dermatologen einen Termin bekommen. Natürlich ist Martina Wagner froh, dass ihre Tochter endlich zum Hautarzt kann. Aber in Wiesbaden? Von Limburg aus? Das sei sehr zeitaufwendig und ökologisch nicht besonders sinnvoll.

Terminservice-Stelle: Termine beim Facharzt innerhalb von vier Wochen

Und es sei auch nicht nötig gewesen, sagt Karl Roth, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Denn für solche Fälle gebe es doch die Terminservice-Stellen der KV. Die sind über die Rufnummer 116 117 zu erreichen und müssen gesetzlich Versicherten innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt vermitteln und das in einem Radius von 30 Kilometern rund um den Wohnort des Patienten.

Die einzige Voraussetzung ist eine Dringlichkeitsbescheinigung. Die stellt der Hausarzt aus, er ist auch derjenige, der entscheiden muss, welcher Fall dringlich ist und welcher nicht. Wer mit der Dringlichkeitsbescheinigung bei der Terminservice-Stelle anruft, dem werde geholfen, sagt Karl Roth. "Dann liegt die Vermittlungsverpflichtung bei der KV." Damit das System funktioniert, müssten die Ärzte mit Kassenzulassung ein bestimmtes Quantum an Terminen freihalten - für neue Patienten, auch wenn die gesetzlich versichert sind.

Versorgungsgrad von Hautärzten im Landkreis Limburg-Weilburg bei 96 Prozent

Dass es so schwierig ist, einen Hautarzt-Termin zu bekommen liege nicht daran, dass es zu wenige Hautärzte gibt, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung. Anfang März waren im Landkreis Limburg-Weilburg vier Dermatologen "mit einem vollen Versorgungsauftrag" vertragsärztlich tätig, das bedeutet einen Versorgungsgrad von 96,01 Prozent; ein Arzt habe - rein rechnerisch - 41 262 Patienten zur versorgen. Damit gilt die Grundversorgung als gewährleistet, jedenfalls statistisch. Trotzdem ist noch ein Kassenarzt-Sitz an einen Dermatologen zu vergeben. Auch ein Neurologe könnte sich noch im Landkreis Limburg-Weilburg niederlassen. "Alle weiteren Arztgruppen der allgemeinen Fachärzte gelten als gesperrt." Weil es mehr als genug von ihnen gibt.

Dass es trotzdem so schwierig ist, einen Termin zu bekommen, liege daran, dass viele Patienten von Arzt zu Arzt wandern und damit Termine blockieren, sagt Karl Roth. Manche seien bei bis zu zehn Ärzten in Behandlung. Alle anderen müssten dann eben Geduld haben oder über die Terminservice-Stelle gehen. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Es sei denn, der Patient ist ein medizinischer Notfall.

Gesetzliche Krankenkasse: Kein Anspruch auf Termine bei Fachärzten

"Einen Behandlungsanspruch gibt es für einen gesetzlich Versicherten bei einem bestimmten Arzt nicht", sagt Karl Roth. Und wie die Ärzte ihre Praxis organisieren, sei deren Entscheidung. Den Vorwurf der "Zwei-Klassen-Medizin" kann er nicht mehr hören. Dass privat Versicherte leichter einen Termin bekommen, habe schlicht und einfach damit zu tun, dass nun mal weitaus weniger Menschen privat versichert seien. "Das sind zwei unterschiedliche Systeme."

Das weiß inzwischen auch Martina Wagner. Einem Dermatologen hatte sie angeboten, die Untersuchung der Muttermale privat zu bezahlen. Das Angebot wollte der Arzt gerne annehmen. Er wies Familie Wagner aber darauf hin, dass die Devise "einmal Selbstzahler, immer Selbstzahler" lautet. Und das wollte Martina Wagner dann doch nicht. Schließlich ist sie versichert.

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