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Mengerskirchen: "Sogar tief wurzelnde Bäume vertrocknen"

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Von: Rolf Goeckel

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Mehrere Hektar groß ist die Fläche am Knoten, die im Frühjahr wieder aufgeforstet wird.
Mehrere Hektar groß ist die Fläche am Knoten, die im Frühjahr wieder aufgeforstet wird. © Arnold Strieder

Große Schäden im Forst - Bürgermeister sieht keine positive Entwicklung für die Waldwirtschaft

Mengerskirchen -Erträge aus der Waldwirtschaft gehören nach Einschätzung von Bürgermeister Thomas Scholz (CDU) im Marktflecken Mengerskirchen auf absehbare Zeit der Vergangenheit an. Zu groß seien die Schäden der Trockenheit in den Jahren 2018 bis 2020. "Nach wie vor mache ich mir große Sorgen um den Gemeindewald mit den vielen Aufforstungsmaßnahmen", sagte Scholz in seiner Haushaltsrede mit Blick auf den Borkenkäferbefall des Laubholzes und nicht unbeträchtliche Schäden in den Laubwaldbeständen. "Hier werden wir auf Jahre die Erhaltung und Erholung unseres Waldes als Ziel verfolgen müssen", so der Bürgermeister.

Die Einschätzung des Verwaltungschefs kommt nicht von ungefähr. Denn Revierförster Winfried Bachl stellt in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung lapidar fest: "Die allgemeine Lage im Wald ist klima- und schädlingsbedingt schlecht." Schon vor dem Rekord-Trockenjahr 2018 seien Temperaturen (plus 0,45 Grad) und Sonnenscheindauer (plus neun Prozent) gestiegen und die Niederschläge um 15 Prozent zurückgegangen. In den beiden darauffolgenden Jahren habe sich die Situation weiter verschlechtert. "Selbst tief wurzelnde Bäume wie die Buche vertrocknen", schlug Bachl Alarm.

Hiebsatz haushoch überschritten

Die Folge: Schon jetzt habe die Gemeinde Mengerskirchen ihren nachhaltig geplanten Hiebsatz von 1426 Festmetern Holz pro Jahr "haushoch überschritten". 6150 Festmeter Holz, also die mehr als vierfache Menge, die das rückwirkend seit 2020 gültige und in diesem Jahr beschlossene Forsteinrichtungswerk eigentlich vorsieht, mussten dem Wald entnommen werden. Bachl hoffte, dass zum Ende der zehnjährigen Planungsperiode dieser Kahlschlag wieder ausgeglichen werden kann.

Danach sieht es derzeit allerdings nicht unbedingt aus: Weil sie ihrer Verkehrssicherungspflicht habe nachkommen müssen, sei eine Reihe noch verbliebener älterer Buchen gefällt worden. Dabei, so Bachl, habe sich gezeigt: "Alle Stämme waren krank." Aber auch die Fichte, der wirtschaftlich gesehene "Brotbaum" der Gemeinde, sei in den vorangegangenen Jahren deutlich reduziert worden. Der Vorrat sei um die Hälfte geschrumpft, sagte der Revierförster.

Bachl berichtete, dass in der Gemeinde Mengerskirchen eine Fläche von rund 30 Hektar Gemeindewald aufgeforstet werden muss. Dafür habe der Marktflecken bereits fast 75 000 Euro Fördermittel vom Bund und vom Land Hessen erhalten. Ein weiterer beim Land gestellter Antrag über 20 000 Euro Förderung laufe noch. Gepflanzt werden sollen Mischwälder mit den Baumarten Buche, Edellaubholz, Douglasie und Fichte in unterschiedlichen Kombinationen.

Die größte Fläche, die 2022 wiederaufgeforstet werden soll, ist ein Areal von zehn Hektar am Knoten. Dafür seien Kosten von rund 120 000 Euro veranschlagt, die mit einem Anteil von 70 bis 80 Prozent gefördert werden können. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Gemeinden sich an die Waldentwicklungsziele hält, die eine Wiederaufforstung mit Mischwald vorsehen.

"Der Markt ist leer gefegt"

Das Setzen neuer Jungbäume stößt derzeit allerdings auf eine Schwierigkeit, wie Revierförster Bachl verdeutlichte: "Der Markt ist leer gefegt." Es sei auch nicht möglich, Setzlinge beispielsweise aus Asien zu importieren, da diese womöglich unter den hiesigen klimatischen Bedingungen nicht gedeihen.

Auf der Einnahmenseite berichtete Bachl hingegen von einer zufriedenstellenden Situation: "Laubholz wie Buche, Esche und Ahorn ist sehr gefragt." Und auch die Preise für den "Brotbaum" Fichte seien wieder nach oben gegangen: Wurden 2020 noch 25 Euro pro Festmeter aufgerufen, so bewegen sich die Erlöse derzeit zwischen 70 und 80 Euro. Bachl: "Sämtliches Holz ist bereits unter Vertrag, und der Verkauf klappt zügig."

Der Förster äußerte die Hoffnung, dass es gelingen wird, die Kahlflächen in den nächsten Jahren wieder zu bewalden. Dabei verfolge er das Ziel, keine "Holzplantagen" zu errichten, sondern "den Wald in seiner ganzen Vielfalt zu erhalten".

An die Bürger des Marktfleckens appellierte der Forstmann, den Wald als Erholungsstätte zu nutzen. "Gehen Sie Waldbaden", sagte Bachl und schloss mit einem Zitat des Schriftstellers Hermann Hesse, der Bäume als "Heiligtümer" bezeichnet hatte.

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