Peter Henninger ist seit 40 Jahren DJ

Peter Henninger ist seit 40 Jahren DJ. Nicht irgendeiner, sondern einer, der große Events rockt und mit vielen großen Künstlern des Schlager- und Partybereichs zusammengearbeitet und mittlerweile eine eigene Internetshow hat. Der 57-Jährige hat Scheinehen, Drogenkonsum, Psychopathen und Oberflächlichkeiten in der scheinbar heilen Schlagerwelt hautnah erlebt. Trotzdem liebt er bis heute seinen Job.
Peter Henninger wird am 24. März 1960 in Frankfurt geboren. Da er aus einer Metzgerfamilie kommt, lernt er auch Metzger. Doch tief im Herzen hat Peter eine ganz andere Leidenschaft: die Musik. Es soll ein weiter Weg für den Wahl-Niederzeuzheimer werden, bis er die ganzen Aftershow-Partys des ZDF gestaltet, für Udo Jürgens auflegt, Mario Adorf oder Thomas Gottschalk.
1977 war es in seiner Stammdisco „Rothschild & Royce“, als er einfach fragte, ob er mal auflegen dürfe. Peter durfte und er machte es offenbar gut. „DJ kann man nicht lernen. DJ ist man oder man ist es nicht“, sagt Henninger. Trotzdem übte er heimlich mit Uschi Kaiser vom Biba-Club.
Die erste Platte, die er auflegte, war „Shame Shame Shame“ von Shirley & Company. Als Henninger in der Folgezeit nebenbei immer öfter auflegte, waren die Tanzflächen voll. „Damals gab es noch Musikpausen, damit die Leute sich Drinks holen und die Discos Umsatz machen konnten“, so der 57-Jährige. Er selbst hat 20 Mark pro Abend dazuverdient und Orangensaft frei dazu bekommen. „Oberstes Prinzip ist, selbst nie Alkohol zu trinken“, sagt Henninger. Viel Geld machte er damals in Tanzschulen, die oft sonntags einen DJ einluden. Peter Henninger ist ein DJ aus einer Zeit, in der man am Plattenpult noch Entertainer und Moderator sein musste. „Ich muss heute viel besser als die jungen Kollegen sein, um mich durchzusetzen“, sagt Henninger.
Da seine Qualität bekannt ist, er eine emsige Bookingagentur hat, ist Henninger deutschlandweit jedes Wochenende unterwegs. Auch alle zwei Wochen sonntags im Limburger Musikpark legt er regelmäßig auf. Die Arbeit sei anspruchsvoller geworden. Durch das Internet seien oft Jugendliche besser über die aktuelle Musik informiert als mancher DJ.
DJ sei sowieso kein geschützter Begriff, so dass sich immer mehr Leute auf dem Markt tummelten, in der Hoffnung, das schnelle Geld zu verdienen. Manche würden sich überall für einen Hungerlohn anbieten, um sich bekannt zu machen. Henninger weiß, dass er sich da nur durchsetzen kann, wenn er weiter Qualität abliefert.
Er war in den 1980er Jahren trotz Bee-Gees-Faible einer der ersten deutschen DJs, die sich auf deutsche Musik spezialisiert hatten. Zunächst spielte er überwiegend Neue Deutsche Welle. So lernte er bei den Veranstaltungen in den Discos immer mehr Künstler kennen. Zum Beispiel Hubert Kah ließ ihn tief in seine Seele blicken. Henninger fokussierte sich auf Partymusik und bekam hautnah mit, wie ein junger Mickie Krause sich die Welt eroberte. Der Wahl-Hadamarer hat großen Respekt vor ihm und Jürgen Drews, absoluten Profis und Gentlemen. Denn Henninger weiß nur zu gut, dass in der Branche zu viele Möchtegerns unterwegs sind, die sich für den Nabel der Welt halten, oberflächlich oder gar psychisch krank wirken, Alkohol und härtere Drogen konsumieren.
Namen kann Henninger öffentlich nicht nennen, weil es ihm in der Branche schaden würde. Aber er kennt Gott und die Welt und erfährt in der Szene alles. Selbst wenn ein aktuell sehr prominenter Künstler eigentlich schwul ist und nur für Medien und Fans den Anschein eines heilen Familienlebens vorspielt. Peter Henninger wäre ein Tag bundesweite Aufmerksamkeit mit solchen Insiderinfos gewiss. Aber Petze will er nicht sein und genug Aufmerksamkeit hat er auch jetzt schon. Er nimmt für sich in Anspruch, einer der Leute Mitte der 1990er Jahre gewesen zu sein, der das Mallorcapartyfeeling nach Deutschland holte.
In Niederzeuzheim braucht Henninger nur ein Ein-Zimmer-Apartement, weil er sowieso fast den ganzen Monat irgendwo in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs ist. Diesen Sommer freut er sich auf ein zweimonatiges Booking in Bulgarien am Goldstrand. Nach Hadamar verschlug es Henninger übrigens, weil er mit einer Sängerin liiert war, die damals im Limburger Raum lebte.
Lieben die Frauen wirklich wie in Michael Wendlers Hit den DJ? „Als DJ habe ich es einfacher, Frauen kennenzulernen“, sagt Henninger grinsend. Mittlerweile ist Henninger sogar ein echter Internetstar, bekommt Autogrammpost.
Plaudern auf schlager.de
Das kam so: „Der dicke lustige Mann“, wie Henninger sich selbst nennt, stellte von sich aus Spaß ein paar Videos ins Netz ein, wo er vor dem Smartphone sitzt, plaudert und seine Lieblingsschlagerhits spielt. Irgendwo saß der Produzent Gregor Nebel, Carmen Nebels Sohn, in einem Café, sah ein Video zufällig und dachte sich: „Den Typ kennste doch“. Plötzlich klingelte Henningers Handy. „Hier Gregor Nebel, willst du nicht eine größere Plattform für deine Sachen?“ Und nun ist Henninger einmal wöchentlich donnerstags auf Schlager.de Moderator der Internetshow facedisco.
200 000 Leute folgen ihm da regelmäßig. „Ich habe dadurch Fans aus ganz Deutschland“, sagt Henninger. Das mache ihm richtig Spaß, sagt er. Auf Events würden ihn Leute ansprechen, dass sie extra wegen ihm gekommen seien.
Dabei ist die facedisco einfach produziert. Henninger stellt einfach sein Telefon in seinem Zimmer vor sich auf und spricht zwei Stunden in die Kamera, was ihm gerade in den Sinn kommt.
Er geht auf Zuhörerkommentare ein, führt Interviews mit bekannten Sängern und spielt natürlich, was ihm an aktuellen Liedern gerade gefällt. Da gibt es dann, wie er sagt, Künstler und Management, die wissen, dass Henninger Einfluss auf die Schlagerfans hat und ihn drängen wollen, dass er bestimmte Sachen spielt. Henninger ist aber nicht käuflich, sondern will authentisch bleiben. Das ist wahrscheinlich das Erfolgsrezept der facedisco, dass Henninger einerseits so normal ist und zudem wie kaum ein Zweiter ein Kenner der Schlagerbranche ist. Henninger bekommt gar Liebesbriefe. Doch obwohl er seit zwei Jahren offiziell Single ist, geht er nicht darauf ein. „Da gibt es nämlich eine Frau in Stuttgart“, sagt er.