1. Startseite
  2. Region
  3. Limburg-Weilburg
  4. Runkel

Campingplatz-Betreiberin ist sauer auf die Wirtschaftsförderung

Kommentare

Die Sanierung des Runkeler Campingplatzes liegt gut im vorgesehenen Zeitplan. Ärger bereitete aber die Finanzierung. Die Eigentümerin und Betreiberin Brigitte Brandenburger fühlt sich von der Wirtschaftsförderung des Landkreises im Stich gelassen.

Pünktlich zur neuen Saison 2017 wird die Sanierung des Campingplatzes Runkel fertiggestellt sein. Dann werden die sanitären Einrichtungen auf dem neuesten Stand sein, verspricht Geschäftsführerin Brigitte Brandenburger des Betreibers Lahntours Aktivreisen. Das bedeutet für die Kunden, dass sie in einem frisch renovierten Sanitärtrakt auf dem idyllischen Platz an der Lahn warmes Wasser in den Duschen und Waschbecken zur Verfügung haben werden – dies war bisher nicht der Fall.

Ebenfalls sind die Anlagen künftig für Gehbehinderte barrierefrei erreichbar. „Was Kanutouren und Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Runkeler Campingplatz betrifft, waren wir vorher schon klasse“, sagte Brigitte Brandenburger., die den Platz von der Stadt Runkel im November 2015 gekauft hat, nachdem sie jahrelang Pächterin war. „Künftig kann ein Gast, der zu uns kommt, mit dem Campingplatz eigentlich nur vollauf zufrieden sein“, ist Brandeburger zuversichtlich. 180 000 Euro investiert Lahntours in den Umbau.

45 000 Euro fehlten

Während für die Kunden damit wohl bald alles gut wird, ist Brandenburger richtig sauer auf die heimische Wirtschaftsförderung und den Landkreis. Der Grund: Die versprochene Förderung wurde nicht gezahlt. Dabei habe sie sich vor dem Kauf des Platzes bei der Wirtschaftsförderung umfassend über Fördermöglichkeiten für das Projekt informiert, berichtet sie. Mündlich sei ihr ein Zuschuss in Höhe von 45 000 Euro in Aussicht gestellt worden. Schon 2015 habe sie erste Gespräche mit dem zuständigen Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung geführt und am 22. Oktober 2015 auf dessen Empfehlung hin eine erste Projektbeschreibung vorgelegt. Die Förderwürdigkeit des Projektes sei immer als gegeben kommuniziert worden, erklärte Brandenburger.

Den offiziellen Förderantrag habe sie dann vor bereits 15 Monaten an die Wirtschaftsförderung geschickt – eine offizielle Reaktion gab es bis heute nicht. Ein für 14. Juni 2016 mit einer Mitarbeiterin des Bereichs Dorfentwicklung im Amt für Ländlichen Raum vereinbartes Treffen sei ohne Begründung und neuen Termin abgesagt worden. Inoffiziell habe sie aus der Kreisverwaltung gehört, dass für 2017 sämtliche zur Verfügung stehenden Fördermittel bereits verplant seien. Brandenburger hält das Hinhalten seitens des Kreises für einen Skandal. Schließlich habe sie mehr als ein Jahr lang immer wieder mit dem zuständigen Mann der Wirtschaftsförderung kommuniziert. Nun hat die Unternehmerin „zähneknirschend“ auf die für sie eigentlich wichtigen 45 000 Euro verzichtet und ohne Förderung mit dem Umbau begonnen. Denn noch ein Jahr länger wollte sie ihren Kunden die Zustände auf dem Campingplatz nicht zumuten.

Dennoch ist es Brandenburger wichtig, ihren Fall an die Öffentlichkeit zu bringen. Bei vielen Veranstaltungen würden Investoren mit dem Hinweis auf mögliche Fördergelder zu Ausgaben animiert. Sie selbst habe viel Zeit geopfert, um sämtliche von der Wirtschaftsförderung gewünschten Unterlagen zu erstellen und einzureichen. Wenn aber hinterher alles „im Sande verlaufe“, sei ein solches Verhalten nicht akzeptabel. Sie hätte vom Kreis eine klare Aussage erwartet. Beispielsweise zu möglicherweise noch fehlenden Planungsunterlagen oder aktuell nicht genügend vorhandenen Mitteln.

Brandenburger vermutet beim Landkreis eine Strategie, Antragsteller hinzuhalten, damit sie irgendwann aufgeben. „Geht es nur darum, dass Leute öffentlich so tun, als würden sie was tun?“, fragt sich Brandenburger. Sicher gehe es vielen anderen Antragstellern genau wie ihr. Doch viele würden den Mund nicht aufmachen, weil sie Angst hätten, beim nächsten Projekt dann gar keine Chance auf Förderung mehr zu haben.

Runkels Bürgermeister Friedhelm Bender (SPD) lehnte auf Anfrage dieser Zeitung eine Stellungnahme zu dem konkreten Fall Campingplatz Runkel ab, weil er mit dem Amt für Regionalentwicklung künftig noch bei anderen Projekten wie dem Dorfentwicklungsprogramm oder dem Steg Villmar–Arfurt zusammenarbeiten müsse. Er wolle kein Öl ins Feuer gießen. Er sagte nur so viel: „Der Campingplatz ist für die touristische Zukunft Runkels von großer Bedeutung.“

Jung: Kein Förderantrag

In einer Stellungnahme des Ersten Kreisbeigeordneten Helmut Jung (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung heißt es: „Die Stadt Runkel wurde in 2009 darüber informiert, dass im Rahmen der Regionalentwicklung keine reine Sanierung des Campingplatzes, sondern nur eine umfassende Erweiterung und Anpassung der Anlage an die Bedürfnisse der Aktivtouristen gefördert werden kann.“ Im Regionalen Entwicklungskonzept für die Förderperiode 2014 bis 2020 sei die Anpassung/Qualifizierung des Campingplatzes Runkel als konkretes Projekt enthalten. Um jedoch in den Genuss einer Förderung zu kommen, müsse der vollständige Antrag mit den erforderlichen Unterlagen vorgelegt werden, erklärte Jung. Das LEADER-Entscheidungsgremium bewerte die aus der Region eingereichten Projekte und erstelle unter Berücksichtigung der vorhandenen Fördergelder eine Rangliste. Diese Liste sei für das Amt für Ländlichen Raum bindend. Für den Campingplatz Runkel liege aber kein vollständiger Förderantrag vor. Auch sei das Projekt in der geplanten Version unter neuer Trägerschaft bisher noch nicht vorgelegt worden.

Brandenburger hält die Antwort des Kreises für einen schlechten Scherz. Sie habe den Antrag zwar nicht per Einschreiben verschickt. Doch habe sie mit dem Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung später mehrfach telefoniert. Aus den Gesprächen sei deutlich geworden, dass ihre Unterlagen eingegangen seien. Es habe keinerlei Hinweis gegeben, dass der Antrag nicht vollständig sei und nachgebessert werden müsse. Sie lasse sich vom Kreis nicht den schwarzen Peter zuschieben, so Brandenburger.

(rok)

Auch interessant

Kommentare